Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.der Pole und Himmelsgegenden. und Statuen dieser Könige, die alle in einem großenSaale des Tempels aufbewahret waren. Sie über- führten den Herodot aus Uhrkunden ihres Tempels, daß eine jede von diesen Statuen zu Lebzeiten des Kö- niges, die sie vorstellte, verfertiget, und in den Tem- pel gesetzet sey. Endlich fügten sie hinzu, und bewie- sen aus Uhrkunden, daß während diesen eilftausend Jahren die Sonne dreymahl ihren Lauf verändert, und zum Exempel in Westen oder Süden ihren Aufgang genommen hätte; nämlich, wenn man diese Weltge- genden im Verhältniß des vorigen Sonnenaufgangs betrachtete. Man kann alle diese Nachrichten in dem ersten Buche des Herodots umständlicher nachlesen. Jndessen ist es nur der letztere Umstand von der drey- mahligen Veränderung des Aufgangs der Sonnen, der hier hauptsächlich unsere Erwegung verdienet. Wenn die Sonne dergestalt ihren Aufgang ver- Sonne M
der Pole und Himmelsgegenden. und Statuen dieſer Koͤnige, die alle in einem großenSaale des Tempels aufbewahret waren. Sie uͤber- fuͤhrten den Herodot aus Uhrkunden ihres Tempels, daß eine jede von dieſen Statuen zu Lebzeiten des Koͤ- niges, die ſie vorſtellte, verfertiget, und in den Tem- pel geſetzet ſey. Endlich fuͤgten ſie hinzu, und bewie- ſen aus Uhrkunden, daß waͤhrend dieſen eilftauſend Jahren die Sonne dreymahl ihren Lauf veraͤndert, und zum Exempel in Weſten oder Suͤden ihren Aufgang genommen haͤtte; naͤmlich, wenn man dieſe Weltge- genden im Verhaͤltniß des vorigen Sonnenaufgangs betrachtete. Man kann alle dieſe Nachrichten in dem erſten Buche des Herodots umſtaͤndlicher nachleſen. Jndeſſen iſt es nur der letztere Umſtand von der drey- mahligen Veraͤnderung des Aufgangs der Sonnen, der hier hauptſaͤchlich unſere Erwegung verdienet. Wenn die Sonne dergeſtalt ihren Aufgang ver- Sonne M
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der Pole und Himmelsgegenden.
und Statuen dieſer Koͤnige, die alle in einem großen
Saale des Tempels aufbewahret waren. Sie uͤber-
fuͤhrten den Herodot aus Uhrkunden ihres Tempels,
daß eine jede von dieſen Statuen zu Lebzeiten des Koͤ-
niges, die ſie vorſtellte, verfertiget, und in den Tem-
pel geſetzet ſey. Endlich fuͤgten ſie hinzu, und bewie-
ſen aus Uhrkunden, daß waͤhrend dieſen eilftauſend
Jahren die Sonne dreymahl ihren Lauf veraͤndert, und
zum Exempel in Weſten oder Suͤden ihren Aufgang
genommen haͤtte; naͤmlich, wenn man dieſe Weltge-
genden im Verhaͤltniß des vorigen Sonnenaufgangs
betrachtete. Man kann alle dieſe Nachrichten in dem
erſten Buche des Herodots umſtaͤndlicher nachleſen.
Jndeſſen iſt es nur der letztere Umſtand von der drey-
mahligen Veraͤnderung des Aufgangs der Sonnen, der
hier hauptſaͤchlich unſere Erwegung verdienet.
Wenn die Sonne dergeſtalt ihren Aufgang ver-
aͤndert, daß ſie nunmehro da aufgehet, wo vorhin
nach der vorigen Richtung des Erdcoͤrpers und ſeiner
Pole Weſten oder Suͤden war; ſo iſt es klar, und be-
darf keines weitlaͤuftigen Beweiſes, daß ſolches auf
keine andere Art hat geſchehen koͤnnen, als daß ſich
die Pole des Erdcoͤrpers veraͤndert haben. Der Auf-
gang der Sonne iſt nur eine ſcheinbare Vorſtellung,
welche durch die Bewegung der Erde um ihre eigene
Axe alle vier und zwanzig Stunden entſtehet. Dieſe
ſcheinbare Vorſtellung verhaͤlt ſich alſo ſehr genau nach
der Richtung des Erdcoͤrpers in ſeinem taͤglichen Um-
waͤlzen und nach feinen Polen und Axen. So bald
dieſe Pole ſich veraͤndern, ſo bald da der Nordpol
wird, wo vorher Oſten oder der Aufgang der Sonne
war; ſo muß auch ein anderer ſcheinbarer Aufgang der
Sonne
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