Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.zu verschiedenen Mahlen seine Stelle. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Americaner Zufälle die tief in dem nordlichen America wohnen, als welche höchst wahrscheinlich ihren Uhrsprung denen Einwohnern der alten Welt zu danken haben, und vermuthlich aus dem äußerlichen nordlichen Europa dahin gekommen sind; indem wir nunmehro wissen, daß Europa und America in ihren äußersten nordlichen Theilen gar nicht weit von einander entfernet sind. Jn des Charleroix nouv. France wird bemerket, daß die Esquimaux ein Volk ist, das in dem nordlichen America von zwey und funfzig bis sechzig Grad Breite wohnet, an Farbe, Bart und Haaren von allen natürlichen Einwohnern der neuen Welt gänz- lich unterschieden, und hierinnen denen Bewohnern der alten Welt vollkommen gleich sind. Man sehe Samm- lungen neuer Reisen Ister Theil S. 146. p) Schon die Alten glaubten, daß die südliche Hälfte der
Erdkugel von ganz andern Menschen, als wir, bewoh- net würde, die nicht von Adam abstammten, und also auch von unserer Natur und Beschaffenheit verschieden wären. Sie nenneten diese Bewohner der südlichen Halb- kugel Antichtonen; und Cicero und Macrobius reden von der Sache, als von einer gemeinen Meynung. Die Uhrsache, warum sie glaubten, daß die Antichtonen nicht von Adam abstammten, kam darauf an, weil die Nach- kommen Adams nicht in diese südliche Halbkugel hätten gelangen können; und in der That, da den Alten der Gebrauch der Magnetnadel bey der Schifffahrt unbe- kannt war, und sie mithin ihre Schifffahrt nur an den Ufern zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Americaner Zufaͤlle die tief in dem nordlichen America wohnen, als welche hoͤchſt wahrſcheinlich ihren Uhrſprung denen Einwohnern der alten Welt zu danken haben, und vermuthlich aus dem aͤußerlichen nordlichen Europa dahin gekommen ſind; indem wir nunmehro wiſſen, daß Europa und America in ihren aͤußerſten nordlichen Theilen gar nicht weit von einander entfernet ſind. Jn des Charleroix nouv. France wird bemerket, daß die Eſquimaux ein Volk iſt, das in dem nordlichen America von zwey und funfzig bis ſechzig Grad Breite wohnet, an Farbe, Bart und Haaren von allen natuͤrlichen Einwohnern der neuen Welt gaͤnz- lich unterſchieden, und hierinnen denen Bewohnern der alten Welt vollkommen gleich ſind. Man ſehe Samm- lungen neuer Reiſen Iſter Theil S. 146. p) Schon die Alten glaubten, daß die ſuͤdliche Haͤlfte der
Erdkugel von ganz andern Menſchen, als wir, bewoh- net wuͤrde, die nicht von Adam abſtammten, und alſo auch von unſerer Natur und Beſchaffenheit verſchieden waͤren. Sie nenneten dieſe Bewohner der ſuͤdlichen Halb- kugel Antichtonen; und Cicero und Macrobius reden von der Sache, als von einer gemeinen Meynung. Die Uhrſache, warum ſie glaubten, daß die Antichtonen nicht von Adam abſtammten, kam darauf an, weil die Nach- kommen Adams nicht in dieſe ſuͤdliche Halbkugel haͤtten gelangen koͤnnen; und in der That, da den Alten der Gebrauch der Magnetnadel bey der Schifffahrt unbe- kannt war, und ſie mithin ihre Schifffahrt nur an den Ufern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0235" n="207"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.</hi> </fw><lb/> <p>Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Americaner<lb/> von einem ganz beſondern Geſchlecht der Menſchen ab-<lb/> ſtammen. Vermuthlich haben ſie ihren Uhrſprung<lb/> denen Suͤdlaͤndern zu danken; und wenn wir in kuͤnf-<lb/> tigen Zeiten mit denen Einwohnern des Suͤdpols beſ-<lb/> ſer bekannt werden ſollten; ſo wird ſich finden, daß,<lb/> wo nicht alle Suͤdlaͤnder ohne Baͤrte ſind, dennoch ge-<lb/> wiß es Nationen unter ihnen geben wird, welche dieſe<lb/> Beſchaffenheit haben <note xml:id="seg2pn_9_1" next="#seg2pn_9_2" place="foot" n="p)">Schon die Alten glaubten, daß die ſuͤdliche Haͤlfte der<lb/> Erdkugel von ganz andern Menſchen, als wir, bewoh-<lb/> net