Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.V. Abschn. Von der ehemahligen Veränderung kern bewohnet worden. Jndien hatte zu den ZeitenAlexanders des Großen eben den gesitteten Zustand, die vorzügliche Geschicklichkeit in allen Arten von Ma- nufacturen und Fabriken, und seine Brachmanen stan- den schon damahls in dem Rufe einer großen Weis- heit. Kurz, wenn man den Curtius von den Tha- ten Alexanders des Großen und seine von Jndien und dessen Einwohnern gemachte Beschreibung lieset; so ist der damahlige Zustand von Jndien mit dem heutigen ganz einerley gewesen. Eben so haben die Chineser eine ungleich längere Zeitrechnung, als die Juden und die Christen, die sie von den erstern ent- lehnet haben. Die Regierung ihrer Kaiser erstrecket sich bis über die Zeiten der Sündfluth hinaus, und vor der Entstehung der Kaiser hat China erstlich in einem rohen und ungesitteten Zustande, hernach aber unter der Regierung vieler kleinen Königreiche sich ei- ne lange Zeit befunden h). Wenn man die vortreff- liche Einrichtung von China kennet, wenn man weis, daß zur Verfertigung der Geschichte ihres Reichs schon fast seit viertausend Jahren ein eigenes Collegium nie- dergesetzet worden, welches bey Lebzeiten eines jeden Kaisers die Materialien zu seiner Geschichte samm- let und aufbewahret, sogleich aber nach dessen Tode die Geschichte seiner Regierung abfasset; so muß man in der That einen von Vorurtheil herrührenden Vor- satz haben, alles dasjenige nicht zu glauben, worin- nen sonst die größte Glaubwürdigkeit der Geschichte bestehet, h) Man sehe des Jesuiten Dü Halde Beschreibung von
China im Isten und IIten Theile. V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung kern bewohnet worden. Jndien hatte zu den ZeitenAlexanders des Großen eben den geſitteten Zuſtand, die vorzuͤgliche Geſchicklichkeit in allen Arten von Ma- nufacturen und Fabriken, und ſeine Brachmanen ſtan- den ſchon damahls in dem Rufe einer großen Weis- heit. Kurz, wenn man den Curtius von den Tha- ten Alexanders des Großen und ſeine von Jndien und deſſen Einwohnern gemachte Beſchreibung lieſet; ſo iſt der damahlige Zuſtand von Jndien mit dem heutigen ganz einerley geweſen. Eben ſo haben die Chineſer eine ungleich laͤngere Zeitrechnung, als die Juden und die Chriſten, die ſie von den erſtern ent- lehnet haben. Die Regierung ihrer Kaiſer erſtrecket ſich bis uͤber die Zeiten der Suͤndfluth hinaus, und vor der Entſtehung der Kaiſer hat China erſtlich in einem rohen und ungeſitteten Zuſtande, hernach aber unter der Regierung vieler kleinen Koͤnigreiche ſich ei- ne lange Zeit befunden h). Wenn man die vortreff- liche Einrichtung von China kennet, wenn man weis, daß zur Verfertigung der Geſchichte ihres Reichs ſchon faſt ſeit viertauſend Jahren ein eigenes Collegium nie- dergeſetzet worden, welches bey Lebzeiten eines jeden Kaiſers die Materialien zu ſeiner Geſchichte ſamm- let und aufbewahret, ſogleich aber nach deſſen Tode die Geſchichte ſeiner Regierung abfaſſet; ſo muß man in der That einen von Vorurtheil herruͤhrenden Vor- ſatz haben, alles dasjenige nicht zu glauben, worin- nen ſonſt die groͤßte Glaubwuͤrdigkeit der Geſchichte beſtehet, h) Man ſehe des Jeſuiten Dü Halde Beſchreibung von
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V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
kern bewohnet worden. Jndien hatte zu den Zeiten
Alexanders des Großen eben den geſitteten Zuſtand,
die vorzuͤgliche Geſchicklichkeit in allen Arten von Ma-
nufacturen und Fabriken, und ſeine Brachmanen ſtan-
den ſchon damahls in dem Rufe einer großen Weis-
heit. Kurz, wenn man den Curtius von den Tha-
ten Alexanders des Großen und ſeine von Jndien
und deſſen Einwohnern gemachte Beſchreibung lieſet;
ſo iſt der damahlige Zuſtand von Jndien mit dem
heutigen ganz einerley geweſen. Eben ſo haben die
Chineſer eine ungleich laͤngere Zeitrechnung, als die
Juden und die Chriſten, die ſie von den erſtern ent-
lehnet haben. Die Regierung ihrer Kaiſer erſtrecket
ſich bis uͤber die Zeiten der Suͤndfluth hinaus, und
vor der Entſtehung der Kaiſer hat China erſtlich in
einem rohen und ungeſitteten Zuſtande, hernach aber
unter der Regierung vieler kleinen Koͤnigreiche ſich ei-
ne lange Zeit befunden h). Wenn man die vortreff-
liche Einrichtung von China kennet, wenn man weis,
daß zur Verfertigung der Geſchichte ihres Reichs ſchon
faſt ſeit viertauſend Jahren ein eigenes Collegium nie-
dergeſetzet worden, welches bey Lebzeiten eines jeden
Kaiſers die Materialien zu ſeiner Geſchichte ſamm-
let und aufbewahret, ſogleich aber nach deſſen Tode
die Geſchichte ſeiner Regierung abfaſſet; ſo muß man
in der That einen von Vorurtheil herruͤhrenden Vor-
ſatz haben, alles dasjenige nicht zu glauben, worin-
nen ſonſt die groͤßte Glaubwuͤrdigkeit der Geſchichte
beſtehet,
h) Man ſehe des Jeſuiten Dü Halde Beſchreibung von
China im Iſten und IIten Theile.
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