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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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der Pole und Himmelsgegenden.
Meer wird aus seinen Ufern treten, und solche Gegen-
den überschwemmen, und zum Grunde des Meeres
machen, die vorhero festes und trockenes Land gewe-
sen sind, und der größte Theil der auf dem Erdboden
lebenden Ereaturen wird dadurch seinen Untergang fin-
den. Jndessen ist es höchstwahrscheinlich, aus dem-
jenigen, was ich vorhin beygebracht und dargethan
habe, daß dieses mehr als einmahl mit unserm Erd-
cörper vorgegangen ist.

Die Uhrsachen, wodurch dergleichen Veränderun-
gen der Pole erfolgen können, sind nicht schwehr ein-
zusehen. Sie können auf zweyerley Art entstehen,
nämlich entweder durch einen äußerlichen außerordent-
lichen Stoß, oder durch die innerliche veränderte Be-
schaffenheit seiner Theile. Wenn ein Comet oder ein
anderer fremder Weltcörper in seiner Laufbahn unsern
Erdcörper berühret, demselben einen Stoß versetzet,
und dadurch seine vorige Richtung verändert; so kön-
nen seine Pole allerdings eine Abänderung leiden, und
in einer ganz andern Gegend entstehen, als sie vorhin
gewesen sind. Eben dieses aber kann sich auch durch
seine veränderte innere Beschaffenheit von selbst er-
eignen.

Jch habe in denen vorhergehenden Abschnitten ge-
zeiget, es sey höchst wahrscheinlich, daß in dem Mit-
telpuncte der Erde ein unterirrdisches Feuer vorhanden
sey, welches so gar durch seine schnelle Bewegung um
seine eigene Axe natürlicher Weise entstehen müsse,
weil das Feuer nichts anders ist, als eine sehr heftige
Bewegung der Materie in ihren kleinsten Theilen, wel-

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der Pole und Himmelsgegenden.
Meer wird aus ſeinen Ufern treten, und ſolche Gegen-
den uͤberſchwemmen, und zum Grunde des Meeres
machen, die vorhero feſtes und trockenes Land gewe-
ſen ſind, und der groͤßte Theil der auf dem Erdboden
lebenden Ereaturen wird dadurch ſeinen Untergang fin-
den. Jndeſſen iſt es hoͤchſtwahrſcheinlich, aus dem-
jenigen, was ich vorhin beygebracht und dargethan
habe, daß dieſes mehr als einmahl mit unſerm Erd-
coͤrper vorgegangen iſt.

Die Uhrſachen, wodurch dergleichen Veraͤnderun-
gen der Pole erfolgen koͤnnen, ſind nicht ſchwehr ein-
zuſehen. Sie koͤnnen auf zweyerley Art entſtehen,
naͤmlich entweder durch einen aͤußerlichen außerordent-
lichen Stoß, oder durch die innerliche veraͤnderte Be-
ſchaffenheit ſeiner Theile. Wenn ein Comet oder ein
anderer fremder Weltcoͤrper in ſeiner Laufbahn unſern
Erdcoͤrper beruͤhret, demſelben einen Stoß verſetzet,
und dadurch ſeine vorige Richtung veraͤndert; ſo koͤn-
nen ſeine Pole allerdings eine Abaͤnderung leiden, und
in einer ganz andern Gegend entſtehen, als ſie vorhin
geweſen ſind. Eben dieſes aber kann ſich auch durch
ſeine veraͤnderte innere Beſchaffenheit von ſelbſt er-
eignen.

Jch habe in denen vorhergehenden Abſchnitten ge-
zeiget, es ſey hoͤchſt wahrſcheinlich, daß in dem Mit-
telpuncte der Erde ein unterirrdiſches Feuer vorhanden
ſey, welches ſo gar durch ſeine ſchnelle Bewegung um
ſeine eigene Axe natuͤrlicher Weiſe entſtehen muͤſſe,
weil das Feuer nichts anders iſt, als eine ſehr heftige
Bewegung der Materie in ihren kleinſten Theilen, wel-

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[183/0211] der Pole und Himmelsgegenden. Meer wird aus ſeinen Ufern treten, und ſolche Gegen- den uͤberſchwemmen, und zum Grunde des Meeres machen, die vorhero feſtes und trockenes Land gewe- ſen ſind, und der groͤßte Theil der auf dem Erdboden lebenden Ereaturen wird dadurch ſeinen Untergang fin- den. Jndeſſen iſt es hoͤchſtwahrſcheinlich, aus dem- jenigen, was ich vorhin beygebracht und dargethan habe, daß dieſes mehr als einmahl mit unſerm Erd- coͤrper vorgegangen iſt. Die Uhrſachen, wodurch dergleichen Veraͤnderun- gen der Pole erfolgen koͤnnen, ſind nicht ſchwehr ein- zuſehen. Sie koͤnnen auf zweyerley Art entſtehen, naͤmlich entweder durch einen aͤußerlichen außerordent- lichen Stoß, oder durch die innerliche veraͤnderte Be- ſchaffenheit ſeiner Theile. Wenn ein Comet oder ein anderer fremder Weltcoͤrper in ſeiner Laufbahn unſern Erdcoͤrper beruͤhret, demſelben einen Stoß verſetzet, und dadurch ſeine vorige Richtung veraͤndert; ſo koͤn- nen ſeine Pole allerdings eine Abaͤnderung leiden, und in einer ganz andern Gegend entſtehen, als ſie vorhin geweſen ſind. Eben dieſes aber kann ſich auch durch ſeine veraͤnderte innere Beſchaffenheit von ſelbſt er- eignen. Jch habe in denen vorhergehenden Abſchnitten ge- zeiget, es ſey hoͤchſt wahrſcheinlich, daß in dem Mit- telpuncte der Erde ein unterirrdiſches Feuer vorhanden ſey, welches ſo gar durch ſeine ſchnelle Bewegung um ſeine eigene Axe natuͤrlicher Weiſe entſtehen muͤſſe, weil das Feuer nichts anders iſt, als eine ſehr heftige Bewegung der Materie in ihren kleinſten Theilen, wel- che M 4

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/211>, abgerufen am 24.11.2024.