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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Die Manieristen.
waren dort wolbekannt und gesucht; Pacheco nennt die Wierx,
Egidius Sadeler und Lucas Kilian; Cespedes sagt, die Stiche
nach Spranger seien überall verbreitet. Merkwürdig ist, dass
lebendige und echte Italiener unter diesen Bastarden in Sevilla
kaum vorkommen. Der einzige ist der kümmerliche Mateo Perez
de Alesio (da Lecce), der zur Herstellung des grossen Christoph
verurtheilt wurde (1584). Er sollte zu Vargas gesagt haben:
"Dein Bein ist mehr werth, als mein grosser Christoph", was
jedenfalls nicht übel erfunden ist.

Ein etwas späterer, persönlich merkwürdiger Künstler war
der Racionero von Cordoba, Pablo de Cespedes (1538 + 1618).
Er kam zweimal nach Rom; das erstemal lebte er dort sieben
Jahre lang in enger Verbindung mit Cesar de Arbasia, einem
Italiener, der später in Malaga und Cordoba (Sagrario) Fresken
ausgeführt hat, Arbeiten von weit mehr Erfindung und Tempe-
rament als die seiner spanischen Zeitgenossen; besonders in
grossen Raum- und Lichtwirkungen.

Später kam Cespedes als Freund und Beistand des unglück-
lichen, verketzerten Erzbischofs Carranza nach Rom, er nahm
wahrscheinlich der Sicherheit wegen nach seiner Rückkehr die
Weihen. Er half Zuccaro an den Fresken in Trinita de' monti
und Araceli und widmete den antiken, christlichen und modernen
Kunstschätzen Roms ein begeistertes Studium. Seinen besten
Klang verdankt der Name dieses gelehrten und hochgebildeten
Mannes den ebenso wahr wie warm empfundenen, klangvollen
Strophen eines Gedichtes über die Malerei. Die Fragmente,
welche Pacheco gerettet hat, geben uns die Gewissheit, dass wir
das beste didaktische Gedicht der spanischen Sprache verloren
haben. In der Malerei unterscheidet ihn von seinen Gleichge-
sinnten der Zug nach mächtigen, heroischen Gestalten, Würde
im Gebahren, Kraft und Tiefe in Farbe und Schatten. Aber
nur selten hat er erreicht was seinem Geiste vorschwebte; wie
in der heil. Conversation in der S. Annenkapelle der Kathedrale
von Cordoba. Die welche ihre Charakteristiken aus Büchern
schöpfen, werden uns wahrscheinlich noch ferner erzählen, dass
er, "der grosse Nachahmer der schönen Manier des Correggio,
den Andalusiern das Licht im Incarnat aufgesteckt habe und
einer der besten Coloristen Spaniens gewesen sei" (Pacheco).
Die, welche bloss ihren Augen folgen, werden sagen, seine
grossen Malereien in Cordoba, Sevilla (die vier Allegorien im Ka-
pitelsaal) und Madrid (Akademie) zeigen den Romanismus beson-

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Die Manieristen.
waren dort wolbekannt und gesucht; Pacheco nennt die Wierx,
Egidius Sadeler und Lucas Kilian; Céspedes sagt, die Stiche
nach Spranger seien überall verbreitet. Merkwürdig ist, dass
lebendige und echte Italiener unter diesen Bastarden in Sevilla
kaum vorkommen. Der einzige ist der kümmerliche Mateo Perez
de Alesio (da Lecce), der zur Herstellung des grossen Christoph
verurtheilt wurde (1584). Er sollte zu Vargas gesagt haben:
„Dein Bein ist mehr werth, als mein grosser Christoph“, was
jedenfalls nicht übel erfunden ist.

Ein etwas späterer, persönlich merkwürdiger Künstler war
der Racionero von Cordoba, Pablo de Céspedes (1538 † 1618).
Er kam zweimal nach Rom; das erstemal lebte er dort sieben
Jahre lang in enger Verbindung mit Cesar de Arbasia, einem
Italiener, der später in Malaga und Cordoba (Sagrario) Fresken
ausgeführt hat, Arbeiten von weit mehr Erfindung und Tempe-
rament als die seiner spanischen Zeitgenossen; besonders in
grossen Raum- und Lichtwirkungen.

