Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Apokryphen. der nach der Traube greift. Diess in der Erfindung ansprechende Bild(joviale et rejouissante peinture) ist, abgesehen von dem ganz fremd- artigen Aussehen, doch zu unbeholfen in Bewegung und Gruppirung, zu trocken, und zu schwer in den Schatten. W. Bürger wurde wie viele bestochen durch seine Schwachheit für muntere Mache (vive pratique), obwol ihm der grobe (grossiere) Strich und Ton, so verschieden von der späteren Feinheit (delicatesse) des Malers nicht entging. Besser war ein Musikantenstück in der Galerie Salamanca, nach Diese Schmauserei (comilona) von drei Personen, mit aufgehängten Solche Beschreibungen, in deren schon durch das blosse Ohr den 1) A. Ponz, Viage de Espanna XVIII, 21. 2) Paul de St. Victor. Auch von P. Lefort citirt.
Apokryphen. der nach der Traube greift. Diess in der Erfindung ansprechende Bild(joviale et réjouissante peinture) ist, abgesehen von dem ganz fremd- artigen Aussehen, doch zu unbeholfen in Bewegung und Gruppirung, zu trocken, und zu schwer in den Schatten. W. Bürger wurde wie viele bestochen durch seine Schwachheit für muntere Mache (vive pratique), obwol ihm der grobe (grossière) Strich und Ton, so verschieden von der späteren Feinheit (délicatesse) des Malers nicht entging. Besser war ein Musikantenstück in der Galerie Salamanca, nach Diese Schmauserei (comilona) von drei Personen, mit aufgehängten Solche Beschreibungen, in deren schon durch das blosse Ohr den 1) A. Ponz, Viage de España XVIII, 21. 2) Paul de St. Victor. Auch von P. Lefort citirt.
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Apokryphen.
der nach der Traube greift. Diess in der Erfindung ansprechende Bild
(joviale et réjouissante peinture) ist, abgesehen von dem ganz fremd-
artigen Aussehen, doch zu unbeholfen in Bewegung und Gruppirung,
zu trocken, und zu schwer in den Schatten. W. Bürger wurde wie viele
bestochen durch seine Schwachheit für muntere Mache (vive pratique),
obwol ihm der grobe (grossière) Strich und Ton, so verschieden von
der späteren Feinheit (délicatesse) des Malers nicht entging.
Besser war ein Musikantenstück in der Galerie Salamanca, nach
dem Katalog aus der Galerie „Don Celestino’s“. Eine Gruppe blinder?
Geigen- und Guitarrespieler, gelbe, schlechtgenährte Landstreicher, in
der Mitte der Barde, links der herauslachende Knabe mit dem Instrument
unterm Arm. Die Breite, Sicherheit und Schlichtheit des Vortrags, die
gute Gruppirung, die dünne unscheinbare Farbe, die Streiflichter über
den Gesichtern, liessen die Benennung weniger sinnlos erscheinen;
dennoch erreichte das Bild im Jahre 1875 nur 1600 Francs, während
das folgende 4980 erzielte.
Diese Schmauserei (comilona) von drei Personen, mit aufgehängten
Würsten, Rippenstücken, Speckseiten, stammte aus der Galerie des D.
Sebastian Martinez in Cadiz, wo sie Ponz nebst zwei anderen sah 1).
Das zweite war ein Pescadería (Fischstück) mit drei Halbfiguren, das
dritte eine Mahlzeit von vier Personen, mit Wildpret, Vögeln u. s. w.,
angeblich mit denselben Gesichtern wie die Borrachos. Jenes erste war
ein roh componirtes, derb geschmiertes, unappetitliches Bild, nicht anzie-
hender durch widerwärtige Halunkengesichter. Vielleicht hatte sie alle
drei ein reicher Metzgermeister nach seinen Ideen bestellt. Ein Feuilletonist
fordert uns auf zu bewundern „die grobe Wirklichkeit in tastbarem Zu-
stand auf die Leinwand geklebt, wie man ein Relief an die Wand klebt;
diese rohe und kraftvolle Trivialität, geknetet wie mit dem Bossirbein;
einen Borstenpinsel, der im schmierigen Bart wühlt, das offene Maul
aufritzt, den Augenschlitz fältelt und alle Runzeln eines dicken gebräun-
ten Leders beschreibt, endlich als Baucis die unheimlich hässliche Wir-
thin eines Kehlabschneiders“ u. s. w. 2).
Solche Beschreibungen, in deren schon durch das blosse Ohr den
nervus vagus anreizenden Eigenschaften der Kritiker lauter Merkmale der
Unechtheit und zugleich eine Satire auf sich selbst niedergeschrieben
hat, muthen dem kaufenden Publikum zu, Erzeugnisse eines an-
geblich unerreichten Meisters anzustaunen, von denen sich die Letzten
unter den Tausenden, die jährlich im Salon Aufnahme finden, sagen
1) A. Ponz, Viage de España XVIII, 21.
2) Paul de St. Victor. Auch von P. Lefort citirt.
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