Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.buhlerin vorübergehen? Georg wurde gerufen, und ich sagte ihm, was nöthig war. Legen wir nicht bald an? fragte ich Classen, als sich die Küste von Frankreich zeigte. Wo? fragte er verwundert. In Boulogne. Warum? Wissen Sie nichts, Freund? Hat Ihnen mein Vater nichts gesagt? Kein Wort. Daß ich hier ans Land steigen und über Paris nach Bordeaux reisen soll? Ach Possen, Finten, faule Fische, lieber Sohn! rief er und lachte, daß er sich den Bauch hielt. Ich hoffe, Herr Classen, sagte ich ernsthaft, daß Sie mich nicht als einen Gecken ansehen und behandeln werden. Georg, sage du, war das nicht der Befehl meines Vaters? Georg zauderte etwas -- ein finsterer Blick von mir, welchen Classen nicht bemerken konnte, weil er ihn forschend anstarrte, stärkte seinen Eifer, und er bekräftigte meine Aussage. So, so! -- hm! hm! -- brummte Classen und faßte mich schief mit einem prüfenden Blick ins Auge, den ich aber mit unveränderlicher Fassung aushielt -- das habe ich nicht gewußt -- bitte um Vergebung! Er steuerte nach Boulogne; in wenig Stunden waren ich und Georg sammt dem Koffer am Lande buhlerin vorübergehen? Georg wurde gerufen, und ich sagte ihm, was nöthig war. Legen wir nicht bald an? fragte ich Classen, als sich die Küste von Frankreich zeigte. Wo? fragte er verwundert. In Boulogne. Warum? Wissen Sie nichts, Freund? Hat Ihnen mein Vater nichts gesagt? Kein Wort. Daß ich hier ans Land steigen und über Paris nach Bordeaux reisen soll? Ach Possen, Finten, faule Fische, lieber Sohn! rief er und lachte, daß er sich den Bauch hielt. Ich hoffe, Herr Classen, sagte ich ernsthaft, daß Sie mich nicht als einen Gecken ansehen und behandeln werden. Georg, sage du, war das nicht der Befehl meines Vaters? Georg zauderte etwas — ein finsterer Blick von mir, welchen Classen nicht bemerken konnte, weil er ihn forschend anstarrte, stärkte seinen Eifer, und er bekräftigte meine Aussage. So, so! — hm! hm! — brummte Classen und faßte mich schief mit einem prüfenden Blick ins Auge, den ich aber mit unveränderlicher Fassung aushielt — das habe ich nicht gewußt — bitte um Vergebung! Er steuerte nach Boulogne; in wenig Stunden waren ich und Georg sammt dem Koffer am Lande <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0014"/> buhlerin vorübergehen? Georg wurde gerufen, und ich sagte ihm, was nöthig war.</p><lb/> <p>Legen wir nicht bald an? fragte ich Classen, als sich die Küste von Frankreich zeigte.</p><lb/> <p>Wo? fragte er verwundert.</p><lb/> <p>In Boulogne.</p><lb/> <p>Warum?</p><lb/> <p>Wissen Sie nichts, Freund? Hat Ihnen mein Vater nichts gesagt?</p><lb/> <p>Kein Wort.</p><lb/> <p>Daß ich hier ans Land steigen und über Paris nach Bordeaux reisen soll?</p><lb/> <p>Ach Possen, Finten, faule Fische, lieber Sohn! rief er und lachte, daß er sich den Bauch hielt.</p><lb/> <p>Ich hoffe, Herr Classen, sagte ich ernsthaft, daß Sie mich nicht als einen Gecken ansehen und behandeln werden. Georg, sage du, war das nicht der Befehl meines Vaters?</p><lb/> <p>Georg zauderte etwas — ein finsterer Blick von mir, welchen Classen nicht bemerken konnte, weil er ihn forschend anstarrte, stärkte seinen Eifer, und er bekräftigte meine Aussage.</p><lb/> <p>So, so! — hm! hm! — brummte Classen und faßte mich schief mit einem prüfenden Blick ins Auge, den ich aber mit unveränderlicher Fassung aushielt — das habe ich nicht gewußt — bitte um Vergebung!</p><lb/> <p>Er steuerte nach Boulogne; in wenig Stunden waren ich und Georg sammt dem Koffer am Lande<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
buhlerin vorübergehen? Georg wurde gerufen, und ich sagte ihm, was nöthig war.
Legen wir nicht bald an? fragte ich Classen, als sich die Küste von Frankreich zeigte.
Wo? fragte er verwundert.
In Boulogne.
Warum?
Wissen Sie nichts, Freund? Hat Ihnen mein Vater nichts gesagt?
Kein Wort.
Daß ich hier ans Land steigen und über Paris nach Bordeaux reisen soll?
Ach Possen, Finten, faule Fische, lieber Sohn! rief er und lachte, daß er sich den Bauch hielt.
Ich hoffe, Herr Classen, sagte ich ernsthaft, daß Sie mich nicht als einen Gecken ansehen und behandeln werden. Georg, sage du, war das nicht der Befehl meines Vaters?
Georg zauderte etwas — ein finsterer Blick von mir, welchen Classen nicht bemerken konnte, weil er ihn forschend anstarrte, stärkte seinen Eifer, und er bekräftigte meine Aussage.
So, so! — hm! hm! — brummte Classen und faßte mich schief mit einem prüfenden Blick ins Auge, den ich aber mit unveränderlicher Fassung aushielt — das habe ich nicht gewußt — bitte um Vergebung!
Er steuerte nach Boulogne; in wenig Stunden waren ich und Georg sammt dem Koffer am Lande
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Zitationshilfe: | Kähler, Ludwig August: Die drei Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [1]–57. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kaehler_schwestern_1910/14>, abgerufen am 16.07.2024. |