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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Die Vollendung des Escorial.
Tizian, für welche dem König £ 2500 geboten wurden." [Die
Venus mit dem Orgelspieler, Prado 1651].

Hierzu kommt noch das Bildniss Carl V. mit dem grossen
Hunde, das Sir Balthasar Gerbier am 21. Juni 1651 für £ 150
erstand; Tizian's Ruhe auf der Flucht (Prado 472), Palma's Be-
kehrung des Paulus (£ 100, Prado 325), David mit dem Haupte
Goliaths (£ 100, Prado 324); das frühe Bild Tizian's, der Admiral
Pesaro vor Alexander VI (im Museum zu Antwerpen). Der
florentinische Gesandte nennt noch eine "Porzia Romana", d. h.
Lucrezia. Diese sei mit zwei Madonnen und den zwölf Kaisern,
zusammen fünfzehn Tizians, im September 1652 in Madrid ange-
kommen 1).

Man kann sich denken, dass Philipp IV, der trotz allem ein
Mann von Gefühl war, über diese Sachen des unglücklichen Für-
sten, der einst Gast des Palasts gewesen war, seine eignen Gedan-
ken hatte. Es war das Eigenthum der rechtmässigen Erben, das er
hier bekam. Die Anhänger Carl Stuarts und seines Sohnes
sprachen von der Beeiferung der europäischen Fürsten, sich ihren
Antheil an dieser Beute zu sichern, mit Bitterkeit. Durch den
Verkauf ausser Landes ging die Hoffnung späterer Restitution
verloren. Im Hinblick auf diese hatten Freunde des Königs viele
der werthvollsten Stücke an sich gebracht. In der That wird in
den spanischen Berichten jeder Antheil Philipp IV an dem Geschäft
ferngehalten. Haro hat sie auf eigne Hand gekauft; bei ihrer
Ankunft in Madrid entdeckt man, dass sie werth sind dem König
gezeigt zu werden, und Haro legt sie ihm zu Füssen. Dass
man kein reines Gewissen hatte geht auch aus einer Erzählung
Sir Edward Hyde's hervor, der mit dem 76jährigen Cottington
als Gesandter Carl II in Madrid war, als das Schiff aus England
in Corunda ankam. Im Januar 1651 erhielten sie plötzlich ihre
Pässe. Sie erfuhren später den wahren Grund: sie sollten nicht
Zeugen sein, wie das Eigenthum ihres Königs ins Schloss zu

1) Al Sigr. Don Luigi d'Haro sono venuti, di Londra, 15 quadri del Tizziano,
comprati da S: Ecca: scudi 16.ma e sono li 12 Cesari, che gia furono delli Sigri:
Duchi di Mantoua, due Madonne, et una Porzia Romana. Li 12. Cesari il Sigr: Don
Luigi d'Haro li a donati a S. Mta, et anno un poco patito, e dicono, che uno e
quasi guasto affatto, vi e la copia, di mano di Van Dich, che molto ben rimedia al
male, et sono stati graditi dal Re, come meritano opere tanto insignie. Depesche
des florentinischen Residenten vom 9. September 1652. Die zwölf Kaiser befanden
sich bis zum Ende des Jahrhunderts in der Galeria de mediodia des Palasts. Eine
Lucrezia war noch im Jahre 1772 in Buen Retiro.

Die Vollendung des Escorial.
Tizian, für welche dem König £ 2500 geboten wurden.“ [Die
Venus mit dem Orgelspieler, Prado 1651].

Hierzu kommt noch das Bildniss Carl V. mit dem grossen
Hunde, das Sir Balthasar Gerbier am 21. Juni 1651 für £ 150
erstand; Tizian’s Ruhe auf der Flucht (Prado 472), Palma’s Be-
kehrung des Paulus (£ 100, Prado 325), David mit dem Haupte
Goliaths (£ 100, Prado 324); das frühe Bild Tizian’s, der Admiral
Pesaro vor Alexander VI (im Museum zu Antwerpen). Der
florentinische Gesandte nennt noch eine „Porzia Romana“, d. h.
Lucrezia. Diese sei mit zwei Madonnen und den zwölf Kaisern,
zusammen fünfzehn Tizians, im September 1652 in Madrid ange-
kommen 1).

