erschien ein Regenbogen über der Stadt, sofort improvisirte er, anspielend auf den Italien günstigen Frieden von Regensburg, den Trino:
Nunciat en pacem rutilans in nubibus Iris, Dum Praenestini circumdat culmina montis, Italiae populi gaudentes omine plaudant!
Und als der Kaiser sich bequemte den Herzog von Nevers endlich doch mit Mantua zu belehnen, erschien an der Facade des Palastes Causeo am Platz Monte d'oro eine Reihe von Graf- fitgemälden, in der Mitte Urban VIII, wie er mit der Linken Ludwig XIII und Ferdinand II Hände verbunden hält und die Rechte segnend erhebt.
Kunst und Künstler.
Kein Theil der neueren Kunst ist besser oder wenigstens graphisch und plastisch anschaulicher bekannt, als die römische in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Zeit der Borghese, Ludovisi, Barberini lebt noch heute (leider muss man jetzt verbessern: lebte bis ganz vor kurzem) in den Gärten, Ga- lerien, Palästen, denen sie mit Erfolg ihres Namens Andenken anvertraut hatten. Diess war die Zeit, wo das moderne Rom seine Gestalt bekam, welche es bis auf die zerstörenden Sandwehen der neuesten Zeit bewahrt hatte. Und was wir in den Geschichten von Worten der Menschen jener hochgebildeten Zeit lesen, das glauben wir oftmals aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen, so vertraut sind uns ihre Züge durch geistvolle Bildnisse und Büsten. Deshalb, um das künstlerische Rom dieser Zeit dem Leser vorzuführen, braucht man eigentlich bloss Namen zu nennen.
Das was als Malerei der Gegenwart damals in Rom gefeiert wurde, konnte Velazquez kaum interessiren. Der Glanz der Akademie, die in Rom ihre Hauptwerke -- die grossen Fresken -- gestiftet hatte, von jeher nur ein silberner, war damals schon im Erlöschen. Die Caracci waren todt, Domenichino, wie sich bald darauf zeigte, als er die Arbeit am Tesoro in Neapel über- nahm, erschöpft; Guido hatte längst Rom verlassen. Aber wäh- rend man glaubte, "dass die Caracci in der Kunst andern keine Stelle mehr zu besetzen übrig gelassen hätten" (Albano): so regte sich in der That schon ein anderer Geist. Die vor einem Lustrum vollendeten Fresken Guercino's in der Villa Ludovisi gefielen
Kunst und Künstler.
erschien ein Regenbogen über der Stadt, sofort improvisirte er, anspielend auf den Italien günstigen Frieden von Regensburg, den Trino:
Nunciat en pacem rutilans in nubibus Iris, Dum Praenestini circumdat culmina montis, Italiae populi gaudentes omine plaudant!
Und als der Kaiser sich bequemte den Herzog von Nevers endlich doch mit Mantua zu belehnen, erschien an der Façade des Palastes Causeo am Platz Monte d’oro eine Reihe von Graf- fitgemälden, in der Mitte Urban VIII, wie er mit der Linken Ludwig XIII und Ferdinand II Hände verbunden hält und die Rechte segnend erhebt.
Kunst und Künstler.
Kein Theil der neueren Kunst ist besser oder wenigstens graphisch und plastisch anschaulicher bekannt, als die römische in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Zeit der Borghese, Ludovisi, Barberini lebt noch heute (leider muss man jetzt verbessern: lebte bis ganz vor kurzem) in den Gärten, Ga- lerien, Palästen, denen sie mit Erfolg ihres Namens Andenken anvertraut hatten. Diess war die Zeit, wo das moderne Rom seine Gestalt bekam, welche es bis auf die zerstörenden Sandwehen der neuesten Zeit bewahrt hatte. Und was wir in den Geschichten von Worten der Menschen jener hochgebildeten Zeit lesen, das glauben wir oftmals aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen, so vertraut sind uns ihre Züge durch geistvolle Bildnisse und Büsten. Deshalb, um das künstlerische Rom dieser Zeit dem Leser vorzuführen, braucht man eigentlich bloss Namen zu nennen.
Das was als Malerei der Gegenwart damals in Rom gefeiert wurde, konnte Velazquez kaum interessiren. Der Glanz der Akademie, die in Rom ihre Hauptwerke — die grossen Fresken — gestiftet hatte, von jeher nur ein silberner, war damals schon im Erlöschen. Die Caracci waren todt, Domenichino, wie sich bald darauf zeigte, als er die Arbeit am Tesoro in Neapel über- nahm, erschöpft; Guido hatte längst Rom verlassen. Aber wäh- rend man glaubte, „dass die Caracci in der Kunst andern keine Stelle mehr zu besetzen übrig gelassen hätten“ (Albano): so regte sich in der That schon ein anderer Geist. Die vor einem Lustrum vollendeten Fresken Guercino’s in der Villa Ludovisi gefielen
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Kunst und Künstler.
erschien ein Regenbogen über der Stadt, sofort improvisirte er,
anspielend auf den Italien günstigen Frieden von Regensburg,
den Trino:
Nunciat en pacem rutilans in nubibus Iris,
Dum Praenestini circumdat culmina montis,
Italiae populi gaudentes omine plaudant!
Und als der Kaiser sich bequemte den Herzog von Nevers
endlich doch mit Mantua zu belehnen, erschien an der Façade
des Palastes Causeo am Platz Monte d’oro eine Reihe von Graf-
fitgemälden, in der Mitte Urban VIII, wie er mit der Linken
Ludwig XIII und Ferdinand II Hände verbunden hält und die
Rechte segnend erhebt.
Kunst und Künstler.
Kein Theil der neueren Kunst ist besser oder wenigstens
graphisch und plastisch anschaulicher bekannt, als die römische
in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Die Zeit der
Borghese, Ludovisi, Barberini lebt noch heute (leider muss man
jetzt verbessern: lebte bis ganz vor kurzem) in den Gärten, Ga-
lerien, Palästen, denen sie mit Erfolg ihres Namens Andenken
anvertraut hatten. Diess war die Zeit, wo das moderne Rom seine
Gestalt bekam, welche es bis auf die zerstörenden Sandwehen der
neuesten Zeit bewahrt hatte. Und was wir in den Geschichten
von Worten der Menschen jener hochgebildeten Zeit lesen,
das glauben wir oftmals aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen,
so vertraut sind uns ihre Züge durch geistvolle Bildnisse und
Büsten. Deshalb, um das künstlerische Rom dieser Zeit dem
Leser vorzuführen, braucht man eigentlich bloss Namen zu nennen.
Das was als Malerei der Gegenwart damals in Rom gefeiert
wurde, konnte Velazquez kaum interessiren. Der Glanz der
Akademie, die in Rom ihre Hauptwerke — die grossen Fresken
— gestiftet hatte, von jeher nur ein silberner, war damals schon
im Erlöschen. Die Caracci waren todt, Domenichino, wie sich
bald darauf zeigte, als er die Arbeit am Tesoro in Neapel über-
nahm, erschöpft; Guido hatte längst Rom verlassen. Aber wäh-
rend man glaubte, „dass die Caracci in der Kunst andern keine
Stelle mehr zu besetzen übrig gelassen hätten“ (Albano): so regte
sich in der That schon ein anderer Geist. Die vor einem Lustrum
vollendeten Fresken Guercino’s in der Villa Ludovisi gefielen
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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/309>, abgerufen am 23.11.2024.
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