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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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VI. Abschn. Das Meer verändert
liche Menge von solchen versteinerten Muscheln und
Schnecken findet man alsdenn eben so sehr unter der
Erde zusammengehäufet, als sie in dem Meere lebend
beysammen angetroffen werden. Die Sache ist zu
bekannt, und bey allen Naturkündigern so weit außer
Zweifel gesetzt, als daß es nöthig wäre, hier beson-
dere Gegenden und Oerther k) anzuführen, wo der-
gleichen Meerthiere in großer Menge zusammen gefun-
den werden. Es ist fast kein Land in Teutschland, das
nicht dergleichen genugsam aufzuweisen hätte.

Vielleicht hat noch nie ein Gelehrter einen so übel-
gegründeten, und man kann sich kaum enthalten zu
sagen, einen so verächtlichen Einwurf gegen derglei-
chen Versteinerungen, als die offenbaresten Merkzei-
chen eines ehemahls gewesenen Meeresgrundes, vorge-
bracht, als vor ohngefehr zwanzig Jahren ein gewis-
ser Herr Bertrand in der Schweiz sich hat einfallen
lassen. Dieser begnügte sich nicht einmahl, derglei-

chen
k) Der berühmte Herr von Reaumür in denen Memoires
de l'Academie des Sciences a Paris, de l'Annee
1720.
führet eine Gegend in Touraine an, die funfzehn Mei-
len vom Meere entfernet ist, wo man neun Fuß unter
der Erde, in einem erstaunlich weiten Umcreise, der
über hundert und siebenzig Millionen Cubicfaden, und
mithin viele Meilen ausmacht, allenthalben ein Bette
von versteinerten Meermuscheln und Schnecken antrifft,
die in diesem Bette gleichsam unzählig und neben einan-
der liegen. Hier ist wohl keine andere Erklährung nur
einigermaßen möglich, als daß dieses ehedem der Grund
des Meeres gewesen seyn müsse, und dergleichen Bey-
spiele könnten aus denen Naturforschern sehr häufig an-
geführet werden, wenn es nöthig wäre, diese Geschichte
dadurch zu verlängern.

VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert
liche Menge von ſolchen verſteinerten Muſcheln und
Schnecken findet man alsdenn eben ſo ſehr unter der
Erde zuſammengehaͤufet, als ſie in dem Meere lebend
beyſammen angetroffen werden. Die Sache iſt zu
bekannt, und bey allen Naturkuͤndigern ſo weit außer
Zweifel geſetzt, als daß es noͤthig waͤre, hier beſon-
dere Gegenden und Oerther k) anzufuͤhren, wo der-
gleichen Meerthiere in großer Menge zuſammen gefun-
den werden. Es iſt faſt kein Land in Teutſchland, das
nicht dergleichen genugſam aufzuweiſen haͤtte.

Vielleicht hat noch nie ein Gelehrter einen ſo uͤbel-
gegruͤndeten, und man kann ſich kaum enthalten zu
ſagen, einen ſo veraͤchtlichen Einwurf gegen derglei-
chen Verſteinerungen, als die offenbareſten Merkzei-
chen eines ehemahls geweſenen Meeresgrundes, vorge-
bracht, als vor ohngefehr zwanzig Jahren ein gewiſ-
ſer Herr Bertrand in der Schweiz ſich hat einfallen
laſſen. Dieſer begnuͤgte ſich nicht einmahl, derglei-

chen
k) Der beruͤhmte Herr von Reaumür in denen Memoires
de l’Academie des Sciences à Paris, de l’Année
1720.
fuͤhret eine Gegend in Touraine an, die funfzehn Mei-
len vom Meere entfernet iſt, wo man neun Fuß unter
der Erde, in einem erſtaunlich weiten Umcreiſe, der
uͤber hundert und ſiebenzig Millionen Cubicfaden, und
mithin viele Meilen ausmacht, allenthalben ein Bette
von verſteinerten Meermuſcheln und Schnecken antrifft,
die in dieſem Bette gleichſam unzaͤhlig und neben einan-
der liegen. Hier iſt wohl keine andere Erklaͤhrung nur
einigermaßen moͤglich, als daß dieſes ehedem der Grund
des Meeres geweſen ſeyn muͤſſe, und dergleichen Bey-
ſpiele koͤnnten aus denen Naturforſchern ſehr haͤufig an-
gefuͤhret werden, wenn es noͤthig waͤre, dieſe Geſchichte
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[196/0224] VI. Abſchn. Das Meer veraͤndert liche Menge von ſolchen verſteinerten Muſcheln und Schnecken findet man alsdenn eben ſo ſehr unter der Erde zuſammengehaͤufet, als ſie in dem Meere lebend beyſammen angetroffen werden. Die Sache iſt zu bekannt, und bey allen Naturkuͤndigern ſo weit außer Zweifel geſetzt, als daß es noͤthig waͤre, hier beſon- dere Gegenden und Oerther k) anzufuͤhren, wo der- gleichen Meerthiere in großer Menge zuſammen gefun- den werden. Es iſt faſt kein Land in Teutſchland, das nicht dergleichen genugſam aufzuweiſen haͤtte. Vielleicht hat noch nie ein Gelehrter einen ſo uͤbel- gegruͤndeten, und man kann ſich kaum enthalten zu ſagen, einen ſo veraͤchtlichen Einwurf gegen derglei- chen Verſteinerungen, als die offenbareſten Merkzei- chen eines ehemahls geweſenen Meeresgrundes, vorge- bracht, als vor ohngefehr zwanzig Jahren ein gewiſ- ſer Herr Bertrand in der Schweiz ſich hat einfallen laſſen. Dieſer begnuͤgte ſich nicht einmahl, derglei- chen k) Der beruͤhmte Herr von Reaumür in denen Memoires de l’Academie des Sciences à Paris, de l’Année 1720. fuͤhret eine Gegend in Touraine an, die funfzehn Mei- len vom Meere entfernet iſt, wo man neun Fuß unter der Erde, in einem erſtaunlich weiten Umcreiſe, der uͤber hundert und ſiebenzig Millionen Cubicfaden, und mithin viele Meilen ausmacht, allenthalben ein Bette von verſteinerten Meermuſcheln und Schnecken antrifft, die in dieſem Bette gleichſam unzaͤhlig und neben einan- der liegen. Hier iſt wohl keine andere Erklaͤhrung nur einigermaßen moͤglich, als daß dieſes ehedem der Grund des Meeres geweſen ſeyn muͤſſe, und dergleichen Bey- ſpiele koͤnnten aus denen Naturforſchern ſehr haͤufig an- gefuͤhret werden, wenn es noͤthig waͤre, dieſe Geſchichte dadurch zu verlaͤngern.

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/224>, abgerufen am 24.11.2024.