Man kann sich denken, dass Philipp IV, der trotz allem ein
Mann von Gefühl war, über diese Sachen des unglücklichen Für-
sten, der einst Gast des Palasts gewesen war, seine eignen Gedan-
ken hatte. Es war das Eigenthum der rechtmässigen Erben, das er
hier bekam. Die Anhänger Carl Stuarts und seines Sohnes
sprachen von der Beeiferung der europäischen Fürsten, sich ihren
Antheil an dieser Beute zu sichern, mit Bitterkeit. Durch den
Verkauf ausser Landes ging die Hoffnung späterer Restitution
verloren. Im Hinblick auf diese hatten Freunde des Königs viele
der werthvollsten Stücke an sich gebracht. In der That wird in
den spanischen Berichten jeder Antheil Philipp IV an dem Geschäft
ferngehalten. Haro hat sie auf eigne Hand gekauft; bei ihrer
Ankunft in Madrid entdeckt man, dass sie werth sind dem König
gezeigt zu werden, und Haro legt sie ihm zu Füssen. Dass
man kein reines Gewissen hatte geht auch aus einer Erzählung
Sir Edward Hyde’s hervor, der mit dem 76jährigen Cottington
als Gesandter Carl II in Madrid war, als das Schiff aus England
in Coruña ankam. Im Januar 1651 erhielten sie plötzlich ihre
Pässe. Sie erfuhren später den wahren Grund: sie sollten nicht
Zeugen sein, wie das Eigenthum ihres Königs ins Schloss zu

1) Al Sigr. Don Luigi d’Haro sono venuti, di Londra, 15 quadri del Tizziano,
comprati da S: Ecca: scudi 16.ma e sono li 12 Cesari, che già furono delli Sigri:
Duchi di Mantoua, due Madonne, et una Porzia Romana. Li 12. Cesari il Sigr: Don
Luigi d’Haro li à donati à S. Mta, et anno un poco patito, e dicono, che uno è
quasi guasto affatto, vi è la copia, di mano di Van Dich, che molto ben rimedia al
male, et sono stati graditi dal Re, come meritano opere tanto insignie. Depesche
des florentinischen Residenten vom 9. September 1652. Die zwölf Kaiser befanden
sich bis zum Ende des Jahrhunderts in der Galeria de mediodia des Palasts. Eine
Lucrezia war noch im Jahre 1772 in Buen Retiro.
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[239/0259] Die Vollendung des Escorial. Tizian, für welche dem König £ 2500 geboten wurden.“ [Die Venus mit dem Orgelspieler, Prado 1651]. Hierzu kommt noch das Bildniss Carl V. mit dem grossen Hunde, das Sir Balthasar Gerbier am 21. Juni 1651 für £ 150 erstand; Tizian’s Ruhe auf der Flucht (Prado 472), Palma’s Be- kehrung des Paulus (£ 100, Prado 325), David mit dem Haupte Goliaths (£ 100, Prado 324); das frühe Bild Tizian’s, der Admiral Pesaro vor Alexander VI (im Museum zu Antwerpen). Der florentinische Gesandte nennt noch eine „Porzia Romana“, d. h. Lucrezia. Diese sei mit zwei Madonnen und den zwölf Kaisern, zusammen fünfzehn Tizians, im September 1652 in Madrid ange- kommen 1). Man kann sich denken, dass Philipp IV, der trotz allem ein Mann von Gefühl war, über diese Sachen des unglücklichen Für- sten, der einst Gast des Palasts gewesen war, seine eignen Gedan- ken hatte. Es war das Eigenthum der rechtmässigen Erben, das er hier bekam. Die Anhänger Carl Stuarts und seines Sohnes sprachen von der Beeiferung der europäischen Fürsten, sich ihren Antheil an dieser Beute zu sichern, mit Bitterkeit. Durch den Verkauf ausser Landes ging die Hoffnung späterer Restitution verloren. Im Hinblick auf diese hatten Freunde des Königs viele der werthvollsten Stücke an sich gebracht. In der That wird in den spanischen Berichten jeder Antheil Philipp IV an dem Geschäft ferngehalten. Haro hat sie auf eigne Hand gekauft; bei ihrer Ankunft in Madrid entdeckt man, dass sie werth sind dem König gezeigt zu werden, und Haro legt sie ihm zu Füssen. Dass man kein reines Gewissen hatte geht auch aus einer Erzählung Sir Edward Hyde’s hervor, der mit dem 76jährigen Cottington als Gesandter Carl II in Madrid war, als das Schiff aus England in Coruña ankam. Im Januar 1651 erhielten sie plötzlich ihre Pässe. Sie erfuhren später den wahren Grund: sie sollten nicht Zeugen sein, wie das Eigenthum ihres Königs ins Schloss zu 1) Al Sigr. Don Luigi d’Haro sono venuti, di Londra, 15 quadri del Tizziano, comprati da S: Ecca: scudi 16.ma e sono li 12 Cesari, che già furono delli Sigri: Duchi di Mantoua, due Madonne, et una Porzia Romana. Li 12. Cesari il Sigr: Don Luigi d’Haro li à donati à S. Mta, et anno un poco patito, e dicono, che uno è quasi guasto affatto, vi è la copia, di mano di Van Dich, che molto ben rimedia al male, et sono stati graditi dal Re, come meritano opere tanto insignie. Depesche des florentinischen Residenten vom 9. September 1652. Die zwölf Kaiser befanden sich bis zum Ende des Jahrhunderts in der Galeria de mediodia des Palasts. Eine Lucrezia war noch im Jahre 1772 in Buen Retiro.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/259>, abgerufen am 23.11.2024.