Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
Vierzig Sauen hatten die Jäger eingestellt, auch Teiche befanden
sich innerhalb der Tücher, aus welchen das Wild von den Hun-
den geholt wurde. Drei Stunden dauerte dieses Schauspiel.

Im Januar malte sie Velazquez in französischer Tracht
und Haarputz 1). Weisse Haut und blondes Haar, Lebhaftigkeit
und Grazie, scharfer Verstand und Menschenkenntniss machte
diese excentrische Frau zu einem Typus der grossen französischen
Damen jener Zeit. Geschmeichelt wird sie das Bildniss wol nicht
gefunden haben. --

Auch eine Engländerin hat Velazquez gemalt; ihr Kopf befand
sich in seiner Palastwohnung nach seinem Tode 2). --

Wo mag das Bildniss der Donna Juana Eminente hinge-
kommen sein, das in der spanischen Louvregalerie war? (Nr. 298;
0,79 x 0,60). "Die Augen, sagt das Kunstblatt (1839, 166), dieser
reizenden Spanierin sehen nicht, sie sprechen; das Modell des
Kopfes ist bewundernswürdig schön; es ist ein herrliches Ange-
sicht mit verlockendem Munde, um den ein noch verlockenderes
Lächeln spielt."

Und hat Palomino eines dieser Bildnisse gemeint, wo er von
einer Dame "von ungewöhnlicher Vollkommenheit" spricht, die
er mit besonderm Glück gemalt habe und auf die D. Gabriel
Bocangel folgende Verse machte:

[Spaltenumbruch] Llegaste los soberanos
Ojos de Lisi a imitar,
Tal, que pudiste engannar
Nuestros ojos, nuestras manos.
[Spaltenumbruch] Ofendiste la belleza,
Silvio, a todas desigual,
Forque tu la diste igual,
Y no la naturaleza.

(Museo III, 334).
Isabella von Bourbon.

Von keiner der königlichen Damen aus der Zeit Phi-
lipp IV möchte man lieber ein gutes Bildniss haben, als von
seiner ersten Gemahlin, der Tochter Heinrich IV und der Maria
von Medici. Ihr edler und reiner Charakter, ihre Regenten-

1) Diego Velazquez la esta ahora retratando con el aire y traje de frances.
16. Januar 1638. Memorial historico espannol. Tom. XIV. Ebenda heisst es: Es
de muy linda presencia y alindada persona, muy airosa y despejada, blanca y el
pelo rubio.
2) Una cabeza de una Ynglesa de Diego Velazquez. Inventar von 1661.
Documentos ined. 424.

Fünftes Buch.
Vierzig Sauen hatten die Jäger eingestellt, auch Teiche befanden
sich innerhalb der Tücher, aus welchen das Wild von den Hun-
den geholt wurde. Drei Stunden dauerte dieses Schauspiel.

Im Januar malte sie Velazquez in französischer Tracht
und Haarputz 1). Weisse Haut und blondes Haar, Lebhaftigkeit
und Grazie, scharfer Verstand und Menschenkenntniss machte
diese excentrische Frau zu einem Typus der grossen französischen
Damen jener Zeit. Geschmeichelt wird sie das Bildniss wol nicht
gefunden haben. —

Auch eine Engländerin hat Velazquez gemalt; ihr Kopf befand
sich in seiner Palastwohnung nach seinem Tode 2). —

Wo mag das Bildniss der Doña Juana Eminente hinge-
kommen sein, das in der spanischen Louvregalerie war? (Nr. 298;
0,79 × 0,60). „Die Augen, sagt das Kunstblatt (1839, 166), dieser
reizenden Spanierin sehen nicht, sie sprechen; das Modell des
Kopfes ist bewundernswürdig schön; es ist ein herrliches Ange-
sicht mit verlockendem Munde, um den ein noch verlockenderes
Lächeln spielt.“

Und hat Palomino eines dieser Bildnisse gemeint, wo er von
einer Dame „von ungewöhnlicher Vollkommenheit“ spricht, die
er mit besonderm Glück gemalt habe und auf die D. Gabriel
Bocangel folgende Verse machte:

[Spaltenumbruch] Llegaste los soberanos
Ojos de Lisi á imitar,
Tal, que pudiste engañar
Nuestros ojos, nuestras manos.
[Spaltenumbruch] Ofendiste la belleza,
Silvio, á todas desigual,
Forque tu la diste igual,
Y no la naturaleza.

(Museo III, 334).
Isabella von Bourbon.

Von keiner der königlichen Damen aus der Zeit Phi-
lipp IV möchte man lieber ein gutes Bildniss haben, als von
seiner ersten Gemahlin, der Tochter Heinrich IV und der Maria
von Medici. Ihr edler und reiner Charakter, ihre Regenten-

