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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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IX. Abschn. Widerlegung
einander antreffen. Jndessen geschiehet dieses alle-
mahl; und es sind nur wenige Beyspiele vorhanden,
daß sich dergleichen Muscheln und Schnecken in einer
Steinart, zum Exempel in Kalkstein zerstreuet befin-
den. Alsdenn aber kann man auch versichert seyn,
daß hier niemahls ein Meeresgrund gewesen, sondern
daß diese Meerthiere durch Ueberschwemmungen ein-
zeln dahin geführet und daselbst verschlemmet worden.

Was aber noch mehr ist, wie könnte sich in denen obern
Erdschichten nach vielen andern Erd- und Steinlagen
durch die Menge der Muscheln und Schnecken noch ein-
mahl ein Meeresgrund veroffenbahren, wenn diese
Meerthiere lediglich von der Sündfluth herrühreten,
und bloß als Ueberbleibsel derselben anzusehen wären?
Durch was vor einen Zusammenhang der Dinge hätten
hier abermahls so viele Muscheln und Schnecken in ei-
ner Erdschicht bey einander zusammengehäufet werden
können? Würden sie nicht eben so, wie wir vorhin
gesagt haben, nach dem Verhältniß ihrer Schwehre,
durch alle diese verschiedenen Erdschichten zerstreuet seyn
müssen?

Solchemnach veroffenbahret sich auch hier auf eine
sehr überzeugende Art, daß diese Menge von Muscheln
und Meerschnecken, die wir in denen abwechselnden Erd-
lagen öfters mehr als einmahl in einer Schicht von
Meersande antreffen, keinesweges von der Sündfluth
herrühren. Sie beweisen vielmehr ungezweifelt, daß
hier ehedem des Meeres Grund gewesen, welcher durch
nachfolgende Ueberschwemmungen mit so vielen andern
Erd- und Steinlagen bedecket worden.

Da

IX. Abſchn. Widerlegung
einander antreffen. Jndeſſen geſchiehet dieſes alle-
mahl; und es ſind nur wenige Beyſpiele vorhanden,
daß ſich dergleichen Muſcheln und Schnecken in einer
Steinart, zum Exempel in Kalkſtein zerſtreuet befin-
den. Alsdenn aber kann man auch verſichert ſeyn,
daß hier niemahls ein Meeresgrund geweſen, ſondern
daß dieſe Meerthiere durch Ueberſchwemmungen ein-
zeln dahin gefuͤhret und daſelbſt verſchlemmet worden.

Was aber noch mehr iſt, wie koͤnnte ſich in denen obern
Erdſchichten nach vielen andern Erd- und Steinlagen
durch die Menge der Muſcheln und Schnecken noch ein-
mahl ein Meeresgrund veroffenbahren, wenn dieſe
Meerthiere lediglich von der Suͤndfluth herruͤhreten,
und bloß als Ueberbleibſel derſelben anzuſehen waͤren?
Durch was vor einen Zuſammenhang der Dinge haͤtten
hier abermahls ſo viele Muſcheln und Schnecken in ei-
ner Erdſchicht bey einander zuſammengehaͤufet werden
koͤnnen? Wuͤrden ſie nicht eben ſo, wie wir vorhin
geſagt haben, nach dem Verhaͤltniß ihrer Schwehre,
durch alle dieſe verſchiedenen Erdſchichten zerſtreuet ſeyn
muͤſſen?

Solchemnach veroffenbahret ſich auch hier auf eine
ſehr uͤberzeugende Art, daß dieſe Menge von Muſcheln
und Meerſchnecken, die wir in denen abwechſelnden Erd-
lagen oͤfters mehr als einmahl in einer Schicht von
Meerſande antreffen, keinesweges von der Suͤndfluth
herruͤhren. Sie beweiſen vielmehr ungezweifelt, daß
hier ehedem des Meeres Grund geweſen, welcher durch
nachfolgende Ueberſchwemmungen mit ſo vielen andern
Erd- und Steinlagen bedecket worden.

Da
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[294/0322] IX. Abſchn. Widerlegung einander antreffen. Jndeſſen geſchiehet dieſes alle- mahl; und es ſind nur wenige Beyſpiele vorhanden, daß ſich dergleichen Muſcheln und Schnecken in einer Steinart, zum Exempel in Kalkſtein zerſtreuet befin- den. Alsdenn aber kann man auch verſichert ſeyn, daß hier niemahls ein Meeresgrund geweſen, ſondern daß dieſe Meerthiere durch Ueberſchwemmungen ein- zeln dahin gefuͤhret und daſelbſt verſchlemmet worden. Was aber noch mehr iſt, wie koͤnnte ſich in denen obern Erdſchichten nach vielen andern Erd- und Steinlagen durch die Menge der Muſcheln und Schnecken noch ein- mahl ein Meeresgrund veroffenbahren, wenn dieſe Meerthiere lediglich von der Suͤndfluth herruͤhreten, und bloß als Ueberbleibſel derſelben anzuſehen waͤren? Durch was vor einen Zuſammenhang der Dinge haͤtten hier abermahls ſo viele Muſcheln und Schnecken in ei- ner Erdſchicht bey einander zuſammengehaͤufet werden koͤnnen? Wuͤrden ſie nicht eben ſo, wie wir vorhin geſagt haben, nach dem Verhaͤltniß ihrer Schwehre, durch alle dieſe verſchiedenen Erdſchichten zerſtreuet ſeyn muͤſſen? Solchemnach veroffenbahret ſich auch hier auf eine ſehr uͤberzeugende Art, daß dieſe Menge von Muſcheln und Meerſchnecken, die wir in denen abwechſelnden Erd- lagen oͤfters mehr als einmahl in einer Schicht von Meerſande antreffen, keinesweges von der Suͤndfluth herruͤhren. Sie beweiſen vielmehr ungezweifelt, daß hier ehedem des Meeres Grund geweſen, welcher durch nachfolgende Ueberſchwemmungen mit ſo vielen andern Erd- und Steinlagen bedecket worden. Da

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/322>, abgerufen am 24.11.2024.