Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

zu verschiedenen Mahlen bewohnt gewesen.
sicht und guter Beurtheilung vollkommen überzeu-
get zu haben, daß sich in Zeiten, die unermeßlich
lange vor unserer jetzigen Zeitrechnung vorhergegan-
gen sind, zu vielen Mahlen die Pole verändert ha-
ben, daß dadurch erstaunliche Verwüstungen und
Unordnungen auf unserm Erdcörper erfolget sind,
daß die Meere ihre vorigen Ufer verlassen und das-
jenige zu dem Grunde des Meeres gemacht haben,
was vorhin festes und bewohntes Land gewesen ist,
daß durch abermahlige solche Veränderung die Mee-
re wiederum andere Stellen genommen, und das-
jenige noch einmahl zum festen und trockenen Lan-
de gemacht haben, was schon dergleichen in unermeß-
lich ältern Zeiten gewesen war, daß dieses wiederher-
gestellte feste Land abermahls bewohnet und bevölkert
worden, und nach langen Zwischenzeiten dennoch wieder
zum Grunde des Meeres geworden ist. Wenn man alle
diese Veränderungen und die sehr langen Zwischenzei-
ten, die man zu denen abermahligen wiederholten Be-
wohnungen vernünftiger Weise nothwendig annehmen
muß, nur einigermaaßen berechnet; wenn man die sehr
vielen verschiedenen Erdlagen oder Erdschichten, aus
welchen die Erde in denen Ebenen bestehet, und bey
welcher man obangezeigter Maaßen allemahl eine Ue-
berschwemmung der Meere, oder einen gewesenen Mee-
resgrund voraussetzen muß, nur einigermaßen erweget;
so muß man über das Alterthum unsers Erdcörpers er-
staunen, und vier bis fünfmahl hunderttausend Jahre
können zu so vielen Veränderungen kaum zureichend seyn.



Achter
R

zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen.
ſicht und guter Beurtheilung vollkommen uͤberzeu-
get zu haben, daß ſich in Zeiten, die unermeßlich
lange vor unſerer jetzigen Zeitrechnung vorhergegan-
gen ſind, zu vielen Mahlen die Pole veraͤndert ha-
ben, daß dadurch erſtaunliche Verwuͤſtungen und
Unordnungen auf unſerm Erdcoͤrper erfolget ſind,
daß die Meere ihre vorigen Ufer verlaſſen und das-
jenige zu dem Grunde des Meeres gemacht haben,
was vorhin feſtes und bewohntes Land geweſen iſt,
daß durch abermahlige ſolche Veraͤnderung die Mee-
re wiederum andere Stellen genommen, und das-
jenige noch einmahl zum feſten und trockenen Lan-
de gemacht haben, was ſchon dergleichen in unermeß-
lich aͤltern Zeiten geweſen war, daß dieſes wiederher-
geſtellte feſte Land abermahls bewohnet und bevoͤlkert
worden, und nach langen Zwiſchenzeiten dennoch wieder
zum Grunde des Meeres geworden iſt. Wenn man alle
dieſe Veraͤnderungen und die ſehr langen Zwiſchenzei-
ten, die man zu denen abermahligen wiederholten Be-
wohnungen vernuͤnftiger Weiſe nothwendig annehmen
muß, nur einigermaaßen berechnet; wenn man die ſehr
vielen verſchiedenen Erdlagen oder Erdſchichten, aus
welchen die Erde in denen Ebenen beſtehet, und bey
welcher man obangezeigter Maaßen allemahl eine Ue-
berſchwemmung der Meere, oder einen geweſenen Mee-
resgrund vorausſetzen muß, nur einigermaßen erweget;
ſo muß man uͤber das Alterthum unſers Erdcoͤrpers er-
ſtaunen, und vier bis fuͤnfmahl hunderttauſend Jahre
koͤnnen zu ſo vielen Veraͤnderungen kaum zureichend ſeyn.