1) Diego Velazquez la está ahora retratando con el aire y traje de francés.
16. Januar 1638. Memorial histórico español. Tom. XIV. Ebenda heisst es: Es
de muy linda presencia y alindada persona, muy airosa y despejada, blanca y el
pelo rubio.
2) Una cabeza de una Ynglesa de Diego Velazquez. Inventar von 1661.
Documentos inéd. 424.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="32"/><fw place="top" type="header">Fünftes Buch.</fw><lb/>
Vierzig Sauen hatten die Jäger eingestellt, auch Teiche befanden<lb/>
sich innerhalb der Tücher, aus welchen das Wild von den Hun-<lb/>
den geholt wurde. Drei Stunden dauerte dieses Schauspiel.</p><lb/>
          <p>Im Januar malte sie Velazquez in französischer Tracht<lb/>
und Haarputz <note place="foot" n="1)">Diego Velazquez la está ahora retratando con el aire y traje de francés.<lb/>
16. Januar 1638. Memorial histórico español. Tom. XIV. Ebenda heisst es: Es<lb/>
de muy linda presencia y alindada persona, muy airosa y despejada, blanca y el<lb/>
pelo rubio.</note>. Weisse Haut und blondes Haar, Lebhaftigkeit<lb/>
und Grazie, scharfer Verstand und Menschenkenntniss machte<lb/>
diese excentrische Frau zu einem Typus der grossen französischen<lb/>
Damen jener Zeit. Geschmeichelt wird sie das Bildniss wol nicht<lb/>
gefunden haben. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Auch eine Engländerin hat Velazquez gemalt; ihr Kopf befand<lb/>
sich in seiner Palastwohnung nach seinem Tode <note place="foot" n="2)">Una cabeza de una Ynglesa de Diego Velazquez. Inventar von 1661.<lb/>
Documentos inéd. 424.</note>. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Wo mag das Bildniss der <hi rendition="#i">Doña Juana Eminente</hi> hinge-<lb/>
kommen sein, das in der spanischen Louvregalerie war? (Nr. 298;<lb/>
0,79 × 0,60). &#x201E;Die Augen, sagt das Kunstblatt (1839, 166), dieser<lb/>
reizenden Spanierin sehen nicht, sie sprechen; das Modell des<lb/>
Kopfes ist bewundernswürdig schön; es ist ein herrliches Ange-<lb/>
sicht mit verlockendem Munde, um den ein noch verlockenderes<lb/>
Lächeln spielt.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Und hat Palomino eines dieser Bildnisse gemeint, wo er von<lb/>
einer Dame &#x201E;von ungewöhnlicher Vollkommenheit&#x201C; spricht, die<lb/>
er mit besonderm Glück gemalt habe und auf die D. Gabriel<lb/>
Bocangel folgende Verse machte:</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <cb/> <hi rendition="#i">Llegaste los soberanos<lb/>
Ojos de Lisi á imitar,<lb/>
Tal, que pudiste engañar<lb/>
Nuestros ojos, nuestras manos.<lb/><cb/>
Ofendiste la belleza,<lb/>
Silvio, á todas desigual,<lb/>
Forque tu la diste igual,<lb/>
Y no la naturaleza.</hi> </quote><lb/>
            <bibl> <hi rendition="#et">(Museo III, 334).</hi> </bibl>
          </cit>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Isabella von Bourbon.</hi> </head><lb/>
          <p>Von keiner der königlichen Damen aus der Zeit Phi-<lb/>
lipp IV möchte man lieber ein gutes Bildniss haben, als von<lb/>
seiner ersten Gemahlin, der Tochter Heinrich IV und der Maria<lb/>
von Medici. Ihr edler und reiner Charakter, ihre Regenten-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0052] Fünftes Buch. Vierzig Sauen hatten die Jäger eingestellt, auch Teiche befanden sich innerhalb der Tücher, aus welchen das Wild von den Hun- den geholt wurde. Drei Stunden dauerte dieses Schauspiel. Im Januar malte sie Velazquez in französischer Tracht und Haarputz 1). Weisse Haut und blondes Haar, Lebhaftigkeit und Grazie, scharfer Verstand und Menschenkenntniss machte diese excentrische Frau zu einem Typus der grossen französischen Damen jener Zeit. Geschmeichelt wird sie das Bildniss wol nicht gefunden haben. — Auch eine Engländerin hat Velazquez gemalt; ihr Kopf befand sich in seiner Palastwohnung nach seinem Tode 2). — Wo mag das Bildniss der Doña Juana Eminente hinge- kommen sein, das in der spanischen Louvregalerie war? (Nr. 298; 0,79 × 0,60). „Die Augen, sagt das Kunstblatt (1839, 166), dieser reizenden Spanierin sehen nicht, sie sprechen; das Modell des Kopfes ist bewundernswürdig schön; es ist ein herrliches Ange- sicht mit verlockendem Munde, um den ein noch verlockenderes Lächeln spielt.“ Und hat Palomino eines dieser Bildnisse gemeint, wo er von einer Dame „von ungewöhnlicher Vollkommenheit“ spricht, die er mit besonderm Glück gemalt habe und auf die D. Gabriel Bocangel folgende Verse machte: Llegaste los soberanos Ojos de Lisi á imitar, Tal, que pudiste engañar Nuestros ojos, nuestras manos. Ofendiste la belleza, Silvio, á todas desigual, Forque tu la diste igual, Y no la naturaleza. (Museo III, 334). Isabella von Bourbon. Von keiner der königlichen Damen aus der Zeit Phi- lipp IV möchte man lieber ein gutes Bildniss haben, als von seiner ersten Gemahlin, der Tochter Heinrich IV und der Maria von Medici. Ihr edler und reiner Charakter, ihre Regenten- 1) Diego Velazquez la está ahora retratando con el aire y traje de francés. 16. Januar 1638. Memorial histórico español. Tom. XIV. Ebenda heisst es: Es de muy linda presencia y alindada persona, muy airosa y despejada, blanca y el pelo rubio. 2) Una cabeza de una Ynglesa de Diego Velazquez. Inventar von 1661. Documentos inéd. 424.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/52
Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/52>, abgerufen am 22.12.2024.