Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. Eben so kennen auch die Japaner noch nicht die hinter Jesogasima liegenden und welche [Spaltenumbruch]
mals noch sehr wenig bekanten Reiche zu Lande
durch noch unbekantere Theile von Rusland und der Tatarei, im Jahr 1692. Witsen hat die Be- schreibung derselben in holländischer Sprache her- ausgegeben; nach welcher 1706 eine englische Ueber- setzung gemacht ist, welche ich vor mir habe. Er hat sich der Witsenschen Charte, wie er selbst [Spaltenumbruch] sagt, auf seiner Reise beständig bedient und sie mit der Natur verglichen. Diejenige, welche er liefert, ist daher nicht, wie man aus Kämpfers Worten schließen könte, blos ein Nachdruk der Witsenschen. Sie weicht vielmehr oft von der- selben ab, da sie Jsbrand Jdes durchaus nach sei- nen eignen Beybachtungen berichtigt hat. Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. Eben ſo kennen auch die Japaner noch nicht die hinter Jeſogaſima liegenden und welche [Spaltenumbruch]
mals noch ſehr wenig bekanten Reiche zu Lande
durch noch unbekantere Theile von Rusland und der Tatarei, im Jahr 1692. Witſen hat die Be- ſchreibung derſelben in hollaͤndiſcher Sprache her- ausgegeben; nach welcher 1706 eine engliſche Ueber- ſetzung gemacht iſt, welche ich vor mir habe. Er hat ſich der Witſenſchen Charte, wie er ſelbſt [Spaltenumbruch] ſagt, auf ſeiner Reiſe beſtaͤndig bedient und ſie mit der Natur verglichen. Diejenige, welche er liefert, iſt daher nicht, wie man aus Kaͤmpfers Worten ſchließen koͤnte, blos ein Nachdruk der Witſenſchen. Sie weicht vielmehr oft von der- ſelben ab, da ſie Jsbrand Jdes durchaus nach ſei- nen eignen Beybachtungen berichtigt hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0170" n="82"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <p>Eben ſo kennen auch die <hi rendition="#fr">Japaner</hi> noch nicht die hinter <hi rendition="#fr">Jeſogaſima</hi> liegenden und<lb/> von ihnen <hi rendition="#fr">Oku Jeſo</hi> genanten Laͤnder; nur habe ich erfahren, daß ſie ihnen 300 <hi rendition="#fr">japaniſche<lb/> Meilen</hi> Laͤnge geben. Ein vor wenig Jahren dahin verſchlagener Schiffer berichtet, daß<lb/> er unter den rauhen Einwohnern einige mit ſeinen <hi rendition="#fr">ſineſiſchen</hi> Zeugen bekleidet geſehn, und<lb/> daraus eine Verbindung dieſes Landes mit <hi rendition="#fr">Doats</hi> oder der <hi rendition="#fr">Tatarei,</hi> wenigſtens nur<lb/> eine geringe Entfernung gefolgert habe. Eine gleiche Nachricht brachte eine 1684 abge-<lb/> ſchikte <hi rendition="#fr">ſineſiſche Junke</hi> nach einer drei monatlichen Reiſe zuruͤk. Ein viel gereiſeter und<lb/> erfahrner Schiffer, welcher an allen Orten um <hi rendition="#fr">Japan</hi> herumgefahren war, wuſte mir auf<lb/> meine Frage nichts mehr als dieſes zu ſagen, daß der Strom zwiſchen <hi rendition="#fr">Japan</hi> und <hi rendition="#fr">Jeſo-<lb/> gaſima</hi> beſtaͤndig abwechſelnd, bald nach Weſien, bald nach Oſten, hinter <hi rendition="#fr">Jeſogaſima</hi><lb/> aber niemals