Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Abschn. III. Hauptst. Vom Untergange
die Bücher des alten Testaments, als die Schriftstel-
ler des neuen Testaments führen hierinn eine ganz einer-
ley übereinstimmende und einmüthige Sprache. Ei-
nige davon bedienen sich solcher eigentlichen und abge-
messenen Ausdrücke, daß sie in der That diese Bege-
benheit solchergestalt vorstellen, als sie sich wirklich er-
eignen wird. Es wird sich dieses unten deutlich zeigen
lassen. Andere, jedoch die wenigsten, verstellen diese
Begebenheit mit einigen Umständen, die sich der Na-
tur der Sache nach ohnmöglich ereignen können. Die-
se Schriftsteller haben dergleichen Umstände vermuth-
lich aus ihrer eigenen menschlichen Einsicht hinzugese-
tzet, um dadurch dasjenige mehr zu erläutern und
nachdrücklicher vorzustellen, was ihnen eine unmittel-
bare Offenbahrung an die Hand gegeben hatte. Wir
wollen von diesen Schriftstellern zuerst reden, und die
von ihnen beygebrachten Nebenumstände in Betrach-
tung ziehen.

Der erste von diesen heiligen Schriftstellern, wel-
cher die Vorstellungen von dem Untergange der Welt
mit verschiedenen ungegründeten Nebenumständen be-
gleitet, ist der Evangelist Matthäus. Er drücket sich
hiervon im 24sten Capit. v. 29. folgendergestalt aus:
"Bald aber nach der Trübsal derselben Zeit werden
&q;Sonne und Mond ihren Schein verliehren, und die
&q;Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte
&q;des Himmels werden sich bewegen." So wie der
Evangelist Marcus in einer Menge von Stellen wei-
ter nichts als der Abschreiber des Evangelisten Mat-
thäus ist; so hat er auch in seinem 13ten Capit. v. 24.

diese

XI. Abſchn. III. Hauptſt. Vom Untergange
die Buͤcher des alten Teſtaments, als die Schriftſtel-
ler des neuen Teſtaments fuͤhren hierinn eine ganz einer-
ley uͤbereinſtimmende und einmuͤthige Sprache. Ei-
nige davon bedienen ſich ſolcher eigentlichen und abge-
meſſenen Ausdruͤcke, daß ſie in der That dieſe Bege-
benheit ſolchergeſtalt vorſtellen, als ſie ſich wirklich er-
eignen wird. Es wird ſich dieſes unten deutlich zeigen
laſſen. Andere, jedoch die wenigſten, verſtellen dieſe
Begebenheit mit einigen Umſtaͤnden, die ſich der Na-
tur der Sache nach ohnmoͤglich ereignen koͤnnen. Die-
ſe Schriftſteller haben dergleichen Umſtaͤnde vermuth-
lich aus ihrer eigenen menſchlichen Einſicht hinzugeſe-
tzet, um dadurch dasjenige mehr zu erlaͤutern und
nachdruͤcklicher vorzuſtellen, was ihnen eine unmittel-
bare Offenbahrung an die Hand gegeben hatte. Wir
wollen von dieſen Schriftſtellern zuerſt reden, und die
von ihnen beygebrachten Nebenumſtaͤnde in Betrach-
tung ziehen.

Der erſte von dieſen heiligen Schriftſtellern, wel-
cher die Vorſtellungen von dem Untergange der Welt
mit verſchiedenen ungegruͤndeten Nebenumſtaͤnden be-
gleitet, iſt der Evangeliſt Matthaͤus. Er druͤcket ſich
hiervon im 24ſten Capit. v. 29. folgendergeſtalt aus:
„Bald aber nach der Truͤbſal derſelben Zeit werden
&q;Sonne und Mond ihren Schein verliehren, und die
&q;Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraͤfte
&q;des Himmels werden ſich bewegen.‟ So wie der
Evangeliſt Marcus in einer Menge von Stellen wei-
ter nichts als der Abſchreiber des Evangeliſten Mat-
thaͤus iſt; ſo hat er auch in ſeinem 13ten Capit. v. 24.

dieſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0402" n="374"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Ab&#x017F;chn. <hi rendition="#aq">III.</hi> Haupt&#x017F;t. Vom Untergange</hi></fw><lb/>
die Bu&#x0364;cher des alten Te&#x017F;taments, als die Schrift&#x017F;tel-<lb/>
ler des neuen Te&#x017F;taments fu&#x0364;hren hierinn eine ganz einer-<lb/>
ley u&#x0364;berein&#x017F;timmende und einmu&#x0364;thige Sprache. Ei-<lb/>
nige davon bedienen &#x017F;ich &#x017F;olcher eigentlichen und abge-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;enen Ausdru&#x0364;cke, daß &#x017F;ie in der That die&#x017F;e Bege-<lb/>
benheit &#x017F;olcherge&#x017F;talt vor&#x017F;tellen, als &#x017F;ie &#x017F;ich wirklich er-<lb/>
eignen wird. Es wird &#x017F;ich die&#x017F;es unten deutlich zeigen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Andere, jedoch die wenig&#x017F;ten, ver&#x017F;tellen die&#x017F;e<lb/>
Begebenheit mit einigen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, die &#x017F;ich der Na-<lb/>
tur der Sache nach ohnmo&#x0364;glich ereignen ko&#x0364;nnen. Die-<lb/>
&#x017F;e Schrift&#x017F;teller haben dergleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nde vermuth-<lb/>
lich aus ihrer eigenen men&#x017F;chlichen Ein&#x017F;icht hinzuge&#x017F;e-<lb/>
tzet, um dadurch dasjenige mehr zu erla&#x0364;utern und<lb/>
nachdru&#x0364;cklicher vorzu&#x017F;tellen, was ihnen eine unmittel-<lb/>
bare Offenbahrung an die Hand gegeben hatte. Wir<lb/>
wollen von die&#x017F;en Schrift&#x017F;tellern zuer&#x017F;t reden, und die<lb/>
von ihnen beygebrachten Nebenum&#x017F;ta&#x0364;nde in Betrach-<lb/>
tung ziehen.</p><lb/>
            <p>Der er&#x017F;te von die&#x017F;en heiligen Schrift&#x017F;tellern, wel-<lb/>
cher die Vor&#x017F;tellungen von dem Untergange der Welt<lb/>
mit ver&#x017F;chiedenen ungegru&#x0364;ndeten Nebenum&#x017F;ta&#x0364;nden be-<lb/>
gleitet, i&#x017F;t der Evangeli&#x017F;t Mattha&#x0364;us. Er dru&#x0364;cket &#x017F;ich<lb/>
hiervon im 24&#x017F;ten Capit. v. 29. folgenderge&#x017F;talt aus:<lb/>
&#x201E;Bald aber nach der Tru&#x0364;b&#x017F;al der&#x017F;elben Zeit werden<lb/>
&amp;q;Sonne und Mond ihren Schein verliehren, und die<lb/>
&amp;q;Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kra&#x0364;fte<lb/>
&amp;q;des Himmels werden &#x017F;ich bewegen.&#x201F; So wie der<lb/>
Evangeli&#x017F;t Marcus in einer Menge von Stellen wei-<lb/>
ter nichts als der Ab&#x017F;chreiber des Evangeli&#x017F;ten Mat-<lb/>
tha&#x0364;us i&#x017F;t; &#x017F;o hat er auch in &#x017F;einem 13ten Capit. v. 24.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[374/0402] XI. Abſchn. III. Hauptſt. Vom Untergange die Buͤcher des alten Teſtaments, als die Schriftſtel- ler des neuen Teſtaments fuͤhren hierinn eine ganz einer- ley uͤbereinſtimmende und einmuͤthige Sprache. Ei- nige davon bedienen ſich ſolcher eigentlichen und abge- meſſenen Ausdruͤcke, daß ſie in der That dieſe Bege- benheit ſolchergeſtalt vorſtellen, als ſie ſich wirklich er- eignen wird. Es wird ſich dieſes unten deutlich zeigen laſſen. Andere, jedoch die wenigſten, verſtellen dieſe Begebenheit mit einigen Umſtaͤnden, die ſich der Na- tur der Sache nach ohnmoͤglich ereignen koͤnnen. Die- ſe Schriftſteller haben dergleichen Umſtaͤnde vermuth- lich aus ihrer eigenen menſchlichen Einſicht hinzugeſe- tzet, um dadurch dasjenige mehr zu erlaͤutern und nachdruͤcklicher vorzuſtellen, was ihnen eine unmittel- bare Offenbahrung an die Hand gegeben hatte. Wir wollen von dieſen Schriftſtellern zuerſt reden, und die von ihnen beygebrachten Nebenumſtaͤnde in Betrach- tung ziehen. Der erſte von dieſen heiligen Schriftſtellern, wel- cher die Vorſtellungen von dem Untergange der Welt mit verſchiedenen ungegruͤndeten Nebenumſtaͤnden be- gleitet, iſt der Evangeliſt Matthaͤus. Er druͤcket ſich hiervon im 24ſten Capit. v. 29. folgendergeſtalt aus: „Bald aber nach der Truͤbſal derſelben Zeit werden &q;Sonne und Mond ihren Schein verliehren, und die &q;Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraͤfte &q;des Himmels werden ſich bewegen.‟ So wie der Evangeliſt Marcus in einer Menge von Stellen wei- ter nichts als der Abſchreiber des Evangeliſten Mat- thaͤus iſt; ſo hat er auch in ſeinem 13ten Capit. v. 24. dieſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/402
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/402>, abgerufen am 27.11.2024.