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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Rubens in Madrid.
sie nach Flandern mitzubringen; er machte fünf Bildnisse
Seiner Majestät, darunter eines zu Ross nebst andren Figuren,
mit grosser Meisterschaft (valentia). Er porträtirte dann auch
die Infantin [Margaretha] in den Barfüsserinnen in mehr als Halb-
figur und fertigte davon Kopien. Von Privatpersonen machte
er fünf bis sechs Bildnisse. Er kopirte alle Sachen Tizians, die
der König hat, als da sind die beiden Bäder [der Diana], die
Europa, Adonis und Venus, Venus und Cupido, Adam und Eva
u. a.; und von Bildnissen: das des Landgrafen [Philipp von
Hessen]. des Herzogs von Sachsen [Johann Friedrich], des Alba,
des [Francisco de] Cobos, eines venezianischen Dogen [Gritti] und
viele andere Gemälde auch ausser denen, welche der König be-
sitzt. Er kopirte das Bildniss König Philipp II [nach Tizian]
in ganzer Figur und Rüstung. Er veränderte einige Sachen in
dem Bilde der Anbetung der Könige von seiner Hand, welches
im Palast ist; er machte für D. Diego Mexia [später Marques
de Leganes], einen grossen Verehrer von ihm, ein Gemälde der
Empfängniss, von zwei Ellen Höhe, und für D. Jaime de Carde-
nas, Bruder des Herzogs von Maqueda, einen Evangelisten Jo-
hannes in Lebensgrösse. Es scheint unglaublich, wie er in so
kurzer Zeit und bei so vielen Geschäften so viel hat malen
können.

"Mit Malern verkehrte er wenig, nur mit meinem Schwieger-
sohn (mit dem er vorher Briefe gewechselt hatte) schloss er
Freundschaft, er äusserte sich sehr günstig (favorecio mucho)
über seine Werke wegen seiner Bescheidenheit. Sie besuchten
zusammen den Escorial.

"Kurz, die ganze Zeit wo er am Hof war, bezeigten Seine
Majestät und die grossen Minister, seiner Person und seinem
Talent viel Werthschätzung. Und S. M. begnadigte ihn mit
dem Posten eines Sekretärs des geheimen Raths am Hofe zu
Brüssel, für Lebenszeit, mit Vererbung auf seinen Sohn Albert;
sie bringt tausend Dukaten jährlich ein. Nach Beendigung seiner
Geschäfte, als er sich von S. M. verabschiedete, gab ihm der
Conde Duque einen Ring im Namen des Königs, zwei tausend
Dukaten an Werth". --

Zunächst sind über die hier genannten Gemälde einige Er-
klärungen zu geben.

Wenn man erfährt, dass Rubens bereits vor der Reise mit
Velazquez Briefe gewechselt hat, so liegt die Vermuthung nahe,
dass es sich darin um jene acht mitgebrachten Gemälde handelte.

Rubens in Madrid.
sie nach Flandern mitzubringen; er machte fünf Bildnisse
Seiner Majestät, darunter eines zu Ross nebst andren Figuren,
mit grosser Meisterschaft (valentía). Er porträtirte dann auch
die Infantin [Margaretha] in den Barfüsserinnen in mehr als Halb-
figur und fertigte davon Kopien. Von Privatpersonen machte
er fünf bis sechs Bildnisse. Er kopirte alle Sachen Tizians, die
der König hat, als da sind die beiden Bäder [der Diana], die
Europa, Adonis und Venus, Venus und Cupido, Adam und Eva
u. a.; und von Bildnissen: das des Landgrafen [Philipp von
Hessen]. des Herzogs von Sachsen [Johann Friedrich], des Alba,
des [Francisco de] Cobos, eines venezianischen Dogen [Gritti] und
viele andere Gemälde auch ausser denen, welche der König be-
sitzt. Er kopirte das Bildniss König Philipp II [nach Tizian]
in ganzer Figur und Rüstung. Er veränderte einige Sachen in
dem Bilde der Anbetung der Könige von seiner Hand, welches
im Palast ist; er machte für D. Diego Mexía [später Marques
de Leganés], einen grossen Verehrer von ihm, ein Gemälde der
Empfängniss, von zwei Ellen Höhe, und für D. Jaime de Cárde-
nas, Bruder des Herzogs von Maqueda, einen Evangelisten Jo-
hannes in Lebensgrösse. Es scheint unglaublich, wie er in so
kurzer Zeit und bei so vielen Geschäften so viel hat malen
können.