Später kam Céspedes als Freund und Beistand des unglück-
lichen, verketzerten Erzbischofs Carranza nach Rom, er nahm
wahrscheinlich der Sicherheit wegen nach seiner Rückkehr die
Weihen. Er half Zuccaro an den Fresken in Trinità de’ monti
und Araceli und widmete den antiken, christlichen und modernen
Kunstschätzen Roms ein begeistertes Studium. Seinen besten
Klang verdankt der Name dieses gelehrten und hochgebildeten
Mannes den ebenso wahr wie warm empfundenen, klangvollen
Strophen eines Gedichtes über die Malerei. Die Fragmente,
welche Pacheco gerettet hat, geben uns die Gewissheit, dass wir
das beste didaktische Gedicht der spanischen Sprache verloren
haben. In der Malerei unterscheidet ihn von seinen Gleichge-
sinnten der Zug nach mächtigen, heroischen Gestalten, Würde
im Gebahren, Kraft und Tiefe in Farbe und Schatten. Aber
nur selten hat er erreicht was seinem Geiste vorschwebte; wie
in der heil. Conversation in der S. Annenkapelle der Kathedrale
von Cordoba. Die welche ihre Charakteristiken aus Büchern
schöpfen, werden uns wahrscheinlich noch ferner erzählen, dass
er, „der grosse Nachahmer der schönen Manier des Correggio,
den Andalusiern das Licht im Incarnat aufgesteckt habe und
einer der besten Coloristen Spaniens gewesen sei“ (Pacheco).
Die, welche bloss ihren Augen folgen, werden sagen, seine
grossen Malereien in Cordoba, Sevilla (die vier Allegorien im Ka-
pitelsaal) und Madrid (Akademie) zeigen den Romanismus beson-

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[49/0069] Die Manieristen. waren dort wolbekannt und gesucht; Pacheco nennt die Wierx, Egidius Sadeler und Lucas Kilian; Céspedes sagt, die Stiche nach Spranger seien überall verbreitet. Merkwürdig ist, dass lebendige und echte Italiener unter diesen Bastarden in Sevilla kaum vorkommen. Der einzige ist der kümmerliche Mateo Perez de Alesio (da Lecce), der zur Herstellung des grossen Christoph verurtheilt wurde (1584). Er sollte zu Vargas gesagt haben: „Dein Bein ist mehr werth, als mein grosser Christoph“, was jedenfalls nicht übel erfunden ist. Ein etwas späterer, persönlich merkwürdiger Künstler war der Racionero von Cordoba, Pablo de Céspedes (1538 † 1618). Er kam zweimal nach Rom; das erstemal lebte er dort sieben Jahre lang in enger Verbindung mit Cesar de Arbasia, einem Italiener, der später in Malaga und Cordoba (Sagrario) Fresken ausgeführt hat, Arbeiten von weit mehr Erfindung und Tempe- rament als die seiner spanischen Zeitgenossen; besonders in grossen Raum- und Lichtwirkungen. Später kam Céspedes als Freund und Beistand des unglück- lichen, verketzerten Erzbischofs Carranza nach Rom, er nahm wahrscheinlich der Sicherheit wegen nach seiner Rückkehr die Weihen. Er half Zuccaro an den Fresken in Trinità de’ monti und Araceli und widmete den antiken, christlichen und modernen Kunstschätzen Roms ein begeistertes Studium. Seinen besten Klang verdankt der Name dieses gelehrten und hochgebildeten Mannes den ebenso wahr wie warm empfundenen, klangvollen Strophen eines Gedichtes über die Malerei. Die Fragmente, welche Pacheco gerettet hat, geben uns die Gewissheit, dass wir das beste didaktische Gedicht der spanischen Sprache verloren haben. In der Malerei unterscheidet ihn von seinen Gleichge- sinnten der Zug nach mächtigen, heroischen Gestalten, Würde im Gebahren, Kraft und Tiefe in Farbe und Schatten. Aber nur selten hat er erreicht was seinem Geiste vorschwebte; wie in der heil. Conversation in der S. Annenkapelle der Kathedrale von Cordoba. Die welche ihre Charakteristiken aus Büchern schöpfen, werden uns wahrscheinlich noch ferner erzählen, dass er, „der grosse Nachahmer der schönen Manier des Correggio, den Andalusiern das Licht im Incarnat aufgesteckt habe und einer der besten Coloristen Spaniens gewesen sei“ (Pacheco). Die, welche bloss ihren Augen folgen, werden sagen, seine grossen Malereien in Cordoba, Sevilla (die vier Allegorien im Ka- pitelsaal) und Madrid (Akademie) zeigen den Romanismus beson- 4

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/69>, abgerufen am 24.11.2024.