Achter
R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0285" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">zu ver&#x017F;chiedenen Mahlen bewohnt gewe&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
&#x017F;icht und guter Beurtheilung vollkommen u&#x0364;berzeu-<lb/>
get zu haben, daß &#x017F;ich in Zeiten, die unermeßlich<lb/>
lange vor un&#x017F;erer jetzigen Zeitrechnung vorhergegan-<lb/>
gen &#x017F;ind, zu vielen Mahlen die Pole vera&#x0364;ndert ha-<lb/>
ben, daß dadurch er&#x017F;taunliche Verwu&#x0364;&#x017F;tungen und<lb/>
Unordnungen auf un&#x017F;erm Erdco&#x0364;rper erfolget &#x017F;ind,<lb/>
daß die Meere ihre vorigen Ufer verla&#x017F;&#x017F;en und das-<lb/>
jenige zu dem Grunde des Meeres gemacht haben,<lb/>
was vorhin fe&#x017F;tes und bewohntes Land gewe&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
daß durch abermahlige &#x017F;olche Vera&#x0364;nderung die Mee-<lb/>
re wiederum andere Stellen genommen, und das-<lb/>
jenige noch einmahl zum fe&#x017F;ten und trockenen Lan-<lb/>
de gemacht haben, was &#x017F;chon dergleichen in unermeß-<lb/>
lich a&#x0364;ltern Zeiten gewe&#x017F;en war, daß die&#x017F;es wiederher-<lb/>
ge&#x017F;tellte fe&#x017F;te Land abermahls bewohnet und bevo&#x0364;lkert<lb/>
worden, und nach langen Zwi&#x017F;chenzeiten dennoch wieder<lb/>
zum Grunde des Meeres geworden i&#x017F;t. Wenn man alle<lb/>
die&#x017F;e Vera&#x0364;nderungen und die &#x017F;ehr langen Zwi&#x017F;chenzei-<lb/>
ten, die man zu denen abermahligen wiederholten Be-<lb/>
wohnungen vernu&#x0364;nftiger Wei&#x017F;e nothwendig annehmen<lb/>
muß, nur einigermaaßen berechnet; wenn man die &#x017F;ehr<lb/>
vielen ver&#x017F;chiedenen Erdlagen oder Erd&#x017F;chichten, aus<lb/>
welchen die Erde in denen Ebenen be&#x017F;tehet, und bey<lb/>
welcher man obangezeigter Maaßen allemahl eine Ue-<lb/>
ber&#x017F;chwemmung der Meere, oder einen gewe&#x017F;enen Mee-<lb/>
resgrund voraus&#x017F;etzen muß, nur einigermaßen erweget;<lb/>
&#x017F;o muß man u&#x0364;ber das Alterthum un&#x017F;ers Erdco&#x0364;rpers er-<lb/>
&#x017F;taunen, und vier bis fu&#x0364;nfmahl hunderttau&#x017F;end Jahre<lb/>
ko&#x0364;nnen zu &#x017F;o vielen Vera&#x0364;nderungen kaum zureichend &#x017F;eyn.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">R</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Achter</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0285] zu verſchiedenen Mahlen bewohnt geweſen. ſicht und guter Beurtheilung vollkommen uͤberzeu- get zu haben, daß ſich in Zeiten, die unermeßlich lange vor unſerer jetzigen Zeitrechnung vorhergegan- gen ſind, zu vielen Mahlen die Pole veraͤndert ha- ben, daß dadurch erſtaunliche Verwuͤſtungen und Unordnungen auf unſerm Erdcoͤrper erfolget ſind, daß die Meere ihre vorigen Ufer verlaſſen und das- jenige zu dem Grunde des Meeres gemacht haben, was vorhin feſtes und bewohntes Land geweſen iſt, daß durch abermahlige ſolche Veraͤnderung die Mee- re wiederum andere Stellen genommen, und das- jenige noch einmahl zum feſten und trockenen Lan- de gemacht haben, was ſchon dergleichen in unermeß- lich aͤltern Zeiten geweſen war, daß dieſes wiederher- geſtellte feſte Land abermahls bewohnet und bevoͤlkert worden, und nach langen Zwiſchenzeiten dennoch wieder zum Grunde des Meeres geworden iſt. Wenn man alle dieſe Veraͤnderungen und die ſehr langen Zwiſchenzei- ten, die man zu denen abermahligen wiederholten Be- wohnungen vernuͤnftiger Weiſe nothwendig annehmen muß, nur einigermaaßen berechnet; wenn man die ſehr vielen verſchiedenen Erdlagen oder Erdſchichten, aus welchen die Erde in denen Ebenen beſtehet, und bey welcher man obangezeigter Maaßen allemahl eine Ue- berſchwemmung der Meere, oder einen geweſenen Mee- resgrund vorausſetzen muß, nur einigermaßen erweget; ſo muß man uͤber das Alterthum unſers Erdcoͤrpers er- ſtaunen, und vier bis fuͤnfmahl hunderttauſend Jahre koͤnnen zu ſo vielen Veraͤnderungen kaum zureichend ſeyn. Achter R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/285
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/285>, abgerufen am 24.11.2024.