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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Drittes Buch.
Herzog von Richelieu; Sandrart selbst bemerkt, dass sie "nach-
gehends zu Rom für tausend Cronen geschätzt, angenommen
und bezahlt worden". Ist mit der Diana Domenichino's das be-
rühmte Bild im Palast Borghese gemeint, das für den Cardinal
Borghese gemalt war, von dem also eine Wiederholung verlangt
worden wäre? Letzteres müsste auch von Sacchi's Bild ange-
nommen werden, denn die Beschreibung passt auf das Decken-
fresko der Divina Sapienza im Palast Barberini. Die fünf Sinne
Valentins kamen aus der Angerstein-Sammlung in die Galerie
von Bridgewater House. Den Seneca Sandrarts erhielt sein
Gönner Giustiniani, und mit dessen Galerie das Berliner Museum
diess Jugendbild eines deutschen Malers aus der traurigsten
Zeit unsers Vaterlandes (N. 445). Neuerdings ist es an das Museum
zu Erfurt abgegeben worden, doch darf sich der brave Frank-
furter damit trösten, dass sein patriotischer Name mit grossen
Goldbuchstaben in den Fries der Nationalgalerie gesetzt wurde.
In einer Bildnissfigur der städtischen Galerie zu Frankfurt von
1636, die in der frühern Art des Velazquez gestellt ist, sieht man
eine Büste des Seneca.

Die neun Gemälde müssten also zwar vollendet, aber nicht
abgesandt worden sein, wahrscheinlich weil das Honorar aus-
blieb. Monterey, ein grosser Gemäldefreund, hat kurz darauf
als Vicekönig auch die besten Künstler Neapels mit solchen
Aufträgen bedacht. Er war aber ein schlechter Haushalter, man
sagte, er lebe glänzender als sein König; er hatte sich in Rom
dergestalt in Schulden gestürzt, dass sein Verbleib dort unhalt-
bar geworden war 1). Die Absendung der Gemälde wird also
hieran gescheitert sein, und sie wurden, wie man bei Poussin
sieht, von den geldbedürftigen Künstlern zum Theil zu Schleu-
derpreisen anderweitig abgegeben. Von Sandrart hat Monterey
jedoch zwei andere Gemälde im Auftrag des Cardinal Barberini
nach Madrid befördert, einen hl. Hieronymus und eine Magdalena
in der Wüste.

Die Möglichkeit lässt sich wohl nicht bestreiten, dass der Ge-
sandte sich des Rathes des Velazquez bei der Auswahl der
Maler und seiner Hülfe bei den Unterhandlungen mit ihnen

1) L'Ambasciatore di Spagna, in riguardo delle sue instanze, e degl' inco-
modi, con quali si trattiene in questa Corte per l'aria, e per li debiti, che ha con-
tratto, ha havuto la permissione di partire. Depesche Zuane Pesaro's vom 22.
Juni 1630.

Drittes Buch.
Herzog von Richelieu; Sandrart selbst bemerkt, dass sie „nach-
gehends zu Rom für tausend Cronen geschätzt, angenommen
und bezahlt worden“. Ist mit der Diana Domenichino’s das be-
rühmte Bild im Palast Borghese gemeint, das für den Cardinal
Borghese gemalt war, von dem also eine Wiederholung verlangt
worden wäre? Letzteres müsste auch von Sacchi’s Bild ange-
nommen werden, denn die Beschreibung passt auf das Decken-
fresko der Divina Sapienza im Palast Barberini. Die fünf Sinne
Valentins kamen aus der Angerstein-Sammlung in die Galerie
von Bridgewater House. Den Seneca Sandrarts erhielt sein
Gönner Giustiniani, und mit dessen Galerie das Berliner Museum
diess Jugendbild eines deutschen Malers aus der traurigsten
Zeit unsers Vaterlandes (N. 445). Neuerdings ist es an das Museum
zu Erfurt abgegeben worden, doch darf sich der brave Frank-
furter damit trösten, dass sein patriotischer Name mit grossen
Goldbuchstaben in den Fries der Nationalgalerie gesetzt wurde.
In einer Bildnissfigur der städtischen Galerie zu Frankfurt von
1636, die in der frühern Art des Velazquez gestellt ist, sieht man
eine Büste des Seneca.

