Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zuerst kennen lehrten, leben alle Hoffnungen wieder auf, die jetzt nicht mehr chimärisch sind, so bald Sie wollen. Ich bin nicht mehr mein, erwiderte Sie lächelnd und zeigte auf die Juwelen; ich trage den Kaufpreis an meiner Hand. Es ist zu toll, sagte Angelique, so ungezogen ist noch kein Bräutigam gewesen. Gott schütze mich vor einem solchen Ehemanne. Kommen Sie, Cousin, Sie haben eine sanfte treue Seele, ich will es mit Ihnen versuchen. Mag er machen, was er will. Meine Verlegenheit war vorüber. Ich blickte den Vater fragend an, er konnte vor Rührung nicht sprechen, legte unsere Hände zusammen und führte uns zu den beiden andern Paaren. Mr. La Tournelle fing ungeheißen an, und nach zehn Minuten waren die drei Schwestern in drei Frauen verwandelt. 18. Georg hatte in Orleans meine Armbänder in den nächsten ansehnlichen Kaufladen, statt zum Juwelier, der am andern Ende der Stadt wohnen sollte, getragen. Der Handelsherr, dem er sie anbot, fragte bedächtig, wem sie gehörten. Georg fand kein Bedenken, meinen Namen und die Absicht meiner Reise anzugeben. Zu Mr. Gerson nach Bordeaux? um sein Schwiegersohn zu werden? Ich kenne Mr. Gerson genau und mache mir ein Vergnügen daraus, Herrn Waltmann eine Summe auf diese Armbänder zu leihen, zuerst kennen lehrten, leben alle Hoffnungen wieder auf, die jetzt nicht mehr chimärisch sind, so bald Sie wollen. Ich bin nicht mehr mein, erwiderte Sie lächelnd und zeigte auf die Juwelen; ich trage den Kaufpreis an meiner Hand. Es ist zu toll, sagte Angelique, so ungezogen ist noch kein Bräutigam gewesen. Gott schütze mich vor einem solchen Ehemanne. Kommen Sie, Cousin, Sie haben eine sanfte treue Seele, ich will es mit Ihnen versuchen. Mag er machen, was er will. Meine Verlegenheit war vorüber. Ich blickte den Vater fragend an, er konnte vor Rührung nicht sprechen, legte unsere Hände zusammen und führte uns zu den beiden andern Paaren. Mr. La Tournelle fing ungeheißen an, und nach zehn Minuten waren die drei Schwestern in drei Frauen verwandelt. 18. Georg hatte in Orleans meine Armbänder in den nächsten ansehnlichen Kaufladen, statt zum Juwelier, der am andern Ende der Stadt wohnen sollte, getragen. Der Handelsherr, dem er sie anbot, fragte bedächtig, wem sie gehörten. Georg fand kein Bedenken, meinen Namen und die Absicht meiner Reise anzugeben. Zu Mr. Gerson nach Bordeaux? um sein Schwiegersohn zu werden? Ich kenne Mr. Gerson genau und mache mir ein Vergnügen daraus, Herrn Waltmann eine Summe auf diese Armbänder zu leihen, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="17"> <p><pb facs="#f0058"/> zuerst kennen lehrten, leben alle Hoffnungen wieder auf, die jetzt nicht mehr chimärisch sind, so bald Sie wollen.</p><lb/> <p>Ich bin nicht mehr mein, erwiderte Sie lächelnd und zeigte auf die Juwelen; ich trage den Kaufpreis an meiner Hand.</p><lb/> <p>Es ist zu toll, sagte Angelique, so ungezogen ist noch kein Bräutigam gewesen. Gott schütze mich vor einem solchen Ehemanne. Kommen Sie, Cousin, Sie haben eine sanfte treue Seele, ich will es mit Ihnen versuchen. Mag er machen, was er will.</p><lb/> <p>Meine Verlegenheit war vorüber. Ich blickte den Vater fragend an, er konnte vor Rührung nicht sprechen, legte unsere Hände zusammen und führte uns zu den beiden andern Paaren. Mr. La Tournelle fing ungeheißen an, und nach zehn Minuten waren die drei Schwestern in drei Frauen verwandelt.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="18"> <head>18.</head> <p>Georg hatte in Orleans meine Armbänder in den nächsten ansehnlichen Kaufladen, statt zum Juwelier, der am andern Ende der Stadt wohnen sollte, getragen. Der Handelsherr, dem er sie anbot, fragte bedächtig, wem sie gehörten. Georg fand kein Bedenken, meinen Namen und die Absicht meiner Reise anzugeben. Zu Mr. Gerson nach Bordeaux? um sein Schwiegersohn zu werden? Ich kenne Mr. Gerson genau und mache mir ein Vergnügen daraus, Herrn Waltmann eine Summe auf diese Armbänder zu leihen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0058]
zuerst kennen lehrten, leben alle Hoffnungen wieder auf, die jetzt nicht mehr chimärisch sind, so bald Sie wollen.
Ich bin nicht mehr mein, erwiderte Sie lächelnd und zeigte auf die Juwelen; ich trage den Kaufpreis an meiner Hand.
Es ist zu toll, sagte Angelique, so ungezogen ist noch kein Bräutigam gewesen. Gott schütze mich vor einem solchen Ehemanne. Kommen Sie, Cousin, Sie haben eine sanfte treue Seele, ich will es mit Ihnen versuchen. Mag er machen, was er will.
Meine Verlegenheit war vorüber. Ich blickte den Vater fragend an, er konnte vor Rührung nicht sprechen, legte unsere Hände zusammen und führte uns zu den beiden andern Paaren. Mr. La Tournelle fing ungeheißen an, und nach zehn Minuten waren die drei Schwestern in drei Frauen verwandelt.
18. Georg hatte in Orleans meine Armbänder in den nächsten ansehnlichen Kaufladen, statt zum Juwelier, der am andern Ende der Stadt wohnen sollte, getragen. Der Handelsherr, dem er sie anbot, fragte bedächtig, wem sie gehörten. Georg fand kein Bedenken, meinen Namen und die Absicht meiner Reise anzugeben. Zu Mr. Gerson nach Bordeaux? um sein Schwiegersohn zu werden? Ich kenne Mr. Gerson genau und mache mir ein Vergnügen daraus, Herrn Waltmann eine Summe auf diese Armbänder zu leihen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T12:26:46Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T12:26:46Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |