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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Drittes Buch.
würde. Cean Bermudez (Diccion. V, 170 f.) hat die fragliche
Notiz zuerst in seine Biographie aufgenommen, wenn auch
zweifelnd. Der Maler hätte zwölf Künstlern, den besten die es
in Italien gab, ebensoviele Gemälde in Auftrag gegeben für seinen
König, und sie auch nach Spanien mitgenommen. Die Nachricht
stammt aus einem Buche des Francisco Preciado 1), der am
Ende des vorigen Jahrhunderts Direktor der spanischen Aka-
demie in Rom war, dieser aber hat sie aus Sandrart's Teutscher
Akademie 2). Der Frankfurter Maler sagt von einer Mitwirkung
des Velazquez bei dem Auftrag nichts; hat Preciado diese bloss
angenommen, weil sie zu dem ihm, aber viel später ertheilten
Auftrag, in Italien Gemälde für Philipp IV anzukaufen, passte?
Deshalb verlegt er die Geschichte in die Zeit der zweiten Reise;
schon Cean hat aber bemerkt, dass damals (1649) mehrere jener
Maler nicht mehr am Leben waren (Valentin + 1634, Cav. d'Arpino
+ 1640, Domenichino + 1641, Guido + 1642, Lanfranco + 1647).
Auch hatte damals Sandrart bereits Italien verlassen. Sie könnte
also nur in diese erste Reise fallen.

Unserem Sandrart war das Unternehmen so lebhaft im Ge-
dächtniss geblieben, weil es der Glanzpunkt seiner Wanderjahre
gewesen war. Er hatte sich rasch bei den Malern Roms einge-
führt, indem er zu der üblichen Willkommsmahlzeit alle vor-
nehmen Künstler, vierzig an der Zahl, persönlich einlud und
sich mit Franzosen und Italienern, Deutschen und Niederländern
in ihren Sprachen unterhielt. Er wurde bald darauf, obwol
ein ganz junger Anfänger, nachdem er sich durch zwei Gemälde
bekannt gemacht, "unter diejenigen berühmtesten Künstler in
Italien gezählt, welche die zwölf Stücke für den König in His-
panien, von gleicher Grösse, nach dem Leben, verfertigen soll-
ten. Da er dann sein Werk so glücklich zu Ende gebracht,
dass es für eins der besten von Cardinälen, Herzogen, Fürsten
und Liebhabern in Rom geschätzt wurde, als man sie, am Festtag
U. L. F. von Constantinopel, während der Procession ausstellte".

Er giebt auch die Gegenstände an, ausgenommen bei dreien,
die nicht fertig geworden waren und bei der Procession fehlten:

1) Arcadia pictorica en suenno, allegoria o poema prosaico sobre la teorica
y practica de la pintura, escrita por Parrasio Tebano, Pastor arcade de Roma.
Madrid 1789. S. 192.
2) Lebenslauf und Kunst-Werke Joachims von Sandrart. Nürnberg 1675.
fol. S. 9 f.

Drittes Buch.
würde. Cean Bermudez (Diccion. V, 170 f.) hat die fragliche
Notiz zuerst in seine Biographie aufgenommen, wenn auch
zweifelnd. Der Maler hätte zwölf Künstlern, den besten die es
in Italien gab, ebensoviele Gemälde in Auftrag gegeben für seinen
König, und sie auch nach Spanien mitgenommen. Die Nachricht
stammt aus einem Buche des Francisco Preciado 1), der am
Ende des vorigen Jahrhunderts Direktor der spanischen Aka-
demie in Rom war, dieser aber hat sie aus Sandrart’s Teutscher
Akademie 2). Der Frankfurter Maler sagt von einer Mitwirkung
des Velazquez bei dem Auftrag nichts; hat Preciado diese bloss
angenommen, weil sie zu dem ihm, aber viel später ertheilten
Auftrag, in Italien Gemälde für Philipp IV anzukaufen, passte?
Deshalb verlegt er die Geschichte in die Zeit der zweiten Reise;
schon Cean hat aber bemerkt, dass damals (1649) mehrere jener
Maler nicht mehr am Leben waren (Valentin † 1634, Cav. d’Arpino
† 1640, Domenichino † 1641, Guido † 1642, Lanfranco † 1647).
Auch hatte damals Sandrart bereits Italien verlassen. Sie könnte
also nur in diese erste Reise fallen.

