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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Viertes Buch.
Belagerung koste, was für Zeit draufgehe, was für Kriegsbereit-
schaft vonnöthen sein würde, gemacht, und alle Accidentien so
einfallen möchten, ausgesonnen, auch hernach bekannt dass sie
in allem zugetroffen."

Eine Zeitlang wurde über das Unternehmen gespottet. Spi-
nola hatte gleichzeitig mit der Armee Morizens zu thun und sich
vor den Belagerten zu wahren, die keinen Schuss vergeblich ab-
gaben. Eine Kugel schlug in sein Zelt, eine andere riss seinem
Pferd die Zaunstange weg. Die Schwierigkeiten der Verpro-
viantirung waren ungeheuer. Es wurde ein Doppelwall aufge-
führt mit 70 Schanzen und Basteien, innerhalb betrug ein Marsch
fünf Stunden. Um den kleinen Krieg abzuschneiden, wurde
ein Theil der Umgegend unter Wasser gesetzt. Seine Ar-
beitskraft schien übermenschlich. Er selbst wollte später (in
der Tafel der Kirche zu Breda) nur seiner Wachsamkeit (vigi-
lantia
) das Gelingen danken. Er verdoppelte sich wie Cäsar, er
fastete Tage lang, schlief im Soldatenzelt, und behielt stets
seinen heitren Gleichmuth. Moriz starb vor dem Ende der Be-
lagerung, seine letzte bekümmerte Frage war nach Breda. Sein
Nachfolger Heinrich Friedrich unternahm einen Versuch zum Ent-
satz im Mai, als die Lebensmittel zu Ende gingen; er musste
sich nach blutigem Kampf zurückziehen.

Die Augen der Welt waren auf diesen Punkt gerichtet;
denn es war als wäre nicht eine Stadt, sondern ein Reich der
Kampfpreis; ausser Niederländern und Spaniern kämpften Ita-
liener, Deutsche und Franzosen. Die zwei grössten Feldherrn
der Zeit haben hier miteinander gerungen, beider Namen stand
auf dem Spiel 1). So sagte der Prinz Wladislaus von Polen, der
zum Besuch im Lager erschienen war 2). Später traf auch Herzog
Wolfgang von Pfalz-Neuburg ein, der von Madrid kam. So trat
hier wieder der Charakter hervor, den dieser endlose Krieg ange-
nommen, von dem der Erzherzog Albrecht gesagt hatte, es sei kein
Krieg mehr dessen Zweck der Sieg, sondern eine Kriegsakademie 3).


1) Dixisse glorians apud suos fertur [Mauritius], quod olim de Caesare ad
Dyrrhachium Pompeius: Non recusare se, quin nullius usus Imperator existima-
retur, si sine dedecore exercitus Spinolae discessisset. H. Hugo, Obsidio Bredana.
Antv. 1629. 59.
2) Aleam iactam esse a duobus maximis belli ducibus ... actumque de
alterutrius existimatione. A. a. O. 36.
3) La guerra di Fiandra non chiamarsi guerra, ma Accademia per ammaestrare,
non per vincere: Siri, Memorie III.

Viertes Buch.
Belagerung koste, was für Zeit draufgehe, was für Kriegsbereit-
schaft vonnöthen sein würde, gemacht, und alle Accidentien so
einfallen möchten, ausgesonnen, auch hernach bekannt dass sie
in allem zugetroffen.“

Eine Zeitlang wurde über das Unternehmen gespottet. Spi-
nola hatte gleichzeitig mit der Armee Morizens zu thun und sich
vor den Belagerten zu wahren, die keinen Schuss vergeblich ab-
gaben. Eine Kugel schlug in sein Zelt, eine andere riss seinem
Pferd die Zaunstange weg. Die Schwierigkeiten der Verpro-
viantirung waren ungeheuer. Es wurde ein Doppelwall aufge-
führt mit 70 Schanzen und Basteien, innerhalb betrug ein Marsch
fünf Stunden. Um den kleinen Krieg abzuschneiden, wurde
ein Theil der Umgegend unter Wasser gesetzt. Seine Ar-
beitskraft schien übermenschlich. Er selbst wollte später (in
der Tafel der Kirche zu Breda) nur seiner Wachsamkeit (vigi-
lantia
) das Gelingen danken. Er verdoppelte sich wie Cäsar, er
fastete Tage lang, schlief im Soldatenzelt, und behielt stets
seinen heitren Gleichmuth. Moriz starb vor dem Ende der Be-
lagerung, seine letzte bekümmerte Frage war nach Breda. Sein
Nachfolger Heinrich Friedrich unternahm einen Versuch zum Ent-
satz im Mai, als die Lebensmittel zu Ende gingen; er musste
sich nach blutigem Kampf zurückziehen.

Die Augen der Welt waren auf diesen Punkt gerichtet;
denn es war als wäre nicht eine Stadt, sondern ein Reich der
Kampfpreis; ausser Niederländern und Spaniern kämpften Ita-
liener, Deutsche und Franzosen. Die zwei grössten Feldherrn
der Zeit haben hier miteinander gerungen, beider Namen stand
auf dem Spiel 1). So sagte der Prinz Wladislaus von Polen, der
zum Besuch im Lager erschienen war 2). Später traf auch Herzog
Wolfgang von Pfalz-Neuburg ein, der von Madrid kam. So trat
hier wieder der Charakter hervor, den dieser endlose Krieg ange-
nommen, von dem der Erzherzog Albrecht gesagt hatte, es sei kein
Krieg mehr dessen Zweck der Sieg, sondern eine Kriegsakademie 3).


1) Dixisse glorians apud suos fertur [Mauritius], quod olim de Caesare ad
Dyrrhachium Pompeius: Non recusare se, quin nullius usus Imperator existima-
retur, si sine dedecore exercitus Spinolae discessisset. H. Hugo, Obsidio Bredana.
Antv. 1629. 59.
2) Aleam iactam esse à duobus maximis belli ducibus … actumque de
alterutrius existimatione. A. a. O. 36.
3) La guerra di Fiandra non chiamarsi guerra, ma Accademia per ammaestrare,
non per vincere: Siri, Memorie III.
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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/382>, abgerufen am 22.11.2024.