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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VI. Abschn. Das Meer verändert
Eine nothwendige Folge von dieser langsamen und un-
aufhörlichen Veränderung der Pole würde seyn, daß
sich auch die Erdgrade veränderten; und mithin wür-
de sich auch die Lage der Oerther, und insonderheit der
berühmten Städte verändern. Zwar hierinnen schei-
nen die Anmerkungen der Alten der Veränderung der
Pole zu statten zu kommen. Ptolemäus, Strabo
und andere Erdbeschreiber des Alterthums haben die
Lage vieler großen Städte, in Ansehung ihres Erd-
grades, in ihren Schriften bestimmet, und zwar sol-
cher Städte, die noch heutiges Tages vorhanden sind.
Allein, ihre Bestimmung trifft mit heutigen richtigen
Beobachtungen keinesweges überein. Jndessen kann
man hierauf antworten, daß vielleicht die Alten in ih-
ren Beobachtungen nicht genau genug gewesen sind,
und daß es ihnen an guten Werkzeugen hierzu geman-
gelt hat. Folglich läßt sich hieraus auf die gegenwär-
tige Untersuchung nichts Entscheidendes folgern.

Es scheinet, daß es in dem Alterthum mehr Mon-
archen gegeben hat, die geneigt gewesen sind, auf
Untersuchungen und Beobachtungen, welche die Na-
turgeschichte und die Beschaffenheit des Weltcörpers
seinen Stand und Richtung betreffen, ansehnliche Ko-
sten aufzuwenden. Es ist bekannt, daß man in dem
Alterthum verschiedene prächtige und zu einer langen
Dauer eingerichtete Gebäude und Monumente gehabt
hat, welche hauptsächlich den Endzweck hatten, daß
man dadurch nach der Einrichtung ihrer Bauart und
Beschaffenheit eine beständige richtige Mittagslinie,
und die etwan darinn vorgehenden Veränderungen

wahr-

VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert
Eine nothwendige Folge von dieſer langſamen und un-
aufhoͤrlichen Veraͤnderung der Pole wuͤrde ſeyn, daß
ſich auch die Erdgrade veraͤnderten; und mithin wuͤr-
de ſich auch die Lage der Oerther, und inſonderheit der
beruͤhmten Staͤdte veraͤndern. Zwar hierinnen ſchei-
nen die Anmerkungen der Alten der Veraͤnderung der
Pole zu ſtatten zu kommen. Ptolemaͤus, Strabo
und andere Erdbeſchreiber des Alterthums haben die
Lage vieler großen Staͤdte, in Anſehung ihres Erd-
grades, in ihren Schriften beſtimmet, und zwar ſol-
cher Staͤdte, die noch heutiges Tages vorhanden ſind.
Allein, ihre Beſtimmung trifft mit heutigen richtigen
Beobachtungen keinesweges uͤberein. Jndeſſen kann
man hierauf antworten, daß vielleicht die Alten in ih-
ren Beobachtungen nicht genau genug geweſen ſind,
und daß es ihnen an guten Werkzeugen hierzu geman-
gelt hat. Folglich laͤßt ſich hieraus auf die gegenwaͤr-
tige Unterſuchung nichts Entſcheidendes folgern.

Es ſcheinet, daß es in dem Alterthum mehr Mon-
archen gegeben hat, die geneigt geweſen ſind, auf
Unterſuchungen und Beobachtungen, welche die Na-
turgeſchichte und die Beſchaffenheit des Weltcoͤrpers
ſeinen Stand und Richtung betreffen, anſehnliche Ko-
ſten aufzuwenden. Es iſt bekannt, daß man in dem
Alterthum verſchiedene praͤchtige und zu einer langen
Dauer eingerichtete Gebaͤude und Monumente gehabt
hat, welche hauptſaͤchlich den Endzweck hatten, daß
man dadurch nach der Einrichtung ihrer Bauart und
Beſchaffenheit eine beſtaͤndige richtige Mittagslinie,
und die etwan darinn vorgehenden Veraͤnderungen

wahr-
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[224/0252] VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert Eine nothwendige Folge von dieſer langſamen und un- aufhoͤrlichen Veraͤnderung der Pole wuͤrde ſeyn, daß ſich auch die Erdgrade veraͤnderten; und mithin wuͤr- de ſich auch die Lage der Oerther, und inſonderheit der beruͤhmten Staͤdte veraͤndern. Zwar hierinnen ſchei- nen die Anmerkungen der Alten der Veraͤnderung der Pole zu ſtatten zu kommen. Ptolemaͤus, Strabo und andere Erdbeſchreiber des Alterthums haben die Lage vieler großen Staͤdte, in Anſehung ihres Erd- grades, in ihren Schriften beſtimmet, und zwar ſol- cher Staͤdte, die noch heutiges Tages vorhanden ſind. Allein, ihre Beſtimmung trifft mit heutigen richtigen Beobachtungen keinesweges uͤberein. Jndeſſen kann man hierauf antworten, daß vielleicht die Alten in ih- ren Beobachtungen nicht genau genug geweſen ſind, und daß es ihnen an guten Werkzeugen hierzu geman- gelt hat. Folglich laͤßt ſich hieraus auf die gegenwaͤr- tige Unterſuchung nichts Entſcheidendes folgern. Es ſcheinet, daß es in dem Alterthum mehr Mon- archen gegeben hat, die geneigt geweſen ſind, auf Unterſuchungen und Beobachtungen, welche die Na- turgeſchichte und die Beſchaffenheit des Weltcoͤrpers ſeinen Stand und Richtung betreffen, anſehnliche Ko- ſten aufzuwenden. Es iſt bekannt, daß man in dem Alterthum verſchiedene praͤchtige und zu einer langen Dauer eingerichtete Gebaͤude und Monumente gehabt hat, welche hauptſaͤchlich den Endzweck hatten, daß man dadurch nach der Einrichtung ihrer Bauart und Beſchaffenheit eine beſtaͤndige richtige Mittagslinie, und die etwan darinn vorgehenden Veraͤnderungen wahr-

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/252>, abgerufen am 24.11.2024.