Unserem Sandrart war das Unternehmen so lebhaft im Ge-
dächtniss geblieben, weil es der Glanzpunkt seiner Wanderjahre
gewesen war. Er hatte sich rasch bei den Malern Roms einge-
führt, indem er zu der üblichen Willkommsmahlzeit alle vor-
nehmen Künstler, vierzig an der Zahl, persönlich einlud und
sich mit Franzosen und Italienern, Deutschen und Niederländern
in ihren Sprachen unterhielt. Er wurde bald darauf, obwol
ein ganz junger Anfänger, nachdem er sich durch zwei Gemälde
bekannt gemacht, „unter diejenigen berühmtesten Künstler in
Italien gezählt, welche die zwölf Stücke für den König in His-
panien, von gleicher Grösse, nach dem Leben, verfertigen soll-
ten. Da er dann sein Werk so glücklich zu Ende gebracht,
dass es für eins der besten von Cardinälen, Herzogen, Fürsten
und Liebhabern in Rom geschätzt wurde, als man sie, am Festtag
U. L. F. von Constantinopel, während der Procession ausstellte“.

Er giebt auch die Gegenstände an, ausgenommen bei dreien,
die nicht fertig geworden waren und bei der Procession fehlten:

1) Arcadia pictorica en sueño, allegoría ó poema prosaico sobre la teórica
y práctica de la pintura, escrita por Parrasio Tebano, Pastor arcade de Roma.
Madrid 1789. S. 192.
2) Lebenslauf und Kunst-Werke Joachims von Sandrart. Nürnberg 1675.
fol. S. 9 f.
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[292/0318] Drittes Buch. würde. Cean Bermudez (Diccion. V, 170 f.) hat die fragliche Notiz zuerst in seine Biographie aufgenommen, wenn auch zweifelnd. Der Maler hätte zwölf Künstlern, den besten die es in Italien gab, ebensoviele Gemälde in Auftrag gegeben für seinen König, und sie auch nach Spanien mitgenommen. Die Nachricht stammt aus einem Buche des Francisco Preciado 1), der am Ende des vorigen Jahrhunderts Direktor der spanischen Aka- demie in Rom war, dieser aber hat sie aus Sandrart’s Teutscher Akademie 2). Der Frankfurter Maler sagt von einer Mitwirkung des Velazquez bei dem Auftrag nichts; hat Preciado diese bloss angenommen, weil sie zu dem ihm, aber viel später ertheilten Auftrag, in Italien Gemälde für Philipp IV anzukaufen, passte? Deshalb verlegt er die Geschichte in die Zeit der zweiten Reise; schon Cean hat aber bemerkt, dass damals (1649) mehrere jener Maler nicht mehr am Leben waren (Valentin † 1634, Cav. d’Arpino † 1640, Domenichino † 1641, Guido † 1642, Lanfranco † 1647). Auch hatte damals Sandrart bereits Italien verlassen. Sie könnte also nur in diese erste Reise fallen. Unserem Sandrart war das Unternehmen so lebhaft im Ge- dächtniss geblieben, weil es der Glanzpunkt seiner Wanderjahre gewesen war. Er hatte sich rasch bei den Malern Roms einge- führt, indem er zu der üblichen Willkommsmahlzeit alle vor- nehmen Künstler, vierzig an der Zahl, persönlich einlud und sich mit Franzosen und Italienern, Deutschen und Niederländern in ihren Sprachen unterhielt. Er wurde bald darauf, obwol ein ganz junger Anfänger, nachdem er sich durch zwei Gemälde bekannt gemacht, „unter diejenigen berühmtesten Künstler in Italien gezählt, welche die zwölf Stücke für den König in His- panien, von gleicher Grösse, nach dem Leben, verfertigen soll- ten. Da er dann sein Werk so glücklich zu Ende gebracht, dass es für eins der besten von Cardinälen, Herzogen, Fürsten und Liebhabern in Rom geschätzt wurde, als man sie, am Festtag U. L. F. von Constantinopel, während der Procession ausstellte“. Er giebt auch die Gegenstände an, ausgenommen bei dreien, die nicht fertig geworden waren und bei der Procession fehlten: 1) Arcadia pictorica en sueño, allegoría ó poema prosaico sobre la teórica y práctica de la pintura, escrita por Parrasio Tebano, Pastor arcade de Roma. Madrid 1789. S. 192. 2) Lebenslauf und Kunst-Werke Joachims von Sandrart. Nürnberg 1675. fol. S. 9 f.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/318>, abgerufen am 24.11.2024.