Justi, Carl: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. Bd. 1. Bonn, 1888.Dialog über die Malerei. Herrschergeist in der hohen Stirn, und in Auge und Mund die strengeReligiosität des Jerusalempilgers, der hier nach selbstgenommenen Maassen die grosse Station anlegte, die von seinem Hause bei S. Estevan durch das Carmonathor nach dem Humilladero der Cruz del Campo führt1). Aber auch auf dieser heiligen Reise hatte er die Musen nicht zurück- gelassen. In dem merkwürdigen Gefolge, das er sich gewählt, war der Wiedererwecker der Kunst des Plautus und Terenz bei uns, der Kapell- meister Juan de Encina2). F. Hier nun befinden wir uns im Adyton des Baues, den der erste E. Urna muy honrada! Aber wie war es möglich, dass die Stadt C. Der heilige Pabst Pius V liebte die heidnischen Erinnerungen 1) Diese Denkmäler sind bei der Aufhebung der Karthause in die Kirche des ehemaligen Professhauses der Jesuiten, jetzt Universidad, versetzt worden. Das "Haus des Pilatus" ist der vom Volksmund eingeführte Name des Familien- palastes der Henriquez de Ribera, später Herzöge von Alcala; er ist dann an die Medina Celi übergegangen. Dieser Bau ist das bedeutendste Denkmal der Ver- bindung des christlich-maurischen (mudejar) und des gothischen, und beider mit dem Renaissancestil, welches Andalusien besitzt. Sein Gründer war D. Pedro Henriquez (+ 1492); den meisten Antheil an dem Bau aber hat wol dessen Sohn D. Fadrique (+ 1539), dessen Namen mit der Jahreszahl 1533 auf einer Portada steht. Er bereiste drei Jahre lang Palästina, zog am 4. August 1519 in Jerusalem ein und bestellte auf der Rückreise jene prachtvollsten Proben italienischer Renais- sanceskulptur in Spanien, bei Pedro Gazini und Antonio Maria de Aprilis de Charona. Vollendet und namentlich mit antiken Sculpturen ausgestattet hat den Palast dessen Neffe D. Per Afan, erster Herzog von Alcala und Vicekönig von Neapel, wo er 1571 starb. Die obige Vignette ist nach der Figur auf jener Bronzeplatte ge- macht. 2) v. Schack, Geschichte der dramatischen Literatur I, 146. 3) Diese Legende erzählt Zunniga in den Annalen von Sevilla (III, 297).
Dialog über die Malerei. Herrschergeist in der hohen Stirn, und in Auge und Mund die strengeReligiosität des Jerusalempilgers, der hier nach selbstgenommenen Maassen die grosse Station anlegte, die von seinem Hause bei S. Estevan durch das Carmonathor nach dem Humilladero der Cruz del Campo führt1). Aber auch auf dieser heiligen Reise hatte er die Musen nicht zurück- gelassen. In dem merkwürdigen Gefolge, das er sich gewählt, war der Wiedererwecker der Kunst des Plautus und Terenz bei uns, der Kapell- meister Juan de Encina2). F. Hier nun befinden wir uns im Adyton des Baues, den der erste E. Urna muy honrada! Aber wie war es möglich, dass die Stadt C. Der heilige Pabst Pius V liebte die heidnischen Erinnerungen 1) Diese Denkmäler sind bei der Aufhebung der Karthause in die Kirche des ehemaligen Professhauses der Jesuiten, jetzt Universidad, versetzt worden. Das „Haus des Pilatus“ ist der vom Volksmund eingeführte Name des Familien- palastes der Henriquez de Ribera, später Herzöge von Alcalá; er ist dann an die Medina Celi übergegangen. Dieser Bau ist das bedeutendste Denkmal der Ver- bindung des christlich-maurischen (mudejar) und des gothischen, und beider mit dem Renaissancestil, welches Andalusien besitzt. Sein Gründer war D. Pedro Henriquez († 1492); den meisten Antheil an dem Bau aber hat wol dessen Sohn D. Fadrique († 1539), dessen Namen mit der Jahreszahl 1533 auf einer Portada steht. Er bereiste drei Jahre lang Palästina, zog am 4. August 1519 in Jerusalem ein und bestellte auf der Rückreise jene prachtvollsten Proben italienischer Renais- sanceskulptur in Spanien, bei Pedro Gazini und Antonio Maria de Aprilis de Charona. Vollendet und namentlich mit antiken Sculpturen ausgestattet hat den Palast dessen Neffe D. Per Afan, erster Herzog von Alcalá und Vicekönig von Neapel, wo er 1571 starb. Die obige Vignette ist nach der Figur auf jener Bronzeplatte ge- macht. 2) v. Schack, Geschichte der dramatischen Literatur I, 146. 3) Diese Legende erzählt Zúñiga in den Annalen von Sevilla (III, 297).