wuͤrde, die nicht von Adam abſtammten, und alſo<lb/> auch von unſerer Natur und Beſchaffenheit verſchieden<lb/> waͤren. Sie nenneten dieſe Bewohner der ſuͤdlichen Halb-<lb/> kugel Antichtonen; und <hi rendition="#fr">Cicero</hi> und <hi rendition="#fr">Macrobius</hi> reden<lb/> von der Sache, als von einer gemeinen Meynung. Die<lb/> Uhrſache, warum ſie glaubten, daß die Antichtonen nicht<lb/> von Adam abſtammten, kam darauf an, weil die Nach-<lb/> kommen Adams nicht in dieſe ſuͤdliche Halbkugel haͤtten<lb/> gelangen koͤnnen; und in der That, da den Alten der<lb/> Gebrauch der Magnetnadel bey der Schifffahrt unbe-<lb/> kannt war, und ſie mithin ihre Schifffahrt nur an den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ufern</fw></note>. Es koͤnnen ſich mancherley<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zufaͤlle</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_8_2" prev="#seg2pn_8_1" place="foot" n="o)">die tief in dem nordlichen America wohnen, als welche<lb/> hoͤchſt wahrſcheinlich ihren Uhrſprung denen Einwohnern<lb/> der alten Welt zu danken haben, und vermuthlich aus<lb/> dem aͤußerlichen nordlichen Europa dahin gekommen ſind;<lb/> indem wir nunmehro wiſſen, daß Europa und America<lb/> in ihren aͤußerſten nordlichen Theilen gar nicht weit von<lb/> einander entfernet ſind. Jn des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Charleroix</hi> nouv. France</hi><lb/> wird bemerket, daß die Eſquimaux ein Volk iſt, das in<lb/> dem nordlichen America von zwey und funfzig bis ſechzig<lb/> Grad Breite wohnet, an Farbe, Bart und Haaren<lb/> von allen natuͤrlichen Einwohnern der neuen Welt gaͤnz-<lb/> lich unterſchieden, und hierinnen denen Bewohnern der<lb/> alten Welt vollkommen gleich ſind. Man ſehe Samm-<lb/> lungen neuer Reiſen <hi rendition="#aq">I</hi>ſter Theil S. 146.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0235]
zu verſchiedenen Mahlen ſeine Stelle.
Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Americaner
von einem ganz beſondern Geſchlecht der Menſchen ab-
ſtammen. Vermuthlich haben ſie ihren Uhrſprung
denen Suͤdlaͤndern zu danken; und wenn wir in kuͤnf-
tigen Zeiten mit denen Einwohnern des Suͤdpols beſ-
ſer bekannt werden ſollten; ſo wird ſich finden, daß,
wo nicht alle Suͤdlaͤnder ohne Baͤrte ſind, dennoch ge-
wiß es Nationen unter ihnen geben wird, welche dieſe
Beſchaffenheit haben p). Es koͤnnen ſich mancherley
Zufaͤlle
o)
p) Schon die Alten glaubten, daß die ſuͤdliche Haͤlfte der
Erdkugel von ganz andern Menſchen, als wir, bewoh-
net wuͤrde, die nicht von Adam abſtammten, und alſo
auch von unſerer Natur und Beſchaffenheit verſchieden
waͤren. Sie nenneten dieſe Bewohner der ſuͤdlichen Halb-
kugel Antichtonen; und Cicero und Macrobius reden
von der Sache, als von einer gemeinen Meynung. Die
Uhrſache, warum ſie glaubten, daß die Antichtonen nicht
von Adam abſtammten, kam darauf an, weil die Nach-
kommen Adams nicht in dieſe ſuͤdliche Halbkugel haͤtten
gelangen koͤnnen; und in der That, da den Alten der
Gebrauch der Magnetnadel bey der Schifffahrt unbe-
kannt war, und ſie mithin ihre Schifffahrt nur an den
Ufern
o) die tief in dem nordlichen America wohnen, als welche
hoͤchſt wahrſcheinlich ihren Uhrſprung denen Einwohnern
der alten Welt zu danken haben, und vermuthlich aus
dem aͤußerlichen nordlichen Europa dahin gekommen ſind;
indem wir nunmehro wiſſen, daß Europa und America
in ihren aͤußerſten nordlichen Theilen gar nicht weit von
einander entfernet ſind. Jn des Charleroix nouv. France
wird bemerket, daß die Eſquimaux ein Volk iſt, das in
dem nordlichen America von zwey und funfzig bis ſechzig
Grad Breite wohnet, an Farbe, Bart und Haaren
von allen natuͤrlichen Einwohnern der neuen Welt gaͤnz-
lich unterſchieden, und hierinnen denen Bewohnern der
alten Welt vollkommen gleich ſind. Man ſehe Samm-
lungen neuer Reiſen Iſter Theil S. 146.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |