Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.VI. Abschn. Das Meer verändert Zufälle ereignet haben, wodurch Einwohner der Süd-länder in das feste Land von America verschlagen wor- den sind, welches vielleicht nur einige Jahrhunderte vorher durch die Verlassung des Meeres, nachdem es den atlantischen Welttheil überschwemmet und bedecket hatte, erst entstanden, und gleichsam aus dem Meere hervorgekommen war. Die Aehnlichkeit der Sprache der Südländer mit denenjenigen, die in America ge- redet wurden, als die Europäer die neue Welt ent- deckten, würde in dieser Wahrscheinlichkeit einen gros- sen Beweis an die Hand geben. Allein, wir sind mit denen Sprachen der Südländer noch ganz und gar nicht bekannt, als daß man sich einen solchen Beweis zu nutze machen könnte. Die Sündfluth des Deukalions ist gleichfalls eine Griechen- Ufern treiben konnten; so hatten sie vollkommen recht,
und es wäre denen Nachkommen Adams, wenn anders unsere Zeitrechnung richtig wäre, gänzlich ohnmöglich gewesen, über so weite Meere zu schiffen. VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert Zufaͤlle ereignet haben, wodurch Einwohner der Suͤd-laͤnder in das feſte Land von America verſchlagen wor- den ſind, welches vielleicht nur einige Jahrhunderte vorher durch die Verlaſſung des Meeres, nachdem es den atlantiſchen Welttheil uͤberſchwemmet und bedecket hatte, erſt entſtanden, und gleichſam aus dem Meere hervorgekommen war. Die Aehnlichkeit der Sprache der Suͤdlaͤnder mit denenjenigen, die in America ge- redet wurden, als die Europaͤer die neue Welt ent- deckten, wuͤrde in dieſer Wahrſcheinlichkeit einen groſ- ſen Beweis an die Hand geben. Allein, wir ſind mit denen Sprachen der Suͤdlaͤnder noch ganz und gar nicht bekannt, als daß man ſich einen ſolchen Beweis zu nutze machen koͤnnte. Die Suͤndfluth des Deukalions iſt gleichfalls eine Griechen- Ufern treiben konnten; ſo hatten ſie vollkommen recht,
und es waͤre denen Nachkommen Adams, wenn anders unſere Zeitrechnung richtig waͤre, gaͤnzlich ohnmoͤglich geweſen, uͤber ſo weite Meere zu ſchiffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0236" n="208"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Abſchn. Das Meer veraͤndert</hi></fw><lb/> Zufaͤlle ereignet haben, wodurch Einwohner der Suͤd-<lb/> laͤnder in das feſte Land von America verſchlagen wor-<lb/> den ſind, welches vielleicht nur einige Jahrhunderte<lb/> vorher durch die Verlaſſung des Meeres, nachdem es<lb/> den atlantiſchen Welttheil uͤberſchwemmet und bedecket<lb/> hatte, erſt entſtanden, und gleichſam aus dem Meere<lb/> hervorgekommen war. Die Aehnlichkeit der Sprache<lb/> der Suͤdlaͤnder mit denenjenigen, die in America ge-<lb/> redet wurden, als die Europaͤer die neue Welt ent-<lb/> deckten, wuͤrde in dieſer Wahrſcheinlichkeit einen groſ-<lb/> ſen Beweis an die Hand geben. Allein, <choice><sic>wird</sic><corr>wir</corr></choice> ſind<lb/> mit denen Sprachen der Suͤdlaͤnder noch ganz und gar<lb/> nicht bekannt, als daß man ſich einen ſolchen Beweis<lb/> zu nutze machen koͤnnte.</p><lb/> <p>Die Suͤndfluth des Deukalions iſt gleichfalls eine<lb/> der merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der alten Ge-<lb/> ſchichte, die hier zu unſerm Endzwecke gehoͤret. Jn-<lb/> deſſen glaube ich, daß man ſie in viel aͤltere Zeiten<lb/> ſetzen muͤſſe, als den Untergang der großen Jnſul At-<lb/> lantis. Dieſe letztere Begebenheit hat ſich ohnſtreitig<lb/> zu der Zeit ereignet, da Griechenland ſchon wieder<lb/> bevoͤlkert war, weil man in Griechenland von der Be-<lb/> ſchaffenheit und denen Umſtaͤnden der Jnſul Atlantis<lb/> durch die gemeine Sage und fortgepflanzten muͤndli-<lb/> chen Nachrichten ſo viel Kenntniſſe hatte. Allein, die<lb/> Suͤndfluth des Deukalions hatte alle Bewohner<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Griechen-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="p)">Ufern treiben konnten; ſo hatten ſie vollkommen recht,<lb/> und es waͤre denen Nachkommen Adams, wenn anders<lb/> unſere Zeitrechnung richtig waͤre, gaͤnzlich ohnmoͤglich<lb/> geweſen, uͤber ſo weite Meere zu ſchiffen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0236]
VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert
Zufaͤlle ereignet haben, wodurch Einwohner der Suͤd-
laͤnder in das feſte Land von America verſchlagen wor-
den ſind, welches vielleicht nur einige Jahrhunderte
vorher durch die Verlaſſung des Meeres, nachdem es
den atlantiſchen Welttheil uͤberſchwemmet und bedecket
hatte, erſt entſtanden, und gleichſam aus dem Meere
hervorgekommen war. Die Aehnlichkeit der Sprache
der Suͤdlaͤnder mit denenjenigen, die in America ge-
redet wurden, als die Europaͤer die neue Welt ent-
deckten, wuͤrde in dieſer Wahrſcheinlichkeit einen groſ-
ſen Beweis an die Hand geben. Allein, wir ſind
mit denen Sprachen der Suͤdlaͤnder noch ganz und gar
nicht bekannt, als daß man ſich einen ſolchen Beweis
zu nutze machen koͤnnte.
Die Suͤndfluth des Deukalions iſt gleichfalls eine
der merkwuͤrdigſten Begebenheiten in der alten Ge-
ſchichte, die hier zu unſerm Endzwecke gehoͤret. Jn-
deſſen glaube ich, daß man ſie in viel aͤltere Zeiten
ſetzen muͤſſe, als den Untergang der großen Jnſul At-
lantis. Dieſe letztere Begebenheit hat ſich ohnſtreitig
zu der Zeit ereignet, da Griechenland ſchon wieder
bevoͤlkert war, weil man in Griechenland von der Be-
ſchaffenheit und denen Umſtaͤnden der Jnſul Atlantis
durch die gemeine Sage und fortgepflanzten muͤndli-
chen Nachrichten ſo viel Kenntniſſe hatte. Allein, die
Suͤndfluth des Deukalions hatte alle Bewohner
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p) Ufern treiben konnten; ſo hatten ſie vollkommen recht,
und es waͤre denen Nachkommen Adams, wenn anders
unſere Zeitrechnung richtig waͤre, gaͤnzlich ohnmoͤglich
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