Die neun Gemälde müssten also zwar vollendet, aber nicht
abgesandt worden sein, wahrscheinlich weil das Honorar aus-
blieb. Monterey, ein grosser Gemäldefreund, hat kurz darauf
als Vicekönig auch die besten Künstler Neapels mit solchen
Aufträgen bedacht. Er war aber ein schlechter Haushalter, man
sagte, er lebe glänzender als sein König; er hatte sich in Rom
dergestalt in Schulden gestürzt, dass sein Verbleib dort unhalt-
bar geworden war 1). Die Absendung der Gemälde wird also
hieran gescheitert sein, und sie wurden, wie man bei Poussin
sieht, von den geldbedürftigen Künstlern zum Theil zu Schleu-
derpreisen anderweitig abgegeben. Von Sandrart hat Monterey
jedoch zwei andere Gemälde im Auftrag des Cardinal Barberini
nach Madrid befördert, einen hl. Hieronymus und eine Magdalena
in der Wüste.

Die Möglichkeit lässt sich wohl nicht bestreiten, dass der Ge-
sandte sich des Rathes des Velazquez bei der Auswahl der
Maler und seiner Hülfe bei den Unterhandlungen mit ihnen

1) L’Ambasciatore di Spagna, in riguardo delle sue instanze, e degl’ inco-
modi, con quali si trattiene in questa Corte per l’aria, e per li debiti, che ha con-
tratto, ha havuto la permissione di partire. Depesche Zuane Pesaro’s vom 22.
Juni 1630.
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[294/0320] Drittes Buch. Herzog von Richelieu; Sandrart selbst bemerkt, dass sie „nach- gehends zu Rom für tausend Cronen geschätzt, angenommen und bezahlt worden“. Ist mit der Diana Domenichino’s das be- rühmte Bild im Palast Borghese gemeint, das für den Cardinal Borghese gemalt war, von dem also eine Wiederholung verlangt worden wäre? Letzteres müsste auch von Sacchi’s Bild ange- nommen werden, denn die Beschreibung passt auf das Decken- fresko der Divina Sapienza im Palast Barberini. Die fünf Sinne Valentins kamen aus der Angerstein-Sammlung in die Galerie von Bridgewater House. Den Seneca Sandrarts erhielt sein Gönner Giustiniani, und mit dessen Galerie das Berliner Museum diess Jugendbild eines deutschen Malers aus der traurigsten Zeit unsers Vaterlandes (N. 445). Neuerdings ist es an das Museum zu Erfurt abgegeben worden, doch darf sich der brave Frank- furter damit trösten, dass sein patriotischer Name mit grossen Goldbuchstaben in den Fries der Nationalgalerie gesetzt wurde. In einer Bildnissfigur der städtischen Galerie zu Frankfurt von 1636, die in der frühern Art des Velazquez gestellt ist, sieht man eine Büste des Seneca. Die neun Gemälde müssten also zwar vollendet, aber nicht abgesandt worden sein, wahrscheinlich weil das Honorar aus- blieb. Monterey, ein grosser Gemäldefreund, hat kurz darauf als Vicekönig auch die besten Künstler Neapels mit solchen Aufträgen bedacht. Er war aber ein schlechter Haushalter, man sagte, er lebe glänzender als sein König; er hatte sich in Rom dergestalt in Schulden gestürzt, dass sein Verbleib dort unhalt- bar geworden war 1). Die Absendung der Gemälde wird also hieran gescheitert sein, und sie wurden, wie man bei Poussin sieht, von den geldbedürftigen Künstlern zum Theil zu Schleu- derpreisen anderweitig abgegeben. Von Sandrart hat Monterey jedoch zwei andere Gemälde im Auftrag des Cardinal Barberini nach Madrid befördert, einen hl. Hieronymus und eine Magdalena in der Wüste. Die Möglichkeit lässt sich wohl nicht bestreiten, dass der Ge- sandte sich des Rathes des Velazquez bei der Auswahl der Maler und seiner Hülfe bei den Unterhandlungen mit ihnen 1) L’Ambasciatore di Spagna, in riguardo delle sue instanze, e degl’ inco- modi, con quali si trattiene in questa Corte per l’aria, e per li debiti, che ha con- tratto, ha havuto la permissione di partire. Depesche Zuane Pesaro’s vom 22. Juni 1630.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/320>, abgerufen am 28.11.2024.