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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888.

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Fünftes Buch.
Olivares,

der alle jene Kriege ausgebrütet hatte, wollte sich nun auch
hoch zu Ross gemalt sehn, als Cavalleriegeneral, -- obwol er nie
Pulver gerochen hatte.

Das in Spanien von jeher berühmte, von Dichtern besungene
Reiterbild des "grossen Protektors und Mäcenas" des Malers
(hechura suya), wie ihn Palomino bei dieser Gelegenheit nennt,
befand sich im vorigen Jahrhundert bei dem Marques von Ense-
nada, und wurde erst spät von Carl III für den Neuen Palast
erworben. Durch eine freilich schwache Radirung von Goya
(1778) wurde es allgemein bekannt. Cean Bermudez meint, der
Maler habe sich hier besonders zusammengenommen (se esmero);
er hatte ein schwer zu übertreffendes Vorbild in dem Bildniss des
Vorgängers des Conde Duque, des Herzogs von Lerma, den
Rubens im Jahre 1603 ebenfalls in voller Rüstung zu Pferd ge-
malt hatte.

Der hochfahrende Minister wollte in der Aktion des Feld-
herrn, der Tausende zum Angriff führt und ihnen den Weg der
Ehre mit Gefährdung des eignen Lebens zeigt, dargestellt sein.
In reicher, mit Gold damascirter Rüstung, in breitem Hut mit
Federbusch, rother goldgestickter Schärpe, so sprengt er, augen-
blicklich in korrekter Pesade sich haltend, auf seinem andalusischen
Rothschimmel, in diagonaler Richtung nach dem Hintergrunde zu.
Er scheint aus dem Wald gekommen zu sein an einem Punkte, wo
sich der Blick über eine sehr weite Ebene öffnet, in welcher Reiter-
schaaren bereits engagirt sind. Er wendet sich zurück nach den Sei-
nigen, die er auffordert, nun in diesen Kampf einzugreifen, in dessen
Richtung der Kommandostab weist. Aus der Ortschaft hinter dem
Schlachtfeld steigen Rauchsäulen auf. Später galten sie als
Symbol der Feuersbrunst, die er zum Unheil Spaniens entfacht
hatte, und Quevedo sah ihn wie Nero über dem Brande Roms1).

Diess sieht aus wie eine bestimmte Aktion, es erinnert an
die Schlachtstücke des Salon grande im Buen Retiro; ja Jose
Leonardo hatte den Herzog von Feria fast in derselben Wendung
dargestellt, nur ist sie hier begründet durch eine Mittheilung

1) Quevedo, A la muerte del C. D. Romance:
[Spaltenumbruch] El que sobre ser la causa
se gozo en ver nuestras penas,
[Spaltenumbruch] como a Roma cuando ardia
vio Neron sobre Tarpeyo.
(Obras III, 485.)
Fünftes Buch.
Olivares,

der alle jene Kriege ausgebrütet hatte, wollte sich nun auch
hoch zu Ross gemalt sehn, als Cavalleriegeneral, — obwol er nie
Pulver gerochen hatte.

Das in Spanien von jeher berühmte, von Dichtern besungene
Reiterbild des „grossen Protektors und Mäcenas“ des Malers
(hechura suya), wie ihn Palomino bei dieser Gelegenheit nennt,
befand sich im vorigen Jahrhundert bei dem Marques von Ense-
nada, und wurde erst spät von Carl III für den Neuen Palast
erworben. Durch eine freilich schwache Radirung von Goya
(1778) wurde es allgemein bekannt. Cean Bermudez meint, der
Maler habe sich hier besonders zusammengenommen (se esmeró);
er hatte ein schwer zu übertreffendes Vorbild in dem Bildniss des
Vorgängers des Conde Duque, des Herzogs von Lerma, den
Rubens im Jahre 1603 ebenfalls in voller Rüstung zu Pferd ge-
malt hatte.

