Zustande hat verbleiben können, daß sie nicht von Schlamm und Felsenstücken unterbrochen, und außer dem Zustande eines Zusammenhanges gesetzet worden wäre. Man muß demnach viel eher annehmen, daß dergleichen unterirrdische große Seen, Ströhme und Gewässer von einer ehemahligen Beschaffenheit unsers Erdcörpers herrühren, davon wir jetzo die Uhrsache ohnmöglich einsehen können.
Es ist bekannt, daß es in dem österreichischen Herzogthum Kärnthen gleichfalls eine unterirrdische See giebt, welche in einem genau zu bestimmenden Zeitpuncte über die jetzige Oberfläche der Erde hervor- strudelt, eine große Oberfläche bedecket, und sich auf einem gewissen Tage wieder unter die Erde zurückzie- het, so, daß man in einer und eben derselben Ober- fläche der Erde in einem Jahre zugleich fischen, jagen und erndten kann. Jch habe bey meinem Aufenthalte zu Wien Gelegenheit, und sogar Zuhörer gehabt, die aus dieser Gegend gebürtig gewesen sind, um mich nach der Wahrheit dieser Sache genau zu erkundigen. Ob nun zwar dasjenige, was Herr Hübner in seiner Erdbeschreibung, und der sogenannte Antiquarius von dieser Sache melden, nicht auf das genaueste mit de- nen eigentlichsten Umständen übereintrifft; so ist doch die Sache an sich selbst ungezweifelt; und es ist auf keinerley Art zu läugnen, daß sich in dieser Gegend eine unterirrdische See befinden muß, welche diese aus- serordentliche Naturbegebenheit veranlasset. Jndes- sen kann man deshalb nicht behaupten, daß diese un- terirrdische See ehedem auf einer bewohnten Ober-
fläche
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
Zuſtande hat verbleiben koͤnnen, daß ſie nicht von Schlamm und Felſenſtuͤcken unterbrochen, und außer dem Zuſtande eines Zuſammenhanges geſetzet worden waͤre. Man muß demnach viel eher annehmen, daß dergleichen unterirrdiſche große Seen, Stroͤhme und Gewaͤſſer von einer ehemahligen Beſchaffenheit unſers Erdcoͤrpers herruͤhren, davon wir jetzo die Uhrſache ohnmoͤglich einſehen koͤnnen.
Es iſt bekannt, daß es in dem oͤſterreichiſchen Herzogthum Kaͤrnthen gleichfalls eine unterirrdiſche See giebt, welche in einem genau zu beſtimmenden Zeitpuncte uͤber die jetzige Oberflaͤche der Erde hervor- ſtrudelt, eine große Oberflaͤche bedecket, und ſich auf einem gewiſſen Tage wieder unter die Erde zuruͤckzie- het, ſo, daß man in einer und eben derſelben Ober- flaͤche der Erde in einem Jahre zugleich fiſchen, jagen und erndten kann. Jch habe bey meinem Aufenthalte zu Wien Gelegenheit, und ſogar Zuhoͤrer gehabt, die aus dieſer Gegend gebuͤrtig geweſen ſind, um mich nach der Wahrheit dieſer Sache genau zu erkundigen. Ob nun zwar dasjenige, was Herr Huͤbner in ſeiner Erdbeſchreibung, und der ſogenannte Antiquarius von dieſer Sache melden, nicht auf das genaueſte mit de- nen eigentlichſten Umſtaͤnden uͤbereintrifft; ſo iſt doch die Sache an ſich ſelbſt ungezweifelt; und es iſt auf keinerley Art zu laͤugnen, daß ſich in dieſer Gegend eine unterirrdiſche See befinden muß, welche dieſe auſ- ſerordentliche Naturbegebenheit veranlaſſet. Jndeſ- ſen kann man deshalb nicht behaupten, daß dieſe un- terirrdiſche See ehedem auf einer bewohnten Ober-
flaͤche
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
Zuſtande hat verbleiben koͤnnen, daß ſie nicht von
Schlamm und Felſenſtuͤcken unterbrochen, und außer
dem Zuſtande eines Zuſammenhanges geſetzet worden
waͤre. Man muß demnach viel eher annehmen, daß
dergleichen unterirrdiſche große Seen, Stroͤhme und
Gewaͤſſer von einer ehemahligen Beſchaffenheit unſers
Erdcoͤrpers herruͤhren, davon wir jetzo die Uhrſache
ohnmoͤglich einſehen koͤnnen.
Es iſt bekannt, daß es in dem oͤſterreichiſchen
Herzogthum Kaͤrnthen gleichfalls eine unterirrdiſche
See giebt, welche in einem genau zu beſtimmenden
Zeitpuncte uͤber die jetzige Oberflaͤche der Erde hervor-
ſtrudelt, eine große Oberflaͤche bedecket, und ſich auf
einem gewiſſen Tage wieder unter die Erde zuruͤckzie-
het, ſo, daß man in einer und eben derſelben Ober-
flaͤche der Erde in einem Jahre zugleich fiſchen, jagen
und erndten kann. Jch habe bey meinem Aufenthalte
zu Wien Gelegenheit, und ſogar Zuhoͤrer gehabt, die
aus dieſer Gegend gebuͤrtig geweſen ſind, um mich
nach der Wahrheit dieſer Sache genau zu erkundigen.
Ob nun zwar dasjenige, was Herr Huͤbner in ſeiner
Erdbeſchreibung, und der ſogenannte Antiquarius von
dieſer Sache melden, nicht auf das genaueſte mit de-
nen eigentlichſten Umſtaͤnden uͤbereintrifft; ſo iſt doch
die Sache an ſich ſelbſt ungezweifelt; und es iſt auf
keinerley Art zu laͤugnen, daß ſich in dieſer Gegend
eine unterirrdiſche See befinden muß, welche dieſe auſ-
ſerordentliche Naturbegebenheit veranlaſſet. Jndeſ-
ſen kann man deshalb nicht behaupten, daß dieſe un-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/264>, abgerufen am 16.07.2024.
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