anders als Nordwaͤrts fließe. Er ſchlos daher, es muͤſſe bei <hi rendition="#fr">Doats</hi> (der<lb/><hi rendition="#fr">Tatarei</hi>) nothwendig ein Durchgang in nordiſche See ſeyn. Vor wenig<lb/> Jahren wurde auch eine kaiſerliche Junke von der Oſtkuͤſte Japans aus-<lb/> geſchikt, welche zwiſchen 40 und 50 Grad viel ausſtehen muſte, und endlich oͤſtlich an<lb/> ein feſtes Land gerieth, das man fuͤr <hi rendition="#fr">America</hi> haͤlt. Die Junke uͤberwinderte daſelbſt in<lb/> einem Seebuſen, und glaubte zu bemerken, daß das Land nach Nordweſten eine Richtung<lb/> habe. Man beſchlos nachher weiter keine Unterſuchungen in dieſen Gegenden anzuſtellen.<lb/> Jch habe verſchiedne japaniſche Charten uͤber dieſe Gegenden in <hi rendition="#fr">Jedo</hi> bei <hi rendition="#fr">Tſuſima No<lb/> Cami,</hi> dem <hi rendition="#fr">Nongaſackiſchen Gouverneur,</hi> auch in <hi rendition="#fr">Symmios</hi> bei <hi rendition="#fr">Oſacca</hi> und in ver-<lb/> ſchiedenen andern Tempeln geſehen. Dieſe zeigen vor der großen <hi rendition="#fr">Tatarei</hi> hinter <hi rendition="#fr">Jeſoga-<lb/> ſima</hi> noch ein hervorſtehendes Land, das etwa 15 Grad der Laͤnge mehr nach Oſten liegt,<lb/> als das oͤſtliche Ufer <hi rendition="#fr">Japans,</hi> und zwiſchen dieſem Lande und America nach einem geraͤu-<lb/> migen Meer. Jch bemerkte auch auf dieſem Lande mit Alphabeth Schriften noch folgende<lb/> Provinzen bezeichnet: <hi rendition="#fr">Kaberſan, Orankai, Sitſji, Feriſan, Amariſi.</hi> Zwiſchen<lb/> den beiden leztern Provinzen ergos ſich ein großer Strom hinter <hi rendition="#fr">Jeſo</hi> gegen Suͤdoſt in die<lb/> See. Aber ſo wie alle Charten der <hi rendition="#fr">Japaner</hi> ſchlecht und nachlaͤſſig gemacht, und mit<lb/> keinen Graden der Laͤnge und Breite verſehen ſind, daher auch immer eine von der andern<lb/> abgehen; ſo kan man ſich auf dieſelben gar nicht verlaſſen, vorzuͤglich nicht auf diejenigen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_5_2" prev="#seg2pn_5_1" place="foot" n="**)"><cb/> mals noch ſehr wenig bekanten Reiche zu Lande<lb/> durch noch unbekantere Theile von Rusland und<lb/> der Tatarei, im Jahr 1692. Witſen hat die Be-<lb/> ſchreibung derſelben in hollaͤndiſcher Sprache her-<lb/> ausgegeben; nach welcher 1706 eine engliſche Ueber-<lb/> ſetzung gemacht iſt, welche ich vor mir habe. Er<lb/> hat ſich der Witſenſchen Charte, wie er ſelbſt<lb/><cb/> ſagt, auf ſeiner Reiſe beſtaͤndig bedient und ſie<lb/> mit der Natur verglichen. Diejenige, welche er<lb/> liefert, iſt daher nicht, wie man aus Kaͤmpfers<lb/> Worten ſchließen koͤnte, blos ein Nachdruk der<lb/> Witſenſchen. Sie weicht vielmehr oft von der-<lb/> ſelben ab, da ſie Jsbrand Jdes durchaus nach ſei-<lb/> nen eignen Beybachtungen berichtigt hat.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0170]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
Eben ſo kennen auch die Japaner noch nicht die hinter Jeſogaſima liegenden und
von ihnen Oku Jeſo genanten Laͤnder; nur habe ich erfahren, daß ſie ihnen 300 japaniſche