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Dialog über die Malerei.
Herrschergeist in der hohen Stirn, und in Auge und Mund die strenge
Religiosität des Jerusalempilgers, der hier nach selbstgenommenen Maassen
die grosse Station anlegte, die von seinem Hause bei S. Estevan durch
das Carmonathor nach dem Humilladero der Cruz del Campo führt 1).
Aber auch auf dieser heiligen Reise hatte er die Musen nicht zurück-
gelassen. In dem merkwürdigen Gefolge, das er sich gewählt, war der
Wiedererwecker der Kunst des Plautus und Terenz bei uns, der Kapell-
meister Juan de Encina 2).
F. Hier nun befinden wir uns im Adyton des Baues, den der erste
Marques von Tarifa [D. Fadrique] vor nunmehr 98 Jahren vollendete,
und nur sechs Jahre genoss! Denn hier seht Ihr die Urne, welche einst
in der Trajanssäule verschlossen war, und die Asche des grossen bäti-
schen Kaisers, des Sohnes von Altsevilla bewahrte 3). Die Asche zwar
wurde verschüttet, als verwegene Neugier sie aufbrach (wie mir mein
Grossvater erzählte), sie vermischte sich mit der Erde des Gartens;
zum Glück war es doch seine vaterländische, spanische Erde, zu der
nun die Reste ihres grossen Sohnes zurückgekehrt sind.
E. Urna muy honrada! Aber wie war es möglich, dass die Stadt
Rom sich diese kostbaren Erinnerungen und Reliquien entführen liess?
C. Der heilige Pabst Pius V liebte die heidnischen Erinnerungen
und Bildwerke nicht und wollte das heilige Rom und seinen Palast von
ihnen säubern. Er entfernte die Statuen aus dem Theater des Belvedere
im Vatican [1560] und schenkte sie dem Kapitol. Sein Vorgänger
Paul III hatte bei dem Einzug des unbesiegten Kaisers Carl den Schutt
1) Diese Denkmäler sind bei der Aufhebung der Karthause in die Kirche
des ehemaligen Professhauses der Jesuiten, jetzt Universidad, versetzt worden. Das
„Haus des Pilatus“ ist der vom Volksmund eingeführte Name des Familien-
palastes der Henriquez de Ribera, später Herzöge von Alcalá; er ist dann an die
Medina Celi übergegangen. Dieser Bau ist das bedeutendste Denkmal der Ver-
bindung des christlich-maurischen (mudejar) und des gothischen, und beider mit
dem Renaissancestil, welches Andalusien besitzt. Sein Gründer war D. Pedro
Henriquez († 1492); den meisten Antheil an dem Bau aber hat wol dessen Sohn
D. Fadrique († 1539), dessen Namen mit der Jahreszahl 1533 auf einer Portada
steht. Er bereiste drei Jahre lang Palästina, zog am 4. August 1519 in Jerusalem
ein und bestellte auf der Rückreise jene prachtvollsten Proben italienischer Renais-
sanceskulptur in Spanien, bei Pedro Gazini und Antonio Maria de Aprilis de Charona.
Vollendet und namentlich mit antiken Sculpturen ausgestattet hat den Palast dessen
Neffe D. Per Afan, erster Herzog von Alcalá und Vicekönig von Neapel, wo er
1571 starb. Die obige Vignette ist nach der Figur auf jener Bronzeplatte ge-
macht.
2) v. Schack, Geschichte der dramatischen Literatur I, 146.
3) Diese Legende erzählt Zúñiga in den Annalen von Sevilla (III, 297).
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