Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. So hat noch ohnlängst die Landschaft Tsikusen zwei Fürsten, Janagawa und Kurumebekommen, und der Herr von Tsukurgo hat einen Theil seines Fürstenthums an den weit abgelegnen Herrn von Jki Tsusima abtreten müssen, damit dieser auch einen Fus auf dem festen Lande hätte. Die Gränzen dieses Reichs bieten fast allenthalben dem Auge hohe und rauhe Zu den benanten Provinzen kommen nun noch verschiedne abgelegne Länder, die Erstens die liqueischen Jnseln, welche bei den Japanern Rjuku, und in un- missaire,
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. So hat noch ohnlaͤngſt die Landſchaft Tſikuſen zwei Fuͤrſten, Janagawa und Kurumebekommen, und der Herr von Tſukurgo hat einen Theil ſeines Fuͤrſtenthums an den weit abgelegnen Herrn von Jki Tſuſima abtreten muͤſſen, damit dieſer auch einen Fus auf dem feſten Lande haͤtte. Die Graͤnzen dieſes Reichs bieten faſt allenthalben dem Auge hohe und rauhe Zu den benanten Provinzen kommen nun noch verſchiedne abgelegne Laͤnder, die Erſtens die liqueiſchen Jnſeln, welche bei den Japanern Rjuku, und in un- miſſaire,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0164" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> So hat noch ohnlaͤngſt die Landſchaft <hi rendition="#fr">Tſikuſen</hi> zwei Fuͤrſten, <hi rendition="#fr">Janagawa</hi> und <hi rendition="#fr">Kurume</hi><lb/> bekommen, und der Herr von <hi rendition="#fr">Tſukurgo</hi> hat einen Theil ſeines Fuͤrſtenthums an den weit<lb/> abgelegnen Herrn von <hi rendition="#fr">Jki Tſuſima</hi> abtreten muͤſſen, damit dieſer auch einen Fus auf dem<lb/> feſten Lande haͤtte.</p><lb/> <p>Die Graͤnzen dieſes Reichs bieten faſt allenthalben dem Auge hohe und rauhe<lb/> Felſen, und werden von einer ſtuͤrmiſchen See umſchloſſen, die wegen klippigter Untiefen<lb/> nicht wohl zu befahren iſt, und faſt nirgends ohne Gefahr zu landen erlaubt, beſonders da<lb/> auch die Meerbuſen und Hafen entweder nicht bekant genug, oder untief und nur fuͤr leichte<lb/> Schiffe brauchbar ſind. Und ſo iſt alſo das japaniſche Reich durch die Natur ſelbſt zu einer<lb/> eignen kleinen Welt von allen Laͤndern abgeſondert, beveſtigt, und mit allen Beduͤrfniſſen<lb/> des Lebens ſo verſorgt, daß es ganz fuͤr ſich allein, ohne Huͤlfe andrer Nationen, be-<lb/> ſtehn kann.</p><lb/> <p>Zu den benanten Provinzen kommen nun noch verſchiedne abgelegne Laͤnder, die<lb/> zwar nicht eigentlich zu dem japaniſchen Reiche gehoͤren, aber doch unter deſſelben Schuz<lb/> und einer gewiſſen Oberherſchaft ſtehn. Dieſe ſind: 1) die Jnſeln <hi rendition="#fr">Rjuku,</hi> oder <hi rendition="#fr">Liquejo,</hi><lb/> welche ſich Unterthanen des Fuͤrſten von <hi rendition="#fr">Satzuma,</hi> als ihres ehemaligen Ueberwinders,<lb/> nicht aber des <hi rendition="#fr">japaniſchen Kaiſers</hi> nennen; 2) <hi rendition="#fr">Tſjoſin,</hi> oder dritter und aͤußerſter Theil<lb/> der Halbinſel <hi rendition="#fr">Corey,</hi> welchen der Kaiſer durch den Herrn von <hi rendition="#fr">Jki Tſuſima</hi> regiert; und<lb/> 3) die Jnſel <hi rendition="#fr">Jeſo,</hi> welche er durch den Herrn von <hi rendition="#fr">Matſumai,</hi> einem Gliede der großen<lb/> Provinz <hi rendition="#fr">Osjiu,</hi> im Gehorſam erhaͤlt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Erſtens</hi> die <hi rendition="#fr">liqueiſchen Jnſeln,</hi> welche bei den Japanern <hi rendition="#fr">Rjuku,</hi> und in un-<lb/> ſern Charten <hi rendition="#fr">Liquejo</hi> heißen, ſind nicht mit den Jnſeln Leuconia oder den <hi rendition="#fr">Philippinen</hi> zu<lb/> verwechſeln. Sie liegen gegen Suͤdweſt von dem erſten Lande <hi rendition="#fr">Satzuma</hi> oder von der zu-<lb/> naͤchſt daran liegenden Jnſel <hi rendition="#fr">Tana</hi> oder <hi rendition="#fr">Tanagaſima,</hi> und beruͤhren nach unſrer Charte<lb/> beinahe den 26ten Gr. N. Br. Sie haben, nach der Japaner Bericht, einen ſo vortref-<lb/> lichen, fruchtbaren Boden, daß ſie jedes Jahr zweimal Reis tragen. Die Einwohner ſind<lb/> meiſtens