schen Sprachen haben; gesetzt, daß man auch mit ei- ner Nachsicht, die man nicht einmahl erwarten kann, zugeben wollte, daß sich die alten oder neuern Bewoh- ner des Nordens ein solches Denkmahl zu errichten hätten einfallen lassen.
Allein, die Sache redet gleichsam von sich selbst. Dieses Denkmahl kann weder von irgend einem nor- dischen Volke, das in dem Laufe unserer dermahligen Zeitrechnung um den Nordpol gewohnet hat, noch in der jetzigen ganz unwohnbaren Beschaffenheit des Nordpols errichtet worden seyn. Man muß bis auf eine Zeit zurückgehen, da die jetzige Gegend des Nord- pols noch nicht diesen Pol ausgemacht, sondern in ei- nem ganz andern viel wärmern und angenehmern Himmelsstriche sich befunden hat; kurz, auf eine Zeit, die weit über unsere jetzige Zeitrechnung hinausgehet, und wo die Bewohner des Erdcörpers zu der Ausdrü- ckung, und zu den sichtbaren Zeichen ihrer Gedanken, die allemahl willkührlich sind, ganz andere Thöne und Charactere hatten, als die Bewohner des Erdcör- pers während unserer ganzen jetzigen Zeitrechnung ge- braucht haben.
Wenn die Länder auf dem Erdcörper ihre Lage und Beschaffenheit in Ansehung der Himmelsgegend der- gestalt verändern sollen, daß sie aus warmen Him- melsgegenden zu kalten Ländern werden; so kann sol- ches ohnstreitig auf keine andere Art geschehen, als daß sich die Pole, oder die Axen des Erdcörpers ver- ändern. Da heutiges Tages alle vernünftige Gelehr- te die Unrichtigkeit des Ptolemäischen Weltsystems ein-
sehen,
V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
ſchen Sprachen haben; geſetzt, daß man auch mit ei- ner Nachſicht, die man nicht einmahl erwarten kann, zugeben wollte, daß ſich die alten oder neuern Bewoh- ner des Nordens ein ſolches Denkmahl zu errichten haͤtten einfallen laſſen.
Allein, die Sache redet gleichſam von ſich ſelbſt. Dieſes Denkmahl kann weder von irgend einem nor- diſchen Volke, das in dem Laufe unſerer dermahligen Zeitrechnung um den Nordpol gewohnet hat, noch in der jetzigen ganz unwohnbaren Beſchaffenheit des Nordpols errichtet worden ſeyn. Man muß bis auf eine Zeit zuruͤckgehen, da die jetzige Gegend des Nord- pols noch nicht dieſen Pol ausgemacht, ſondern in ei- nem ganz andern viel waͤrmern und angenehmern Himmelsſtriche ſich befunden hat; kurz, auf eine Zeit, die weit uͤber unſere jetzige Zeitrechnung hinausgehet, und wo die Bewohner des Erdcoͤrpers zu der Ausdruͤ- ckung, und zu den ſichtbaren Zeichen ihrer Gedanken, die allemahl willkuͤhrlich ſind, ganz andere Thoͤne und Charactere hatten, als die Bewohner des Erdcoͤr- pers waͤhrend unſerer ganzen jetzigen Zeitrechnung ge- braucht haben.
Wenn die Laͤnder auf dem Erdcoͤrper ihre Lage und Beſchaffenheit in Anſehung der Himmelsgegend der- geſtalt veraͤndern ſollen, daß ſie aus warmen Him- melsgegenden zu kalten Laͤndern werden; ſo kann ſol- ches ohnſtreitig auf keine andere Art geſchehen, als daß ſich die Pole, oder die Axen des Erdcoͤrpers ver- aͤndern. Da heutiges Tages alle vernuͤnftige Gelehr- te die Unrichtigkeit des Ptolemaͤiſchen Weltſyſtems ein-
ſehen,
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V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
ſchen Sprachen haben; geſetzt, daß man auch mit ei-
ner Nachſicht, die man nicht einmahl erwarten kann,
zugeben wollte, daß ſich die alten oder neuern Bewoh-
ner des Nordens ein ſolches Denkmahl zu errichten
haͤtten einfallen laſſen.
Allein, die Sache redet gleichſam von ſich ſelbſt.
Dieſes Denkmahl kann weder von irgend einem nor-
diſchen Volke, das in dem Laufe unſerer dermahligen
Zeitrechnung um den Nordpol gewohnet hat, noch
in der jetzigen ganz unwohnbaren Beſchaffenheit des
Nordpols errichtet worden ſeyn. Man muß bis auf
eine Zeit zuruͤckgehen, da die jetzige Gegend des Nord-
pols noch nicht dieſen Pol ausgemacht, ſondern in ei-
nem ganz andern viel waͤrmern und angenehmern
Himmelsſtriche ſich befunden hat; kurz, auf eine Zeit,
die weit uͤber unſere jetzige Zeitrechnung hinausgehet,
und wo die Bewohner des Erdcoͤrpers zu der Ausdruͤ-
ckung, und zu den ſichtbaren Zeichen ihrer Gedanken,
die allemahl willkuͤhrlich ſind, ganz andere Thoͤne und
Charactere hatten, als die Bewohner des Erdcoͤr-
pers waͤhrend unſerer ganzen jetzigen Zeitrechnung ge-
braucht haben.
Wenn die Laͤnder auf dem Erdcoͤrper ihre Lage und
Beſchaffenheit in Anſehung der Himmelsgegend der-
geſtalt veraͤndern ſollen, daß ſie aus warmen Him-
melsgegenden zu kalten Laͤndern werden; ſo kann ſol-
ches ohnſtreitig auf keine andere Art geſchehen, als
daß ſich die Pole, oder die Axen des Erdcoͤrpers ver-
aͤndern. Da heutiges Tages alle vernuͤnftige Gelehr-
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/202>, abgerufen am 22.11.2024.
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