sprung und Entstehungsart dieser Beschaffenheiten zu erklähren und zu erläutern.
Die Sündfluth ist hauptsächlich dasjenige, auf deren Rechnung man alle diese Beschaffenheiten des Erdcörpers zu setzen pfleget. Die Sündfluth soll die Uhrsache von denen Gebirgen, wenigstens von allen Flötzgebirgen auf dem Erdboden seyn.
Die Sündfluth ist es, durch welche alle die ver- schiedenen abwechselnden Erd- und Steinlagen, die wir bey der Eingrabung in ebenen Gegenden in dem Erdboden finden, entstanden seyn sollen. Der Sünd- fluth wird es beygemessen, wenn wir einen gewese- nen Meeresgrund, oder eine ehemahls bewohnt gewe- sene Oberfläche unter der Erde wahrnehmen; und von der Sündfluth soll es herrühren, daß wir so viele Ver- steinerungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche unter der Erde entdecken. Kurz, die Sündfluth, die nasse Sündfluth, soll alles gethan haben. Wir können uns demnach nicht entbrechen, diesen vermeynten Ge- genstand und Wirkung so vieler merkwürdigen Be- schaffenheiten des Erdcörpers näher zu betrachten, und zu untersuchen, ob er wirklich vermögend gewesen ist, alles das in der That zu bewirken, was man ihm zu- schreibt.
Jch zweifle sehr, daß man durch überzeugende Gründe jemahls wird behaupten können, daß die Bi- bel unumschränkter Richter in der Erkenntniß der Na- tur und der dazu erforderlichen Wissenschaften sey. Wenn dieses wäre; so müßten wir noch immer dem Ptolomäischen Weltsystem anhängen, und es vor eine
Glau-
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einiger Einwuͤrfe.
ſprung und Entſtehungsart dieſer Beſchaffenheiten zu erklaͤhren und zu erlaͤutern.
Die Suͤndfluth iſt hauptſaͤchlich dasjenige, auf deren Rechnung man alle dieſe Beſchaffenheiten des Erdcoͤrpers zu ſetzen pfleget. Die Suͤndfluth ſoll die Uhrſache von denen Gebirgen, wenigſtens von allen Floͤtzgebirgen auf dem Erdboden ſeyn.
Die Suͤndfluth iſt es, durch welche alle die ver- ſchiedenen abwechſelnden Erd- und Steinlagen, die wir bey der Eingrabung in ebenen Gegenden in dem Erdboden finden, entſtanden ſeyn ſollen. Der Suͤnd- fluth wird es beygemeſſen, wenn wir einen geweſe- nen Meeresgrund, oder eine ehemahls bewohnt gewe- ſene Oberflaͤche unter der Erde wahrnehmen; und von der Suͤndfluth ſoll es herruͤhren, daß wir ſo viele Ver- ſteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche unter der Erde entdecken. Kurz, die Suͤndfluth, die naſſe Suͤndfluth, ſoll alles gethan haben. Wir koͤnnen uns demnach nicht entbrechen, dieſen vermeynten Ge- genſtand und Wirkung ſo vieler merkwuͤrdigen Be- ſchaffenheiten des Erdcoͤrpers naͤher zu betrachten, und zu unterſuchen, ob er wirklich vermoͤgend geweſen iſt, alles das in der That zu bewirken, was man ihm zu- ſchreibt.
Jch zweifle ſehr, daß man durch uͤberzeugende Gruͤnde jemahls wird behaupten koͤnnen, daß die Bi- bel unumſchraͤnkter Richter in der Erkenntniß der Na- tur und der dazu erforderlichen Wiſſenſchaften ſey. Wenn dieſes waͤre; ſo muͤßten wir noch immer dem Ptolomaͤiſchen Weltſyſtem anhaͤngen, und es vor eine
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einiger Einwuͤrfe.
ſprung und Entſtehungsart dieſer Beſchaffenheiten zu
erklaͤhren und zu erlaͤutern.
Die Suͤndfluth iſt hauptſaͤchlich dasjenige, auf
deren Rechnung man alle dieſe Beſchaffenheiten des
Erdcoͤrpers zu ſetzen pfleget. Die Suͤndfluth ſoll die
Uhrſache von denen Gebirgen, wenigſtens von allen
Floͤtzgebirgen auf dem Erdboden ſeyn.
Die Suͤndfluth iſt es, durch welche alle die ver-
ſchiedenen abwechſelnden Erd- und Steinlagen, die
wir bey der Eingrabung in ebenen Gegenden in dem
Erdboden finden, entſtanden ſeyn ſollen. Der Suͤnd-
fluth wird es beygemeſſen, wenn wir einen geweſe-
nen Meeresgrund, oder eine ehemahls bewohnt gewe-
ſene Oberflaͤche unter der Erde wahrnehmen; und von
der Suͤndfluth ſoll es herruͤhren, daß wir ſo viele Ver-
ſteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche unter
der Erde entdecken. Kurz, die Suͤndfluth, die naſſe
Suͤndfluth, ſoll alles gethan haben. Wir koͤnnen
uns demnach nicht entbrechen, dieſen vermeynten Ge-
genſtand und Wirkung ſo vieler merkwuͤrdigen Be-
ſchaffenheiten des Erdcoͤrpers naͤher zu betrachten, und
zu unterſuchen, ob er wirklich vermoͤgend geweſen iſt,
alles das in der That zu bewirken, was man ihm zu-
ſchreibt.
Jch zweifle ſehr, daß man durch uͤberzeugende
Gruͤnde jemahls wird behaupten koͤnnen, daß die Bi-
bel unumſchraͤnkter Richter in der Erkenntniß der Na-
tur und der dazu erforderlichen Wiſſenſchaften ſey.
Wenn dieſes waͤre; ſo muͤßten wir noch immer dem
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/305>, abgerufen am 29.11.2024.
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