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Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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9.

Als ich in der Morgenstunde im Bette nüchternen Muthes weiter dachte, kamen mir allerdings wieder einige Zweifel. Es schmeichelte mir, daß ich der Held sein sollte, welcher den Zauber dieser Unzertrennlichen zu lösen und so viel getäuschte Männerherzen zu söhnen bestimmt wäre. Aber ich traute dem alten Satyrgesichte des Vaters nicht recht, es verdroß mich, daß sie nicht alle drei vor mir erschienen, wie die Göttinnen auf dem Berge Ida vor dem Hirten; und ich that das Gelübde, nicht eher aus meiner Gleichgültigkeit zu treten, bis die beiden andern aus der Fremde herbeigelockt wären.

Georg kam, und sein Angesicht leuchtete wie von einem erfreulichen Geheimniß. Ich fragte ihn, ob er vielleicht in Bordeaux schon jetzt in der Liebe glücklicher gegen die Franzosen wäre, als die Deutschen daheim im Felde?

Ich denke nicht an mich, erwiderte er. Sie haben die glückliche Bestimmung, die Ehre der Deutschen zu retten. Ich habe Mamsell Constance gesehen --

Wer ist diese Constance?

Die älteste Tochter von Mr. Gerson.

Du hast sie gesehen? nun, ist sie der Reise werth?

Werth, und wenn Sie auf den Knieen hätten herrutschen sollen, wie ein Pilger auf der heiligen Treppe -- aber, was nützen meine Worte? Stehen

9.

Als ich in der Morgenstunde im Bette nüchternen Muthes weiter dachte, kamen mir allerdings wieder einige Zweifel. Es schmeichelte mir, daß ich der Held sein sollte, welcher den Zauber dieser Unzertrennlichen zu lösen und so viel getäuschte Männerherzen zu söhnen bestimmt wäre. Aber ich traute dem alten Satyrgesichte des Vaters nicht recht, es verdroß mich, daß sie nicht alle drei vor mir erschienen, wie die Göttinnen auf dem Berge Ida vor dem Hirten; und ich that das Gelübde, nicht eher aus meiner Gleichgültigkeit zu treten, bis die beiden andern aus der Fremde herbeigelockt wären.

Georg kam, und sein Angesicht leuchtete wie von einem erfreulichen Geheimniß. Ich fragte ihn, ob er vielleicht in Bordeaux schon jetzt in der Liebe glücklicher gegen die Franzosen wäre, als die Deutschen daheim im Felde?

Ich denke nicht an mich, erwiderte er. Sie haben die glückliche Bestimmung, die Ehre der Deutschen zu retten. Ich habe Mamsell Constance gesehen —

Wer ist diese Constance?

Die älteste Tochter von Mr. Gerson.

Du hast sie gesehen? nun, ist sie der Reise werth?

Werth, und wenn Sie auf den Knieen hätten herrutschen sollen, wie ein Pilger auf der heiligen Treppe — aber, was nützen meine Worte? Stehen

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[0034] 9. Als ich in der Morgenstunde im Bette nüchternen Muthes weiter dachte, kamen mir allerdings wieder einige Zweifel. Es schmeichelte mir, daß ich der Held sein sollte, welcher den Zauber dieser Unzertrennlichen zu lösen und so viel getäuschte Männerherzen zu söhnen bestimmt wäre. Aber ich traute dem alten Satyrgesichte des Vaters nicht recht, es verdroß mich, daß sie nicht alle drei vor mir erschienen, wie die Göttinnen auf dem Berge Ida vor dem Hirten; und ich that das Gelübde, nicht eher aus meiner Gleichgültigkeit zu treten, bis die beiden andern aus der Fremde herbeigelockt wären. Georg kam, und sein Angesicht leuchtete wie von einem erfreulichen Geheimniß. Ich fragte ihn, ob er vielleicht in Bordeaux schon jetzt in der Liebe glücklicher gegen die Franzosen wäre, als die Deutschen daheim im Felde? Ich denke nicht an mich, erwiderte er. Sie haben die glückliche Bestimmung, die Ehre der Deutschen zu retten. Ich habe Mamsell Constance gesehen — Wer ist diese Constance? Die älteste Tochter von Mr. Gerson. Du hast sie gesehen? nun, ist sie der Reise werth? Werth, und wenn Sie auf den Knieen hätten herrutschen sollen, wie ein Pilger auf der heiligen Treppe — aber, was nützen meine Worte? Stehen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:26:46Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:26:46Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaehler_schwestern_1910/34>, abgerufen am 23.11.2024.