Der hochfahrende Minister wollte in der Aktion des Feld-
herrn, der Tausende zum Angriff führt und ihnen den Weg der
Ehre mit Gefährdung des eignen Lebens zeigt, dargestellt sein.
In reicher, mit Gold damascirter Rüstung, in breitem Hut mit
Federbusch, rother goldgestickter Schärpe, so sprengt er, augen-
blicklich in korrekter Pesade sich haltend, auf seinem andalusischen
Rothschimmel, in diagonaler Richtung nach dem Hintergrunde zu.
Er scheint aus dem Wald gekommen zu sein an einem Punkte, wo
sich der Blick über eine sehr weite Ebene öffnet, in welcher Reiter-
schaaren bereits engagirt sind. Er wendet sich zurück nach den Sei-
nigen, die er auffordert, nun in diesen Kampf einzugreifen, in dessen
Richtung der Kommandostab weist. Aus der Ortschaft hinter dem
Schlachtfeld steigen Rauchsäulen auf. Später galten sie als
Symbol der Feuersbrunst, die er zum Unheil Spaniens entfacht
hatte, und Quevedo sah ihn wie Nero über dem Brande Roms1).

Diess sieht aus wie eine bestimmte Aktion, es erinnert an
die Schlachtstücke des Salon grande im Buen Retiro; ja José
Leonardo hatte den Herzog von Feria fast in derselben Wendung
dargestellt, nur ist sie hier begründet durch eine Mittheilung

1) Quevedo, Á la muerte del C. D. Romance:
[Spaltenumbruch] El que sobre ser la causa
se gozó en ver nuestras penas,
[Spaltenumbruch] como á Roma cuando ardía
vió Neron sobre Tarpeyo.
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[110/0130] Fünftes Buch. Olivares, der alle jene Kriege ausgebrütet hatte, wollte sich nun auch hoch zu Ross gemalt sehn, als Cavalleriegeneral, — obwol er nie Pulver gerochen hatte. Das in Spanien von jeher berühmte, von Dichtern besungene Reiterbild des „grossen Protektors und Mäcenas“ des Malers (hechura suya), wie ihn Palomino bei dieser Gelegenheit nennt, befand sich im vorigen Jahrhundert bei dem Marques von Ense- nada, und wurde erst spät von Carl III für den Neuen Palast erworben. Durch eine freilich schwache Radirung von Goya (1778) wurde es allgemein bekannt. Cean Bermudez meint, der Maler habe sich hier besonders zusammengenommen (se esmeró); er hatte ein schwer zu übertreffendes Vorbild in dem Bildniss des Vorgängers des Conde Duque, des Herzogs von Lerma, den Rubens im Jahre 1603 ebenfalls in voller Rüstung zu Pferd ge- malt hatte. Der hochfahrende Minister wollte in der Aktion des Feld- herrn, der Tausende zum Angriff führt und ihnen den Weg der Ehre mit Gefährdung des eignen Lebens zeigt, dargestellt sein. In reicher, mit Gold damascirter Rüstung, in breitem Hut mit Federbusch, rother goldgestickter Schärpe, so sprengt er, augen- blicklich in korrekter Pesade sich haltend, auf seinem andalusischen Rothschimmel, in diagonaler Richtung nach dem Hintergrunde zu. Er scheint aus dem Wald gekommen zu sein an einem Punkte, wo sich der Blick über eine sehr weite Ebene öffnet, in welcher Reiter- schaaren bereits engagirt sind. Er wendet sich zurück nach den Sei- nigen, die er auffordert, nun in diesen Kampf einzugreifen, in dessen Richtung der Kommandostab weist. Aus der Ortschaft hinter dem Schlachtfeld steigen Rauchsäulen auf. Später galten sie als Symbol der Feuersbrunst, die er zum Unheil Spaniens entfacht hatte, und Quevedo sah ihn wie Nero über dem Brande Roms 1). Diess sieht aus wie eine bestimmte Aktion, es erinnert an die Schlachtstücke des Salon grande im Buen Retiro; ja José Leonardo hatte den Herzog von Feria fast in derselben Wendung dargestellt, nur ist sie hier begründet durch eine Mittheilung 1) Quevedo, Á la muerte del C. D. Romance: El que sobre ser la causa se gozó en ver nuestras penas, como á Roma cuando ardía vió Neron sobre Tarpeyo. (Obras III, 485.)

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 2. Bonn, 1888, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez02_1888/130>, abgerufen am 23.11.2024.