Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.VII. Abschn. Erweis, daß die Erde nung der Erde nicht zu unserer Zeitrechnung gehörenkann. Denn was vor einen unermeßlichen Zeitraum muß man voraussetzen, ehe diese zweyte Bewohnung mit vierzig Fuß Erde ist bedecket worden, um der dritten Bewohnung Platz zu geben, die noch jetzo funf- zehn bis zwanzig Fuß tief unter der Oberfläche der Er- de verborgen ist? Allein, dieses ist nicht genug. Wenn man fünf und zwanzig bis dreyßig Fuß tiefer in den Erdboden eingräbt; so finden sich alle Spuh- ren und Kennzeichen einer dritten bewohnten Oberflä- che des Erdcörpers; ein abermahliges schwarzes frucht- bares Erdreich, in welchem sich die Wurzeln der Pflan- zengewächse, die diese Oberfläche ehedem hervorge- bracht hat, versteinert besinden. Man findet über- dies auf und in dieser ehemahligen Oberfläche viele eiserne Geräthschaften, die zum Ackerbau und Wirth- schaft dienen. Was aber insonderheit bemerket zu werden verdienet: Man hat eine versteinerte Korn- garbe auf dieser dritten Bewohnung der Erde gefun- den, die nicht allein noch zusammen gebunden gewe- sen, sondern an welcher auch alle Hälmer und Aehren sowohl, als die versteinerten Roggenkörner in denen Aehren noch deutlich zu erkennen, und durch ge- schickte Bemühung von einander abzusondern gewe- sen sind. Es ist hieraus ganz klar und offenbar, daß vor verwü-
VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde nung der Erde nicht zu unſerer Zeitrechnung gehoͤrenkann. Denn was vor einen unermeßlichen Zeitraum muß man vorausſetzen, ehe dieſe zweyte Bewohnung mit vierzig Fuß Erde iſt bedecket worden, um der dritten Bewohnung Platz zu geben, die noch jetzo funf- zehn bis zwanzig Fuß tief unter der Oberflaͤche der Er- de verborgen iſt? Allein, dieſes iſt nicht genug. Wenn man fuͤnf und zwanzig bis dreyßig Fuß tiefer in den Erdboden eingraͤbt; ſo finden ſich alle Spuh- ren und Kennzeichen einer dritten bewohnten Oberflaͤ- che des Erdcoͤrpers; ein abermahliges ſchwarzes frucht- bares Erdreich, in welchem ſich die Wurzeln der Pflan- zengewaͤchſe, die dieſe Oberflaͤche ehedem hervorge- bracht hat, verſteinert beſinden. Man findet uͤber- dies auf und in dieſer ehemahligen Oberflaͤche viele eiſerne Geraͤthſchaften, die zum Ackerbau und Wirth- ſchaft dienen. Was aber inſonderheit bemerket zu werden verdienet: Man hat eine verſteinerte Korn- garbe auf dieſer dritten Bewohnung der Erde gefun- den, die nicht allein noch zuſammen gebunden gewe- ſen, ſondern an welcher auch alle Haͤlmer und Aehren ſowohl, als die verſteinerten Roggenkoͤrner in denen Aehren noch deutlich zu erkennen, und durch ge- ſchickte Bemuͤhung von einander abzuſondern gewe- ſen ſind. Es iſt hieraus ganz klar und offenbar, daß vor verwuͤ-
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VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
nung der Erde nicht zu unſerer Zeitrechnung gehoͤren
kann. Denn was vor einen unermeßlichen Zeitraum
muß man vorausſetzen, ehe dieſe zweyte Bewohnung
mit vierzig Fuß Erde iſt bedecket worden, um der
dritten Bewohnung Platz zu geben, die noch jetzo funf-
zehn bis zwanzig Fuß tief unter der Oberflaͤche der Er-
de verborgen iſt? Allein, dieſes iſt nicht genug.
Wenn man fuͤnf und zwanzig bis dreyßig Fuß tiefer
in den Erdboden eingraͤbt; ſo finden ſich alle Spuh-
ren und Kennzeichen einer dritten bewohnten Oberflaͤ-
che des Erdcoͤrpers; ein abermahliges ſchwarzes frucht-
bares Erdreich, in welchem ſich die Wurzeln der Pflan-
zengewaͤchſe, die dieſe Oberflaͤche ehedem hervorge-
bracht hat, verſteinert beſinden. Man findet uͤber-
dies auf und in dieſer ehemahligen Oberflaͤche viele
eiſerne Geraͤthſchaften, die zum Ackerbau und Wirth-
ſchaft dienen. Was aber inſonderheit bemerket zu
werden verdienet: Man hat eine verſteinerte Korn-
garbe auf dieſer dritten Bewohnung der Erde gefun-
den, die nicht allein noch zuſammen gebunden gewe-
ſen, ſondern an welcher auch alle Haͤlmer und Aehren
ſowohl, als die verſteinerten Roggenkoͤrner in denen
Aehren noch deutlich zu erkennen, und durch ge-
ſchickte Bemuͤhung von einander abzuſondern gewe-
ſen ſind.
Es iſt hieraus ganz klar und offenbar, daß vor
unſerer jetzigen Zeitrechnung Jtalien wenigſtens zwey-
mahl vorher bewohnet geweſen iſt, und daß dieſe Be-
wohnungen und Bevoͤlkerungen durch die Veraͤnderun-
gen der Pole und durch die dadurch veruhrſachte Aus-
tretung der Meere in das vorhin feſte Land wiederum
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