Meilen Laͤnge geben. Ein vor wenig Jahren dahin verſchlagener Schiffer berichtet, daß
er unter den rauhen Einwohnern einige mit ſeinen ſineſiſchen Zeugen bekleidet geſehn, und
daraus eine Verbindung dieſes Landes mit Doats oder der Tatarei, wenigſtens nur
eine geringe Entfernung gefolgert habe. Eine gleiche Nachricht brachte eine 1684 abge-
ſchikte ſineſiſche Junke nach einer drei monatlichen Reiſe zuruͤk. Ein viel gereiſeter und
erfahrner Schiffer, welcher an allen Orten um Japan herumgefahren war, wuſte mir auf
meine Frage nichts mehr als dieſes zu ſagen, daß der Strom zwiſchen Japan und Jeſo-
gaſima beſtaͤndig abwechſelnd, bald nach Weſien, bald nach Oſten, hinter Jeſogaſima
aber niemals anders als Nordwaͤrts fließe. Er ſchlos daher, es muͤſſe bei Doats (der
Tatarei) nothwendig ein Durchgang in nordiſche See ſeyn. Vor wenig
Jahren wurde auch eine kaiſerliche Junke von der Oſtkuͤſte Japans aus-
geſchikt, welche zwiſchen 40 und 50 Grad viel ausſtehen muſte, und endlich oͤſtlich an
ein feſtes Land gerieth, das man fuͤr America haͤlt. Die Junke uͤberwinderte daſelbſt in
einem Seebuſen, und glaubte zu bemerken, daß das Land nach Nordweſten eine Richtung
habe. Man beſchlos nachher weiter keine Unterſuchungen in dieſen Gegenden anzuſtellen.
Jch habe verſchiedne japaniſche Charten uͤber dieſe Gegenden in Jedo bei Tſuſima No
Cami, dem Nongaſackiſchen Gouverneur, auch in Symmios bei Oſacca und in ver-
ſchiedenen andern Tempeln geſehen. Dieſe zeigen vor der großen Tatarei hinter Jeſoga-
ſima noch ein hervorſtehendes Land, das etwa 15 Grad der Laͤnge mehr nach Oſten liegt,
als das oͤſtliche Ufer Japans, und zwiſchen dieſem Lande und America nach einem geraͤu-
migen Meer. Jch bemerkte auch auf dieſem Lande mit Alphabeth Schriften noch folgende
Provinzen bezeichnet: Kaberſan, Orankai, Sitſji, Feriſan, Amariſi. Zwiſchen
den beiden leztern Provinzen ergos ſich ein großer Strom hinter Jeſo gegen Suͤdoſt in die
See. Aber ſo wie alle Charten der Japaner ſchlecht und nachlaͤſſig gemacht, und mit
keinen Graden der Laͤnge und Breite verſehen ſind, daher auch immer eine von der andern
abgehen; ſo kan man ſich auf dieſelben gar nicht verlaſſen, vorzuͤglich nicht auf diejenigen,
welche
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mals noch ſehr wenig bekanten Reiche zu Lande
durch noch unbekantere Theile von Rusland und
der Tatarei, im Jahr 1692. Witſen hat die Be-
ſchreibung derſelben in hollaͤndiſcher Sprache her-
ausgegeben; nach welcher 1706 eine engliſche Ueber-
ſetzung gemacht iſt, welche ich vor mir habe. Er
hat ſich der Witſenſchen Charte, wie er ſelbſt
ſagt, auf ſeiner Reiſe beſtaͤndig bedient und ſie
mit der Natur verglichen. Diejenige, welche er
liefert, iſt daher nicht, wie man aus Kaͤmpfers
Worten ſchließen koͤnte, blos ein Nachdruk der
Witſenſchen. Sie weicht vielmehr oft von der-
ſelben ab, da ſie Jsbrand Jdes durchaus nach ſei-
nen eignen Beybachtungen berichtigt hat.
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