Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.Die Königin Marianne. Die Ungeduld des Königs konnte die Rückkehr des Hof- Die drei Bildnisse im Madrider Museum sind nicht aus Das schönste und [Abbildung]
Augen sind trüber, die Modellirung in sehr hellen FleischtönenDie Königin Marianne. weniger rein und sicher. -- Wie doch ein von Grazien und Musen wenig begünstigtes Wesen durch Jugend und Gesundheit dem 1) Diess neue Exemplar ist in den Katalog von 1881 nicht aufgenommen. Beide heissen dort Maria Theresia, welche nun die Stieftochter Mariannens geworden war. Noch sind keine Angaben, wie die Bildnisse nach Wien gekommen sind, gefunden worden. Doch erzählt der modenesische Graf Ottonelli, dass im Februar 1653 der Marchese Mattei, Gesandter des Erzherzogs, nach Flandern reiste, um die Bild- nisse des Königspaars und der Infantin zu überbringen, "credo per fomentargli la speranza del matrimonio con la detta Serenissima Infanta". Depesche vom 22. Februar 1653 in Modena. II. 19
Die Königin Marianne. Die Ungeduld des Königs konnte die Rückkehr des Hof- Die drei Bildnisse im Madrider Museum sind nicht aus Das schönste und [Abbildung]
Augen sind trüber, die Modellirung in sehr hellen FleischtönenDie Königin Marianne. weniger rein und sicher. — Wie doch ein von Grazien und Musen wenig begünstigtes Wesen durch Jugend und Gesundheit dem 1) Diess neue Exemplar ist in den Katalog von 1881 nicht aufgenommen. Beide heissen dort Maria Theresia, welche nun die Stieftochter Mariannens geworden war. Noch sind keine Angaben, wie die Bildnisse nach Wien gekommen sind, gefunden worden. Doch erzählt der modenesische Graf Ottonelli, dass im Februar 1653 der Marchese Mattei, Gesandter des Erzherzogs, nach Flandern reiste, um die Bild- nisse des Königspaars und der Infantin zu überbringen, „credo per fomentargli la speranza del matrimonio con la detta Serenissima Infanta“. Depesche vom 22. Februar 1653 in Modena. II. 19
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0309" n="289"/> <fw place="top" type="header">Die Königin Marianne.</fw><lb/> <p>Die Ungeduld des Königs konnte die Rückkehr des Hof-<lb/> malers nicht erwarten, und so trat der Schwiegersohn für ihn<lb/> ein. Juan Bautista del Mazo nahm sich zusammen, und das<lb/> sehr ähnliche Bildniss machte sein Glück, man wurde auf ihn<lb/> aufmerksam. Palomino, der es bei einem Fronleichnamsfest<lb/> am Guadalajarathor ausgestellt sah, nennt es ein Wunder des<lb/> Pinsels (III, 372).</p><lb/> <p>Die drei Bildnisse im Madrider Museum sind nicht aus<lb/> dieser ersten Zeit, es scheint, man hat die welche Velazquez<lb/> gleich nach seiner Ankunft malte, nach Wien geschickt. Das<lb/> Kind hatte sich seit der<lb/> Abfahrt aus der Hofburg<lb/> auf der langen Reise gün-<lb/> stig entwickelt, vor allem<lb/> wollte sie sich nun dort<lb/> in der erstaunlichen Mode<lb/> ihres jetzigen Hofs prä-<lb/> sentiren.</p><lb/> <p>Das schönste und<lb/> ansprechendste Bildniss<lb/> von ihr ist neuerdings in<lb/> Wien zum Vorschein ge-<lb/> kommen <note place="foot" n="1)">Diess neue Exemplar ist in den Katalog von 1881 nicht aufgenommen. Beide<lb/> heissen dort Maria Theresia, welche nun die Stieftochter Mariannens geworden war.<lb/> Noch sind keine Angaben, wie die Bildnisse nach Wien gekommen sind, gefunden<lb/> worden. Doch erzählt der modenesische Graf Ottonelli, dass im Februar 1653<lb/> der Marchese Mattei, Gesandter des Erzherzogs, nach Flandern reiste, um die Bild-<lb/> nisse des Königspaars und der Infantin zu überbringen, „<hi rendition="#i">credo per fomentargli la<lb/> speranza del matrimonio con la detta Serenissima Infanta</hi>“. Depesche vom<lb/> 22. Februar 1653 in Modena.</note>, es stimmt mit<lb/> dem seit 1824 im Bel-<lb/> vedere befindlichen fast<lb/> ganz überein. Der Glanz<lb/> der blauen Augen ist ent-<lb/> zückend. Diess andere<lb/> Exemplar (Nr. 617) hat<lb/> einiges störende. Die<lb/><figure><p>Die Königin Marianne.</p></figure><lb/> Augen sind trüber, die Modellirung in sehr hellen Fleischtönen<lb/> weniger rein und sicher. — Wie doch ein von Grazien und Musen<lb/> wenig begünstigtes Wesen durch Jugend und Gesundheit dem<lb/> <fw place="bottom" type="sig">II. 19</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/0309]
Die Königin Marianne.
Die Ungeduld des Königs konnte die Rückkehr des Hof-
malers nicht erwarten, und so trat der Schwiegersohn für ihn
ein. Juan Bautista del Mazo nahm sich zusammen, und das
sehr ähnliche Bildniss machte sein Glück, man wurde auf ihn
aufmerksam. Palomino, der es bei einem Fronleichnamsfest
am Guadalajarathor ausgestellt sah, nennt es ein Wunder des
Pinsels (III, 372).
Die drei Bildnisse im Madrider Museum sind nicht aus
dieser ersten Zeit, es scheint, man hat die welche Velazquez
gleich nach seiner Ankunft malte, nach Wien geschickt. Das
Kind hatte sich seit der
Abfahrt aus der Hofburg
auf der langen Reise gün-
stig entwickelt, vor allem
wollte sie sich nun dort
in der erstaunlichen Mode
ihres jetzigen Hofs prä-
sentiren.
Das schönste und
ansprechendste Bildniss
von ihr ist neuerdings in
Wien zum Vorschein ge-
kommen 1), es stimmt mit
dem seit 1824 im Bel-
vedere befindlichen fast
ganz überein. Der Glanz
der blauen Augen ist ent-
zückend. Diess andere
Exemplar (Nr. 617) hat
einiges störende. Die
[Abbildung Die Königin Marianne.]
Augen sind trüber, die Modellirung in sehr hellen Fleischtönen
weniger rein und sicher. — Wie doch ein von Grazien und Musen
wenig begünstigtes Wesen durch Jugend und Gesundheit dem
1) Diess neue Exemplar ist in den Katalog von 1881 nicht aufgenommen. Beide
heissen dort Maria Theresia, welche nun die Stieftochter Mariannens geworden war.
Noch sind keine Angaben, wie die Bildnisse nach Wien gekommen sind, gefunden
worden. Doch erzählt der modenesische Graf Ottonelli, dass im Februar 1653
der Marchese Mattei, Gesandter des Erzherzogs, nach Flandern reiste, um die Bild-
nisse des Königspaars und der Infantin zu überbringen, „credo per fomentargli la
speranza del matrimonio con la detta Serenissima Infanta“. Depesche vom
22. Februar 1653 in Modena.
II. 19
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |