Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.VII. Abschn. Erweis, daß die Erde zu setzen. Die Gelehrten, welche sich keine andereBevölkerung der Erde einfallen ließen, wußten keine andere Erklährung davon zu machen; und der unge- lehrte Haufe betete alles dasjenige nach, was er von den Gelehrten gehöret hatte. Wenn gleich auf sol- chen unter der Erde gefundenen Grabmählern, Bild- säulen, Amphitheatris und dergleichen keine Jnnschrif- ten zu finden waren; so war man doch sehr sinnreich, alles auf die römische Bauart und Gewohnheiten aus- zudeuten, die aber bey einer gründlichen Untersuchung einen richtigen Probierstein wenig ausgehalten haben würden. Und was sollten vor zureichende Bewegungs- gründe vorhanden seyn, alles, was einige Aehnlich- keit mit der römischen Bauart und Gewohnheit hätte, denen Römern beyzumessen? Gerade, als wenn die vernünftigen Bewohner des Erdcörpers vor einigen hundert tausend Jahren nicht eben den Erfindungsgeist und den Verstand besessen haben könnten, den die Rö- mer gehabt haben. Wir haben aus denen vorigen Abschnitten überzeugend wahrgenommen, daß die Men- schen, welche vermuthlich vor einem unermeßlichen Zeitraume unserer jetzigen Zeitrechnung die Erde be- wohnet haben, alle Einrichtungen und Bequehmlichkei- ten eines Meerhafens so gut verstanden haben, als wir, wie sich aus dem in Schweden auf einem hohen Gebirge entdeckten Meerhafen genugsam gezeiget hat. Die Bewohner der Erde in einem so unermeßlichen Zeitalter verstanden eben so gut, als wir, die Schiffs- baukunst, und wußten sich Waffen zu schmieden, die ihnen zu ihrer Vertheidigung dienlich waren; wie sich aus dem in der Schweiz in einem Gebirge vor- gefun-
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde zu ſetzen. Die Gelehrten, welche ſich keine andereBevoͤlkerung der Erde einfallen ließen, wußten keine andere Erklaͤhrung davon zu machen; und der unge- lehrte Haufe betete alles dasjenige nach, was er von den Gelehrten gehoͤret hatte. Wenn gleich auf ſol- chen unter der Erde gefundenen Grabmaͤhlern, Bild- ſaͤulen, Amphitheatris und dergleichen keine Jnnſchrif- ten zu finden waren; ſo war man doch ſehr ſinnreich, alles auf die roͤmiſche Bauart und Gewohnheiten aus- zudeuten, die aber bey einer gruͤndlichen Unterſuchung einen richtigen Probierſtein wenig ausgehalten haben wuͤrden. Und was ſollten vor zureichende Bewegungs- gruͤnde vorhanden ſeyn, alles, was einige Aehnlich- keit mit der roͤmiſchen Bauart und Gewohnheit haͤtte, denen Roͤmern beyzumeſſen? Gerade, als wenn die vernuͤnftigen Bewohner des Erdcoͤrpers vor einigen hundert tauſend Jahren nicht eben den Erfindungsgeiſt und den Verſtand beſeſſen haben koͤnnten, den die Roͤ- mer gehabt haben. Wir haben aus denen vorigen Abſchnitten uͤberzeugend wahrgenommen, daß die Men- ſchen, welche vermuthlich vor einem unermeßlichen Zeitraume unſerer jetzigen Zeitrechnung die Erde be- wohnet haben, alle Einrichtungen und Bequehmlichkei- ten eines Meerhafens ſo gut verſtanden haben, als wir, wie ſich aus dem in Schweden auf einem hohen Gebirge entdeckten Meerhafen genugſam gezeiget hat. Die Bewohner der Erde in einem ſo unermeßlichen Zeitalter verſtanden eben ſo gut, als wir, die Schiffs- baukunſt, und wußten ſich Waffen zu ſchmieden, die ihnen zu ihrer Vertheidigung dienlich waren; wie ſich aus dem in der Schweiz in einem Gebirge vor- gefun-
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
zu ſetzen. Die Gelehrten, welche ſich keine andere
Bevoͤlkerung der Erde einfallen ließen, wußten keine
andere Erklaͤhrung davon zu machen; und der unge-
lehrte Haufe betete alles dasjenige nach, was er von
den Gelehrten gehoͤret hatte. Wenn gleich auf ſol-
chen unter der Erde gefundenen Grabmaͤhlern, Bild-
ſaͤulen, Amphitheatris und dergleichen keine Jnnſchrif-
ten zu finden waren; ſo war man doch ſehr ſinnreich,
alles auf die roͤmiſche Bauart und Gewohnheiten aus-
zudeuten, die aber bey einer gruͤndlichen Unterſuchung
einen richtigen Probierſtein wenig ausgehalten haben
wuͤrden. Und was ſollten vor zureichende Bewegungs-
gruͤnde vorhanden ſeyn, alles, was einige Aehnlich-
keit mit der roͤmiſchen Bauart und Gewohnheit haͤtte,
denen Roͤmern beyzumeſſen? Gerade, als wenn die
vernuͤnftigen Bewohner des Erdcoͤrpers vor einigen
hundert tauſend Jahren nicht eben den Erfindungsgeiſt
und den Verſtand beſeſſen haben koͤnnten, den die Roͤ-
mer gehabt haben. Wir haben aus denen vorigen
Abſchnitten uͤberzeugend wahrgenommen, daß die Men-
ſchen, welche vermuthlich vor einem unermeßlichen
Zeitraume unſerer jetzigen Zeitrechnung die Erde be-
wohnet haben, alle Einrichtungen und Bequehmlichkei-
ten eines Meerhafens ſo gut verſtanden haben, als
wir, wie ſich aus dem in Schweden auf einem hohen
Gebirge entdeckten Meerhafen genugſam gezeiget hat.
Die Bewohner der Erde in einem ſo unermeßlichen
Zeitalter verſtanden eben ſo gut, als wir, die Schiffs-
baukunſt, und wußten ſich Waffen zu ſchmieden, die
ihnen zu ihrer Vertheidigung dienlich waren; wie ſich
aus dem in der Schweiz in einem Gebirge vor-
gefun-
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