Landbauer und die uͤbrigen Fiſcher. Sie ſollen ihre Zeit ſehr luſtig und froh ver-<lb/> leben, und ſogar ihr Seitenſpiel zum Pfluge mitbringen, um ſich mit demſelben und ihrem<lb/> aus Hirſe abgezognem gebrantem Waſſer bei der Arbeit zu erholen. Jhre Sprache bewei-<lb/> ſet, daß ſie aus <hi rendition="#fr">Sina</hi> herſtammen, aus welchem Lande noch in dieſem Jahrhundert wegen<lb/> des <hi rendition="#fr">tatariſchen Einbruchs</hi> viele Einwohner gefluͤchtet ſind, die ſich in verſchiednen Laͤn-<lb/> dern <hi rendition="#fr">Jndiens</hi> und auch auf dieſen Jnſeln zahlreich niedergelaſſen haben. Dieſe ſind gute<lb/> Kaufleute und in der Schiffarth erfahren, ſie pflegen auch jaͤhrlich nach <hi rendition="#fr">Satzuma</hi> zur<lb/> Handlung zu kommen. Dieſe Jnſeln ſind ſchon vor vielen Jahrhunderten durch die Waf-<lb/> fen dem Koͤnig von <hi rendition="#fr">Satzuma</hi> unterworfen worden, der ſie durch ſeine <hi rendition="#fr">Bugjos</hi> oder Com-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">miſſaire,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0164]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
So hat noch ohnlaͤngſt die Landſchaft Tſikuſen zwei Fuͤrſten, Janagawa und Kurume
bekommen, und der Herr von Tſukurgo hat einen Theil ſeines Fuͤrſtenthums an den weit
abgelegnen Herrn von Jki Tſuſima abtreten muͤſſen, damit dieſer auch einen Fus auf dem
feſten Lande haͤtte.
Die Graͤnzen dieſes Reichs bieten faſt allenthalben dem Auge hohe und rauhe
Felſen, und werden von einer ſtuͤrmiſchen See umſchloſſen, die wegen klippigter Untiefen
nicht wohl zu befahren iſt, und faſt nirgends ohne Gefahr zu landen erlaubt, beſonders da
auch die Meerbuſen und Hafen entweder nicht bekant genug, oder untief und nur fuͤr leichte
Schiffe brauchbar ſind. Und ſo iſt alſo das japaniſche Reich durch die Natur ſelbſt zu einer
eignen kleinen Welt von allen Laͤndern abgeſondert, beveſtigt, und mit allen Beduͤrfniſſen
des Lebens ſo verſorgt, daß es ganz fuͤr ſich allein, ohne Huͤlfe andrer Nationen, be-
ſtehn kann.
Zu den benanten Provinzen kommen nun noch verſchiedne abgelegne Laͤnder, die
zwar nicht eigentlich zu dem japaniſchen Reiche gehoͤren, aber doch unter deſſelben Schuz
und einer gewiſſen Oberherſchaft ſtehn. Dieſe ſind: 1) die Jnſeln Rjuku, oder Liquejo,
welche ſich Unterthanen des Fuͤrſten von Satzuma, als ihres ehemaligen Ueberwinders,
nicht aber des japaniſchen Kaiſers nennen; 2) Tſjoſin, oder dritter und aͤußerſter Theil
der Halbinſel Corey, welchen der Kaiſer durch den Herrn von Jki Tſuſima regiert; und
3) die Jnſel Jeſo, welche er durch den Herrn von Matſumai, einem Gliede der großen
Provinz Osjiu, im Gehorſam erhaͤlt.
Erſtens die liqueiſchen Jnſeln, welche bei den Japanern Rjuku, und in un-
ſern Charten Liquejo heißen, ſind nicht mit den Jnſeln Leuconia oder den Philippinen zu
verwechſeln. Sie liegen gegen Suͤdweſt von dem erſten Lande Satzuma oder von der zu-
naͤchſt daran liegenden Jnſel Tana oder Tanagaſima, und beruͤhren nach unſrer Charte
beinahe den 26ten Gr. N. Br. Sie haben, nach der Japaner Bericht, einen ſo vortref-
lichen, fruchtbaren Boden, daß ſie jedes Jahr zweimal Reis tragen. Die Einwohner ſind
meiſtens Landbauer und die uͤbrigen Fiſcher. Sie ſollen ihre Zeit ſehr luſtig und froh ver-
leben, und ſogar ihr Seitenſpiel zum Pfluge mitbringen, um ſich mit demſelben und ihrem
aus Hirſe abgezognem gebrantem Waſſer bei der Arbeit zu erholen. Jhre Sprache bewei-
ſet, daß ſie aus Sina herſtammen, aus welchem Lande noch in dieſem Jahrhundert wegen
des tatariſchen Einbruchs viele Einwohner gefluͤchtet ſind, die ſich in verſchiednen Laͤn-
dern Jndiens und auch auf dieſen Jnſeln zahlreich niedergelaſſen haben. Dieſe ſind gute
Kaufleute und in der Schiffarth erfahren, ſie pflegen auch jaͤhrlich nach Satzuma zur
Handlung zu kommen. Dieſe Jnſeln ſind ſchon vor vielen Jahrhunderten durch die Waf-
fen dem Koͤnig von Satzuma unterworfen worden, der ſie durch ſeine Bugjos oder Com-
miſſaire,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |