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Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.

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Zweites Buch.
Fonseca y Zunniga, Graf von Monterey errang sich in der Folge
unter den Plünderern Neapels die Palme. "Wozu, ruft Novoa,
dessen Werk den Neid und Hass athmet, welchen das Treiben
dieser Günstlinge geweckt, hat uns Monterey's Aufenthalt in
Neapel gedient, als den Vorrath von Silber, Juwelen, Tapeten
und Gemälden zu vermehren?" Schon damals besass er eine
schöne Sammlung, darin war die Röthelzeichnung des Cartons
der Badenden von Michelangelo.

Der Geschmack der Sammler war noch etwas in der Rich-
tung unserer alten fürstlichen Kunstkammern: Waffensäle, vene-
zianische Gläser (für die Gesandten der Republik ein Mittel die
Herren vom Hofe geschmeidig zu machen), Sekretäre, flandri-
sche Tapisserien, Medaillen, Kupferstiche, illuminirte Breviere,
Zimmeraltärchen, kostbare Drucke, Elfenbeinschnitzereien (Espina),
musikalische und mathematische Instrumente. Die Malerei an-
langend war den Künstlern schon damals das antiquarische Vor-
urtheil verdriesslich; "die Sense des Todes, sagt Carducho, muss
erst das beglaubigende me fecit darunter setzen; die Sichtbarkeit
der Person löscht das Verdienst des Werks aus."

Von besonderem Interesse ist seine Schilderung von Zirkeln
und Conversationen der Kenner und Freunde der Kunst. In einem
ungenannten Hause fand man sich Abends zusammen, um Ge-
mälde, Zeichnungen, Modelle, Statuen "mit viel Geschmack und
Kenntniss zu besprechen und umzutauschen". Da zeigte sich
Kennerschaft "aller Originale Raphael's, Correggio's, Tizian's, Tin-
toretto's, Palma's, Bassano's", und auch der Lebenden. Die besten
Künstler fanden sich ein, desgleichen Herren vom Stande, die
an solchem virtuoso divertimiento Geschmack fanden. Ausser
Gemälden sah man "Rüstungen und Degen berühmter Waffen-
schmiede, damascirte Dolche, Arbeiten von Bergkrystall, Schreib-
tische, Pyramiden und Kugeln von Jaspis und Glas". (Diese
Kunst der Arbeit in deutschem Bergkrystall und Halbedelsteinen
hatte Jacomo Trezzo eingeführt). Der Herr des Hauses war
grade damit beschäftigt, ein Tauschobjekt (unas ferias) zusam-
menzustellen, über das er mit dem Admiral von Kastilien, D.
Juan Alfonso Enriquez de Cabrera eine Verabredung getroffen
hatte. Es bestand in einem Originale Tizian's, sechs Köpfen
von Anton Mor, zwei Broncestatuen und einer kleinen Feld-

neur nach Mailand "con poco gusto suyo por volverle a desacomodar de la grandeza
del domicilio, alhajas y verjeles alrededor de Madrid."

Zweites Buch.
Fonseca y Zúñiga, Graf von Monterey errang sich in der Folge
unter den Plünderern Neapels die Palme. „Wozu, ruft Novoa,
dessen Werk den Neid und Hass athmet, welchen das Treiben
dieser Günstlinge geweckt, hat uns Monterey’s Aufenthalt in
Neapel gedient, als den Vorrath von Silber, Juwelen, Tapeten
und Gemälden zu vermehren?“ Schon damals besass er eine
schöne Sammlung, darin war die Röthelzeichnung des Cartons
der Badenden von Michelangelo.

Der Geschmack der Sammler war noch etwas in der Rich-
tung unserer alten fürstlichen Kunstkammern: Waffensäle, vene-
zianische Gläser (für die Gesandten der Republik ein Mittel die
Herren vom Hofe geschmeidig zu machen), Sekretäre, flandri-
sche Tapisserien, Medaillen, Kupferstiche, illuminirte Breviere,
Zimmeraltärchen, kostbare Drucke, Elfenbeinschnitzereien (Espina),
musikalische und mathematische Instrumente. Die Malerei an-
langend war den Künstlern schon damals das antiquarische Vor-
urtheil verdriesslich; „die Sense des Todes, sagt Carducho, muss
erst das beglaubigende me fecit darunter setzen; die Sichtbarkeit
der Person löscht das Verdienst des Werks aus.“

