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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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Einleitung.
vorgestellet wird, daß alles in Gott sey; daß alles in
ihm und durch ihn geschehe; daß alles aus ihm fließe,
daß wir in Gott leben, weben und sind, und wie der-
gleichen andere eben diesen Sinn und Meynung deutlich
in sich enthaltende, Ausdrücke mehr lauten. Alles die-
ses kann nur sehr uneigentlich verstanden werden, wenn
man andre Lehrgebäude annimmt. Allein, diese Aus-
drücke und Aussprüche der Bibel sind in ihrer eigentli-
chen Bedeutung richtig, wenn Gott und der Raum
einerley sind.

Fast alle gründliche Weltweisen unter denen gesit-
teten und erleuchteten Völkern des Alterthums haben
es als eine der ersten Grundsätze der menschlichen Ver-
nunft und Erkenntniß angesehen, daß aus nichts auch
nichts werden könne. Ex nihilo nihil fit. Jn der
That scheinet es der Vernunft widerstreitend, daß aus
nichts etwas werden könne. Nichts und etwas, nicht
seyn, und seyn, nicht existiren, und existiren, sind offen-
bar widerstreitende Begriffe, die einen unläugbaren
Widerspruch in sich enthalten. Ob nun gleich die al-
ten Weltweisen glaubten, daß eine Gottheit, oder ihr
höchster und oberster Gott, das sichtbare Weltgebäude
erschaffen und hervorgebracht hätte; so konnten sie sich
doch nicht überreden, einer Gottheit die Macht bey-
zumessen, daß sie widersprechende, und mithin ohn-
mögliche Dinge ausrichten könnte. Sie nahmen dan-
nenhero an, daß von allen Ewigkeiten her in dem un-
endlichen Raume des Weltgebäudes gewisse Atomen,
oder die ersten uranfänglichen Theile der Materie, die
so fein waren, daß sie an sich selbst ganz untheilbar wa-
ren, vorhanden gewesen wären. Aus diesem ewigen

Urstoffe

Einleitung.
vorgeſtellet wird, daß alles in Gott ſey; daß alles in
ihm und durch ihn geſchehe; daß alles aus ihm fließe,
daß wir in Gott leben, weben und ſind, und wie der-
gleichen andere eben dieſen Sinn und Meynung deutlich
in ſich enthaltende, Ausdruͤcke mehr lauten. Alles die-
ſes kann nur ſehr uneigentlich verſtanden werden, wenn
man andre Lehrgebaͤude annimmt. Allein, dieſe Aus-
druͤcke und Ausſpruͤche der Bibel ſind in ihrer eigentli-
chen Bedeutung richtig, wenn Gott und der Raum
einerley ſind.

Faſt alle gruͤndliche Weltweiſen unter denen geſit-
teten und erleuchteten Voͤlkern des Alterthums haben
es als eine der erſten Grundſaͤtze der menſchlichen Ver-
nunft und Erkenntniß angeſehen, daß aus nichts auch
nichts werden koͤnne. Ex nihilo nihil fit. Jn der
That ſcheinet es der Vernunft widerſtreitend, daß aus
nichts etwas werden koͤnne. Nichts und etwas, nicht
ſeyn, und ſeyn, nicht exiſtiren, und exiſtiren, ſind offen-
bar widerſtreitende Begriffe, die einen unlaͤugbaren
Widerſpruch in ſich enthalten. Ob nun gleich die al-
ten Weltweiſen glaubten, daß eine Gottheit, oder ihr
hoͤchſter und oberſter Gott, das ſichtbare Weltgebaͤude
erſchaffen und hervorgebracht haͤtte; ſo konnten ſie ſich
doch nicht uͤberreden, einer Gottheit die Macht bey-
zumeſſen, daß ſie widerſprechende, und mithin ohn-
moͤgliche Dinge ausrichten koͤnnte. Sie nahmen dan-
nenhero an, daß von allen Ewigkeiten her in dem un-
endlichen Raume des Weltgebaͤudes gewiſſe Atomen,
oder die erſten uranfaͤnglichen Theile der Materie, die
ſo fein waren, daß ſie an ſich ſelbſt ganz untheilbar wa-
ren, vorhanden geweſen waͤren. Aus dieſem ewigen

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[14/0042] Einleitung. vorgeſtellet wird, daß alles in Gott ſey; daß alles in ihm und durch ihn geſchehe; daß alles aus ihm fließe, daß wir in Gott leben, weben und ſind, und wie der- gleichen andere eben dieſen Sinn und Meynung deutlich in ſich enthaltende, Ausdruͤcke mehr lauten. Alles die- ſes kann nur ſehr uneigentlich verſtanden werden, wenn man andre Lehrgebaͤude annimmt. Allein, dieſe Aus- druͤcke und Ausſpruͤche der Bibel ſind in ihrer eigentli- chen Bedeutung richtig, wenn Gott und der Raum einerley ſind. Faſt alle gruͤndliche Weltweiſen unter denen geſit- teten und erleuchteten Voͤlkern des Alterthums haben es als eine der erſten Grundſaͤtze der menſchlichen Ver- nunft und Erkenntniß angeſehen, daß aus nichts auch nichts werden koͤnne. Ex nihilo nihil fit. Jn der That ſcheinet es der Vernunft widerſtreitend, daß aus nichts etwas werden koͤnne. Nichts und etwas, nicht ſeyn, und ſeyn, nicht exiſtiren, und exiſtiren, ſind offen- bar widerſtreitende Begriffe, die einen unlaͤugbaren Widerſpruch in ſich enthalten. Ob nun gleich die al- ten Weltweiſen glaubten, daß eine Gottheit, oder ihr hoͤchſter und oberſter Gott, das ſichtbare Weltgebaͤude erſchaffen und hervorgebracht haͤtte; ſo konnten ſie ſich doch nicht uͤberreden, einer Gottheit die Macht bey- zumeſſen, daß ſie widerſprechende, und mithin ohn- moͤgliche Dinge ausrichten koͤnnte. Sie nahmen dan- nenhero an, daß von allen Ewigkeiten her in dem un- endlichen Raume des Weltgebaͤudes gewiſſe Atomen, oder die erſten uranfaͤnglichen Theile der Materie, die ſo fein waren, daß ſie an ſich ſelbſt ganz untheilbar wa- ren, vorhanden geweſen waͤren. Aus dieſem ewigen Urſtoffe

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/42>, abgerufen am 24.11.2024.