Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Viert. K. Von der Größe und Lage der japanischen Jnseln und Lande. Namen des ganzen Reichs, Nipon; sie liegt der Länge nach von Abend nach Morgen,und hat die Gestalt eines Kinbackens, dessen Krümme nach Norden gewandt ist. Die zweite Jnsel liegt der ersten südwestlich, und ist von derselben durch eine Klipp- und insel- reiche Meerenge abgesondert. Sie heist von der Lage Sai Kokf d. i. Vestland, und von der Zahl ihrer Provinzen Kjusju d. i. Neunland, und hat 148 deutsche, oder 140 japanische Meilen Länge, und 40 bis 50 Breite. Die dritte ist von den beiden ersten gleichsam umgeben, hat beinahe eine viereckigte Figur und besteht aus vier Fürstenthü- mern oder Provinzen, und hat daher den Namen Sikokf d. i. Vierland. Diese drei große Jnseln sind mit beinahe unzählbaren um und zwischen ihnen liegen- Alle diese Lande sind im Jahr 590 nach Christi Geburt von dem Erbkaiser Sjus- Jn den ersten Jahrhunderten dieser Monarchie besas ein jeder Fürst sein Land blos So *) [Spaltenumbruch]
Jm sechszehnten nemlich von Taiko-Sama, [Spaltenumbruch] der von 1585 bis 1598 regierte. K 2
Viert. K. Von der Groͤße und Lage der japaniſchen Jnſeln und Lande. Namen des ganzen Reichs, Nipon; ſie liegt der Laͤnge nach von Abend nach Morgen,und hat die Geſtalt eines Kinbackens, deſſen Kruͤmme nach Norden gewandt iſt. Die zweite Jnſel liegt der erſten ſuͤdweſtlich, und iſt von derſelben durch eine Klipp- und inſel- reiche Meerenge abgeſondert. Sie heiſt von der Lage Sai Kokf d. i. Veſtland, und von der Zahl ihrer Provinzen Kjusju d. i. Neunland, und hat 148 deutſche, oder 140 japaniſche Meilen Laͤnge, und 40 bis 50 Breite. Die dritte iſt von den beiden erſten gleichſam umgeben, hat beinahe eine viereckigte Figur und beſteht aus vier Fuͤrſtenthuͤ- mern oder Provinzen, und hat daher den Namen Sikokf d. i. Vierland. Dieſe drei große Jnſeln ſind mit beinahe unzaͤhlbaren um und zwiſchen ihnen liegen- Alle dieſe Lande ſind im Jahr 590 nach Chriſti Geburt von dem Erbkaiſer Sjus- Jn den erſten Jahrhunderten dieſer Monarchie beſas ein jeder Fuͤrſt ſein Land blos So *) [Spaltenumbruch]
Jm ſechszehnten nemlich von Taiko-Sama, [Spaltenumbruch] der von 1585 bis 1598 regierte. K 2
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Viert. K. Von der Groͤße und Lage der japaniſchen Jnſeln und Lande.
Namen des ganzen Reichs, Nipon; ſie liegt der Laͤnge nach von Abend nach Morgen,
und hat die Geſtalt eines Kinbackens, deſſen Kruͤmme nach Norden gewandt iſt. Die
zweite Jnſel liegt der erſten ſuͤdweſtlich, und iſt von derſelben durch eine Klipp- und inſel-
reiche Meerenge abgeſondert. Sie heiſt von der Lage Sai Kokf d. i. Veſtland, und
von der Zahl ihrer Provinzen Kjusju d. i. Neunland, und hat 148 deutſche, oder 140
japaniſche Meilen Laͤnge, und 40 bis 50 Breite. Die dritte iſt von den beiden erſten
gleichſam umgeben, hat beinahe eine viereckigte Figur und beſteht aus vier Fuͤrſtenthuͤ-
mern oder Provinzen, und hat daher den Namen Sikokf d. i. Vierland.
Dieſe drei große Jnſeln ſind mit beinahe unzaͤhlbaren um und zwiſchen ihnen liegen-
den, fruchtbaren und unfruchtbaren Eylanden umgeben, die auch von großen und kleinen
Landesherrn bewohnt und beherſcht werden, wie ich im folgenden Kapitel noch genauer aus-
einander ſetzen werde.
Alle dieſe Lande ſind im Jahr 590 nach Chriſti Geburt von dem Erbkaiſer Sjus-
jun in ſieben Hauptwege oder Diſtricte, im Jahr 681 aber vom Kaiſer Ten Mu noch
in 66 Provinzen eingetheilt worden, uͤber deren jede denn auch ein Fuͤrſt oder Stathalter
geſezt wurde. Zu dieſen kamen im vorigen Jahrhundert *) noch zwei Jnſuln, Jki und
Tſuſima, die man den Coreyern abgedrungen hatte; daß alſo nun das ganze Reich aus
acht und ſechzig Provinzen zuſammengeſezt war. Dieſe erſten Eintheilungen und Na-
men ſind zwar noch bis izt beibehalten, aber die abwechſelnden Begebenheiten der folgenden
Zeiten haben dieſe Lande in 604 kleinere Stuͤcke und Herſchaften zerriſſen.
Jn den erſten Jahrhunderten dieſer Monarchie beſas ein jeder Fuͤrſt ſein Land blos
durch die Gnade des Erbkaiſers. Da aber nachgehends in den kaiſerlichen Familien oͤftere
Succeſſionsſtreitigkeiten entſtanden; ſo geriethen auch die Fuͤrſten dadurch in viele Strei-
tigkeiten, da ſie ſich nemlich bald zu dieſer, bald zu jener Partei ſchlugen, und dabei auch
den Gebrauch feindlicher, bisher unbekanter Waffen einfuͤhrten. Jn dieſen Unruhen ſuchte
dann ein Jeder mit Gewalt ſich in dem Beſiz deſſen, was er einmal hatte, zu erhalten, und
wer nichts beſas, bemuͤhte ſich, etwas zu bekommen. Zugleich wurden die großen Erb-
laͤnder durch Apanagen und andre Zufaͤlle vertheilt, und die Erben ſuchten allemal die vaͤ-
terlichen Guͤter und Herſchaft uͤber Land und Leute zu behalten. Daher denn endlich die
angegebne Zahl kleiner Herſchaften erwachſen iſt. Die leztern Kaiſer, welche das Reich
durch die Waffen ſich unterwarfen, haben dieſe Eintheilung zu beſſerer Regierung und ge-
nauerer Ueberſicht der Einkuͤnfte nuͤzlich gehalten, und ſie daher nicht nur beibehalten, ſon-
dern noch jaͤhrlich immer neue und kleinere Theile, nach deſpotiſchem Gutfinden, gemacht.
So
*)
Jm ſechszehnten nemlich von Taiko-Sama,
der von 1585 bis 1598 regierte.
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