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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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unter der Erde.
nen- oder Fichtenholz auf eine bewundernswürdige Art
an sich wahrnehmen. Da in dieser Art von Holze die
Jahrwüchse auf das deutlichste in die Augen fallen;
so zeigen sie sich eben so schön in der Versteinerung.
Wenn z. E. Fichtenholz in gelben Achat versteinert ist;
so erblicket man jeden Jahrwuchs in einer besondern
Art von Streife, deren Mitte ein etwas dunkleres
Gelb ausmacht, welche mit einem blasseren Gelb bis
zu einem neuen Jahrwuchs abgewechselt wird. Jch
habe dergleichen Stücke besessen, die jedermann, auch
solchen, die keine Kenner gewesen sind, ausnehmend
gefallen haben, und wovon niemand den geringsten
Zweifel unterhalten können, daß nicht dieses ehemals
Fichtenholz gewesen sey. Denn die Natur redete hier
gleichsam von selbst.

Man findet gar nicht selten große und starke Bäu-
me unter der Erde versteinert, die in ihrem ganzen
Bestandwesen und in allen ihren Theilen diese Be-
schaffenheit erlanget haben. Jch habe in dem kaiser-
lichen Naturaliencabinette zu Wien große Klötze, wel-
che in der Dicke und Breite eben so groß waren, als
die stärksten und dicksten Hackeklötzer, deren sich die
Fleischhauer bedienen, und davon verschiedene über
drey Fuß im Durchmesser halten, in den schönsten
Achat versteinert angetroffen. Zuweilen war die Rin-
de von dem ehemals gewesen Stamme in einen Achat
von einer andern Farbe versteinert. Z. E. in weißen
Achat, wenn das übrige des Stammes zu einem
schwarzbraunen Achat geworden war; und da die Rin-
de fast bey allen Arten von Bäumen eine ganz andere

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unter der Erde.
nen- oder Fichtenholz auf eine bewundernswuͤrdige Art
an ſich wahrnehmen. Da in dieſer Art von Holze die
Jahrwuͤchſe auf das deutlichſte in die Augen fallen;
ſo zeigen ſie ſich eben ſo ſchoͤn in der Verſteinerung.
Wenn z. E. Fichtenholz in gelben Achat verſteinert iſt;
ſo erblicket man jeden Jahrwuchs in einer beſondern
Art von Streife, deren Mitte ein etwas dunkleres
Gelb ausmacht, welche mit einem blaſſeren Gelb bis
zu einem neuen Jahrwuchs abgewechſelt wird. Jch
habe dergleichen Stuͤcke beſeſſen, die jedermann, auch
ſolchen, die keine Kenner geweſen ſind, ausnehmend
gefallen haben, und wovon niemand den geringſten
Zweifel unterhalten koͤnnen, daß nicht dieſes ehemals
Fichtenholz geweſen ſey. Denn die Natur redete hier
gleichſam von ſelbſt.

Man findet gar nicht ſelten große und ſtarke Baͤu-
me unter der Erde verſteinert, die in ihrem ganzen
Beſtandweſen und in allen ihren Theilen dieſe Be-
ſchaffenheit erlanget haben. Jch habe in dem kaiſer-
lichen Naturaliencabinette zu Wien große Kloͤtze, wel-
che in der Dicke und Breite eben ſo groß waren, als
die ſtaͤrkſten und dickſten Hackekloͤtzer, deren ſich die
Fleiſchhauer bedienen, und davon verſchiedene uͤber
drey Fuß im Durchmeſſer halten, in den ſchoͤnſten
Achat verſteinert angetroffen. Zuweilen war die Rin-
de von dem ehemals geweſen Stamme in einen Achat
von einer andern Farbe verſteinert. Z. E. in weißen
Achat, wenn das uͤbrige des Stammes zu einem
ſchwarzbraunen Achat geworden war; und da die Rin-
de faſt bey allen Arten von Baͤumen eine ganz andere

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[265/0293] unter der Erde. nen- oder Fichtenholz auf eine bewundernswuͤrdige Art an ſich wahrnehmen. Da in dieſer Art von Holze die Jahrwuͤchſe auf das deutlichſte in die Augen fallen; ſo zeigen ſie ſich eben ſo ſchoͤn in der Verſteinerung. Wenn z. E. Fichtenholz in gelben Achat verſteinert iſt; ſo erblicket man jeden Jahrwuchs in einer beſondern Art von Streife, deren Mitte ein etwas dunkleres Gelb ausmacht, welche mit einem blaſſeren Gelb bis zu einem neuen Jahrwuchs abgewechſelt wird. Jch habe dergleichen Stuͤcke beſeſſen, die jedermann, auch ſolchen, die keine Kenner geweſen ſind, ausnehmend gefallen haben, und wovon niemand den geringſten Zweifel unterhalten koͤnnen, daß nicht dieſes ehemals Fichtenholz geweſen ſey. Denn die Natur redete hier gleichſam von ſelbſt. Man findet gar nicht ſelten große und ſtarke Baͤu- me unter der Erde verſteinert, die in ihrem ganzen Beſtandweſen und in allen ihren Theilen dieſe Be- ſchaffenheit erlanget haben. Jch habe in dem kaiſer- lichen Naturaliencabinette zu Wien große Kloͤtze, wel- che in der Dicke und Breite eben ſo groß waren, als die ſtaͤrkſten und dickſten Hackekloͤtzer, deren ſich die Fleiſchhauer bedienen, und davon verſchiedene uͤber drey Fuß im Durchmeſſer halten, in den ſchoͤnſten Achat verſteinert angetroffen. Zuweilen war die Rin- de von dem ehemals geweſen Stamme in einen Achat von einer andern Farbe verſteinert. Z. E. in weißen Achat, wenn das uͤbrige des Stammes zu einem ſchwarzbraunen Achat geworden war; und da die Rin- de faſt bey allen Arten von Baͤumen eine ganz andere Beſchaf- R 5

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/293>, abgerufen am 24.11.2024.