Von besonderem Interesse ist seine Schilderung von Zirkeln
und Conversationen der Kenner und Freunde der Kunst. In einem
ungenannten Hause fand man sich Abends zusammen, um Ge-
mälde, Zeichnungen, Modelle, Statuen „mit viel Geschmack und
Kenntniss zu besprechen und umzutauschen“. Da zeigte sich
Kennerschaft „aller Originale Raphael’s, Correggio’s, Tizian’s, Tin-
toretto’s, Palma’s, Bassano’s“, und auch der Lebenden. Die besten
Künstler fanden sich ein, desgleichen Herren vom Stande, die
an solchem virtuoso divertimiento Geschmack fanden. Ausser
Gemälden sah man „Rüstungen und Degen berühmter Waffen-
schmiede, damascirte Dolche, Arbeiten von Bergkrystall, Schreib-
tische, Pyramiden und Kugeln von Jaspis und Glas“. (Diese
Kunst der Arbeit in deutschem Bergkrystall und Halbedelsteinen
hatte Jacomo Trezzo eingeführt). Der Herr des Hauses war
grade damit beschäftigt, ein Tauschobjekt (unas ferias) zusam-
menzustellen, über das er mit dem Admiral von Kastilien, D.
Juan Alfonso Enriquez de Cabrera eine Verabredung getroffen
hatte. Es bestand in einem Originale Tizian’s, sechs Köpfen
von Anton Mor, zwei Broncestatuen und einer kleinen Feld-

neur nach Mailand „con poco gusto suyo por volverle á desacomodar de la grandeza
del domìcìlio, alhajas y verjeles alrededor de Madrid.“
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[174/0194] Zweites Buch. Fonseca y Zúñiga, Graf von Monterey errang sich in der Folge unter den Plünderern Neapels die Palme. „Wozu, ruft Novoa, dessen Werk den Neid und Hass athmet, welchen das Treiben dieser Günstlinge geweckt, hat uns Monterey’s Aufenthalt in Neapel gedient, als den Vorrath von Silber, Juwelen, Tapeten und Gemälden zu vermehren?“ Schon damals besass er eine schöne Sammlung, darin war die Röthelzeichnung des Cartons der Badenden von Michelangelo. Der Geschmack der Sammler war noch etwas in der Rich- tung unserer alten fürstlichen Kunstkammern: Waffensäle, vene- zianische Gläser (für die Gesandten der Republik ein Mittel die Herren vom Hofe geschmeidig zu machen), Sekretäre, flandri- sche Tapisserien, Medaillen, Kupferstiche, illuminirte Breviere, Zimmeraltärchen, kostbare Drucke, Elfenbeinschnitzereien (Espina), musikalische und mathematische Instrumente. Die Malerei an- langend war den Künstlern schon damals das antiquarische Vor- urtheil verdriesslich; „die Sense des Todes, sagt Carducho, muss erst das beglaubigende me fecit darunter setzen; die Sichtbarkeit der Person löscht das Verdienst des Werks aus.“ Von besonderem Interesse ist seine Schilderung von Zirkeln und Conversationen der Kenner und Freunde der Kunst. In einem ungenannten Hause fand man sich Abends zusammen, um Ge- mälde, Zeichnungen, Modelle, Statuen „mit viel Geschmack und Kenntniss zu besprechen und umzutauschen“. Da zeigte sich Kennerschaft „aller Originale Raphael’s, Correggio’s, Tizian’s, Tin- toretto’s, Palma’s, Bassano’s“, und auch der Lebenden. Die besten Künstler fanden sich ein, desgleichen Herren vom Stande, die an solchem virtuoso divertimiento Geschmack fanden. Ausser Gemälden sah man „Rüstungen und Degen berühmter Waffen- schmiede, damascirte Dolche, Arbeiten von Bergkrystall, Schreib- tische, Pyramiden und Kugeln von Jaspis und Glas“. (Diese Kunst der Arbeit in deutschem Bergkrystall und Halbedelsteinen hatte Jacomo Trezzo eingeführt). Der Herr des Hauses war grade damit beschäftigt, ein Tauschobjekt (unas ferias) zusam- menzustellen, über das er mit dem Admiral von Kastilien, D. Juan Alfonso Enriquez de Cabrera eine Verabredung getroffen hatte. Es bestand in einem Originale Tizian’s, sechs Köpfen von Anton Mor, zwei Broncestatuen und einer kleinen Feld- 1) 1) neur nach Mailand „con poco gusto suyo por volverle á desacomodar de la grandeza del domìcìlio, alhajas y verjeles alrededor de Madrid.“

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Zitationshilfe: Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_velazquez01_1888/194>, abgerufen am 25.11.2024.