„Mit Malern verkehrte er wenig, nur mit meinem Schwieger-
sohn (mit dem er vorher Briefe gewechselt hatte) schloss er
Freundschaft, er äusserte sich sehr günstig (favoreció mucho)
über seine Werke wegen seiner Bescheidenheit. Sie besuchten
zusammen den Escorial.

„Kurz, die ganze Zeit wo er am Hof war, bezeigten Seine
Majestät und die grossen Minister, seiner Person und seinem
Talent viel Werthschätzung. Und S. M. begnadigte ihn mit
dem Posten eines Sekretärs des geheimen Raths am Hofe zu
Brüssel, für Lebenszeit, mit Vererbung auf seinen Sohn Albert;
sie bringt tausend Dukaten jährlich ein. Nach Beendigung seiner
Geschäfte, als er sich von S. M. verabschiedete, gab ihm der
Conde Duque einen Ring im Namen des Königs, zwei tausend
Dukaten an Werth“. —

Zunächst sind über die hier genannten Gemälde einige Er-
klärungen zu geben.

Wenn man erfährt, dass Rubens bereits vor der Reise mit
Velazquez Briefe gewechselt hat, so liegt die Vermuthung nahe,
dass es sich darin um jene acht mitgebrachten Gemälde handelte.

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[239/0263] Rubens in Madrid. sie nach Flandern mitzubringen; er machte fünf Bildnisse Seiner Majestät, darunter eines zu Ross nebst andren Figuren, mit grosser Meisterschaft (valentía). Er porträtirte dann auch die Infantin [Margaretha] in den Barfüsserinnen in mehr als Halb- figur und fertigte davon Kopien. Von Privatpersonen machte er fünf bis sechs Bildnisse. Er kopirte alle Sachen Tizians, die der König hat, als da sind die beiden Bäder [der Diana], die Europa, Adonis und Venus, Venus und Cupido, Adam und Eva u. a.; und von Bildnissen: das des Landgrafen [Philipp von Hessen]. des Herzogs von Sachsen [Johann Friedrich], des Alba, des [Francisco de] Cobos, eines venezianischen Dogen [Gritti] und viele andere Gemälde auch ausser denen, welche der König be- sitzt. Er kopirte das Bildniss König Philipp II [nach Tizian] in ganzer Figur und Rüstung. Er veränderte einige Sachen in dem Bilde der Anbetung der Könige von seiner Hand, welches im Palast ist; er machte für D. Diego Mexía [später Marques de Leganés], einen grossen Verehrer von ihm, ein Gemälde der Empfängniss, von zwei Ellen Höhe, und für D. Jaime de Cárde- nas, Bruder des Herzogs von Maqueda, einen Evangelisten Jo- hannes in Lebensgrösse. Es scheint unglaublich, wie er in so kurzer Zeit und bei so vielen Geschäften so viel hat malen können. „Mit Malern verkehrte er wenig, nur mit meinem Schwieger- sohn (mit dem er vorher Briefe gewechselt hatte) schloss er Freundschaft, er äusserte sich sehr günstig (favoreció mucho) über seine Werke wegen seiner Bescheidenheit. Sie besuchten zusammen den Escorial. „Kurz, die ganze Zeit wo er am Hof war, bezeigten Seine Majestät und die grossen Minister, seiner Person und seinem Talent viel Werthschätzung. Und S. M. begnadigte ihn mit dem Posten eines Sekretärs des geheimen Raths am Hofe zu Brüssel, für Lebenszeit, mit Vererbung auf seinen Sohn Albert; sie bringt tausend Dukaten jährlich ein. Nach Beendigung seiner Geschäfte, als er sich von S. M. verabschiedete, gab ihm der Conde Duque einen Ring im Namen des Königs, zwei tausend Dukaten an Werth“. — Zunächst sind über die hier genannten Gemälde einige Er- klärungen zu geben. Wenn man erfährt, dass Rubens bereits vor der Reise mit Velazquez Briefe gewechselt hat, so liegt die Vermuthung nahe, dass es sich darin um jene acht mitgebrachten Gemälde handelte.

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/263>, abgerufen am 16.07.2024.