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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VII. Abschn. Erweis, daß die Erde
cörpers noch zu unserer jetzigen Zeitrechnung und Be-
völkerung der Erde rechnen müsse. Sie sagen, es
fänden sich in alten Geschichtschreibern einige Nachrich-
ten, daß die Gebirge um das Herzogthum Modena
herum in alten Zeiten, und ohngefehr zu der Zeit, da
Rom noch Könige hatte, einige feuerspeyende Berge
gehabt hätten. Es könnte also gar wohl seyn, daß da-
durch diese Gegend verwüstet, und mit der Asche und
der Lava, oder Feuerströhmen aus diesen feuerspeyen-
den Bergen auf funfzehn bis zwanzig Fuß hoch bede-
cket worden sey. Allein, zu geschweigen, daß nicht
die geringste Nachricht vorhanden ist, wenn man auch
einiges Feuerspeyen dieser Gebirge zugiebt, daß da-
durch große Verwüstungen veruhrsachet worden wä-
ren; so müßte sich auch bey der Eingrabung die Lava,
oder die gewesenen Feuerströhme vorfinden und entde-
cken. Eine solche Lava ist von allen andern Steinor-
ten genugsam zu unterscheiden, sowohl durch ihre
Farbe, als durch ihre glasachtige oder schlackenartige
Beschaffenheit; und man hat sie gar nicht verkennet,
als man zu unsern Zeiten die ehemahlige Stadt Hera-
clea wieder aufgegraben hat. Man findet aber nicht
die geringste Nachricht, daß sich in der funfzehn bis
zwanzig Fuß tiefen Erde, womit diese Ruinen von
Gebäuden bedecket sind, etwas von einer dergleichen
Lava gefunden hätte. Es ist auch in der Geschichte
nichts bekannt, daß sich seit den Zeiten der römischen
Könige in dieser Gegend eine Ueberschwemmung er-
eignet hätte, von dem bloßen Staube aber, oder von
der Verfaulung der Pflanzengewächse, kann in einer
Zeit von zweytausend und etlichen hundert Jahren

kein

VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde
coͤrpers noch zu unſerer jetzigen Zeitrechnung und Be-
voͤlkerung der Erde rechnen muͤſſe. Sie ſagen, es
faͤnden ſich in alten Geſchichtſchreibern einige Nachrich-
ten, daß die Gebirge um das Herzogthum Modena
herum in alten Zeiten, und ohngefehr zu der Zeit, da
Rom noch Koͤnige hatte, einige feuerſpeyende Berge
gehabt haͤtten. Es koͤnnte alſo gar wohl ſeyn, daß da-
durch dieſe Gegend verwuͤſtet, und mit der Aſche und
der Lava, oder Feuerſtroͤhmen aus dieſen feuerſpeyen-
den Bergen auf funfzehn bis zwanzig Fuß hoch bede-
cket worden ſey. Allein, zu geſchweigen, daß nicht
die geringſte Nachricht vorhanden iſt, wenn man auch
einiges Feuerſpeyen dieſer Gebirge zugiebt, daß da-
durch große Verwuͤſtungen veruhrſachet worden waͤ-
ren; ſo muͤßte ſich auch bey der Eingrabung die Lava,
oder die geweſenen Feuerſtroͤhme vorfinden und entde-
cken. Eine ſolche Lava iſt von allen andern Steinor-
ten genugſam zu unterſcheiden, ſowohl durch ihre
Farbe, als durch ihre glasachtige oder ſchlackenartige
Beſchaffenheit; und man hat ſie gar nicht verkennet,
als man zu unſern Zeiten die ehemahlige Stadt Hera-
clea wieder aufgegraben hat. Man findet aber nicht
die geringſte Nachricht, daß ſich in der funfzehn bis
zwanzig Fuß tiefen Erde, womit dieſe Ruinen von
Gebaͤuden bedecket ſind, etwas von einer dergleichen
Lava gefunden haͤtte. Es iſt auch in der Geſchichte
nichts bekannt, daß ſich ſeit den Zeiten der roͤmiſchen
Koͤnige in dieſer Gegend eine Ueberſchwemmung er-
eignet haͤtte, von dem bloßen Staube aber, oder von
der Verfaulung der Pflanzengewaͤchſe, kann in einer
Zeit von zweytauſend und etlichen hundert Jahren

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[232/0260] VII. Abſchn. Erweis, daß die Erde coͤrpers noch zu unſerer jetzigen Zeitrechnung und Be- voͤlkerung der Erde rechnen muͤſſe. Sie ſagen, es faͤnden ſich in alten Geſchichtſchreibern einige Nachrich- ten, daß die Gebirge um das Herzogthum Modena herum in alten Zeiten, und ohngefehr zu der Zeit, da Rom noch Koͤnige hatte, einige feuerſpeyende Berge gehabt haͤtten. Es koͤnnte alſo gar wohl ſeyn, daß da- durch dieſe Gegend verwuͤſtet, und mit der Aſche und der Lava, oder Feuerſtroͤhmen aus dieſen feuerſpeyen- den Bergen auf funfzehn bis zwanzig Fuß hoch bede- cket worden ſey. Allein, zu geſchweigen, daß nicht die geringſte Nachricht vorhanden iſt, wenn man auch einiges Feuerſpeyen dieſer Gebirge zugiebt, daß da- durch große Verwuͤſtungen veruhrſachet worden waͤ- ren; ſo muͤßte ſich auch bey der Eingrabung die Lava, oder die geweſenen Feuerſtroͤhme vorfinden und entde- cken. Eine ſolche Lava iſt von allen andern Steinor- ten genugſam zu unterſcheiden, ſowohl durch ihre Farbe, als durch ihre glasachtige oder ſchlackenartige Beſchaffenheit; und man hat ſie gar nicht verkennet, als man zu unſern Zeiten die ehemahlige Stadt Hera- clea wieder aufgegraben hat. Man findet aber nicht die geringſte Nachricht, daß ſich in der funfzehn bis zwanzig Fuß tiefen Erde, womit dieſe Ruinen von Gebaͤuden bedecket ſind, etwas von einer dergleichen Lava gefunden haͤtte. Es iſt auch in der Geſchichte nichts bekannt, daß ſich ſeit den Zeiten der roͤmiſchen Koͤnige in dieſer Gegend eine Ueberſchwemmung er- eignet haͤtte, von dem bloßen Staube aber, oder von der Verfaulung der Pflanzengewaͤchſe, kann in einer Zeit von zweytauſend und etlichen hundert Jahren kein

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/260>, abgerufen am 24.11.2024.