Jahren kaum einige Zoll hoch betragen. Jch werde dieses bald in unläugbaren Beyspielen beweisen.
Wenn man nach diesen einmahl erkannten und un- gezweifelten Grundsätzen diejenigen Ruinen und andere Kennzeichen einer vormahligen Bewohnung der Erde, die sich seit zweyhundert Jahren in obgedachten Län- dern entdecket haben, hätte untersuchen sollen; so wür, de sich bald gezeiget haben, daß die meisten davon kei- nesweges von denen Zeiten der Römer herrühren kön- nen. Sie sind gemeiniglich zehen, zwölf, funfzehn und mehrere Fuß unter der Erde gefunden worden, und haben außer denen vorgefaßten Meynungen der Gelehrten nichts an sich gehabt, was einen ungezwei- felten römischen Uhrsprung hätte anzeigen können.
Jch kann bey dieser Gelegenheit nicht unterlassen, ei- nes Denkmahls des Alterthums zu erwähnen, welches die unbegreifliche Frau Gamasche in Lissabon, die un- sern Zeiten noch immer ein Räthsel bleiben wird, auf einer Reise durch Portugall über dreyßig Fuß unter der Erde entdecket hat.
Wenn man verschiedenen Reisebeschreibern und andern Nachrichten glauben beymessen darf; so hat die- se Frau die Gabe besessen, tief in den Schooß der Er- de hinein zu sehen. Diese Eigenschaft entdeckte sich an derselben, als sie noch ein Kind von drey bis vier Jahren war, und wo man also am wenigsten einen Betrug vermuthen konnte. Sie sagte in diesem Al- ter, als ihre Magd den Tisch deckte, daß dieselbe ein Kind im Leibe hätte, ehe man die geringste Vermu- thung einer Schwangerschaft von der Magd hatte.
Sie
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
Jahren kaum einige Zoll hoch betragen. Jch werde dieſes bald in unlaͤugbaren Beyſpielen beweiſen.
Wenn man nach dieſen einmahl erkannten und un- gezweifelten Grundſaͤtzen diejenigen Ruinen und andere Kennzeichen einer vormahligen Bewohnung der Erde, die ſich ſeit zweyhundert Jahren in obgedachten Laͤn- dern entdecket haben, haͤtte unterſuchen ſollen; ſo wuͤr, de ſich bald gezeiget haben, daß die meiſten davon kei- nesweges von denen Zeiten der Roͤmer herruͤhren koͤn- nen. Sie ſind gemeiniglich zehen, zwoͤlf, funfzehn und mehrere Fuß unter der Erde gefunden worden, und haben außer denen vorgefaßten Meynungen der Gelehrten nichts an ſich gehabt, was einen ungezwei- felten roͤmiſchen Uhrſprung haͤtte anzeigen koͤnnen.
Jch kann bey dieſer Gelegenheit nicht unterlaſſen, ei- nes Denkmahls des Alterthums zu erwaͤhnen, welches die unbegreifliche Frau Gamaſche in Liſſabon, die un- ſern Zeiten noch immer ein Raͤthſel bleiben wird, auf einer Reiſe durch Portugall uͤber dreyßig Fuß unter der Erde entdecket hat.
Wenn man verſchiedenen Reiſebeſchreibern und andern Nachrichten glauben beymeſſen darf; ſo hat die- ſe Frau die Gabe beſeſſen, tief in den Schooß der Er- de hinein zu ſehen. Dieſe Eigenſchaft entdeckte ſich an derſelben, als ſie noch ein Kind von drey bis vier Jahren war, und wo man alſo am wenigſten einen Betrug vermuthen konnte. Sie ſagte in dieſem Al- ter, als ihre Magd den Tiſch deckte, daß dieſelbe ein Kind im Leibe haͤtte, ehe man die geringſte Vermu- thung einer Schwangerſchaft von der Magd hatte.
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
Jahren kaum einige Zoll hoch betragen. Jch werde
dieſes bald in unlaͤugbaren Beyſpielen beweiſen.
Wenn man nach dieſen einmahl erkannten und un-
gezweifelten Grundſaͤtzen diejenigen Ruinen und andere
Kennzeichen einer vormahligen Bewohnung der Erde,
die ſich ſeit zweyhundert Jahren in obgedachten Laͤn-
dern entdecket haben, haͤtte unterſuchen ſollen; ſo wuͤr,
de ſich bald gezeiget haben, daß die meiſten davon kei-
nesweges von denen Zeiten der Roͤmer herruͤhren koͤn-
nen. Sie ſind gemeiniglich zehen, zwoͤlf, funfzehn
und mehrere Fuß unter der Erde gefunden worden,
und haben außer denen vorgefaßten Meynungen der
Gelehrten nichts an ſich gehabt, was einen ungezwei-
felten roͤmiſchen Uhrſprung haͤtte anzeigen koͤnnen.
Jch kann bey dieſer Gelegenheit nicht unterlaſſen, ei-
nes Denkmahls des Alterthums zu erwaͤhnen, welches
die unbegreifliche Frau Gamaſche in Liſſabon, die un-
ſern Zeiten noch immer ein Raͤthſel bleiben wird, auf
einer Reiſe durch Portugall uͤber dreyßig Fuß unter der
Erde entdecket hat.
Wenn man verſchiedenen Reiſebeſchreibern und
andern Nachrichten glauben beymeſſen darf; ſo hat die-
ſe Frau die Gabe beſeſſen, tief in den Schooß der Er-
de hinein zu ſehen. Dieſe Eigenſchaft entdeckte ſich
an derſelben, als ſie noch ein Kind von drey bis vier
Jahren war, und wo man alſo am wenigſten einen
Betrug vermuthen konnte. Sie ſagte in dieſem Al-
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Kind im Leibe haͤtte, ehe man die geringſte Vermu-
thung einer Schwangerſchaft von der Magd hatte.
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/272>, abgerufen am 24.11.2024.
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