zu machen, und alle Geschicklichkeit und Künste an- zuwenden, um seinen Weg auf das baldigste zu vollenden.
Nun stelle man einmahl einen Vergleich an, wenn der Cörper eines Elephanten einen eben so entfernten Weg zurücklegen soll. Ein solcher Cörper hat nichts weniger als die Beschaffenheit, mit eben der Leichtig- keit auf dem Wasser zu schwimmen, als ein wohl be- seegeltes Schiff. Er wird also auf einer Reise von zwey bis viertausend Mellen unzählbare | Hinternisse vorfinden. Die Wellen werden ihn nicht anders als nach dem Antriebe und Befehl der Winde forttrei- ben. Kann man sich wohl vorstellen, daß der Wind ein ganzes halbes Jahr hindurch immer aus einerley Himmelsstrich wehen wird? Natürlicher Weise wird sich der Wind binnen einem halben Jahre vielleicht hundertmahl verändern, und ein jeder veränderter Wind wird den auf dem Wasser schwimmenden Cör- per des Elephanten nach einer andern Himmelsgegend forttreiben. Wie wird es also möglich seyn können, daß der Cörper eines Elephanten binnen einem halben Jahre aus den südlichen Theilen von Africa, oder gar aus Jndien bis nach Teutschland wird gelangen können.
Wenn man vernünftige Erwägungen Platz grei- fen läßt; so muß man zugeben, daß die Cörper der Elephanten nur ein halbes Jahr Zeit gehabt haben, aus ihren natürlichen Wohnplätzen durch die Wasser der Sündfluth bis nach Teutschland fortgetrieben zu werden. Die ganze Dauer der Sündfluth hat sich
nur
V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
zu machen, und alle Geſchicklichkeit und Kuͤnſte an- zuwenden, um ſeinen Weg auf das baldigſte zu vollenden.
Nun ſtelle man einmahl einen Vergleich an, wenn der Coͤrper eines Elephanten einen eben ſo entfernten Weg zuruͤcklegen ſoll. Ein ſolcher Coͤrper hat nichts weniger als die Beſchaffenheit, mit eben der Leichtig- keit auf dem Waſſer zu ſchwimmen, als ein wohl be- ſeegeltes Schiff. Er wird alſo auf einer Reiſe von zwey bis viertauſend Mellen unzaͤhlbare | Hinterniſſe vorfinden. Die Wellen werden ihn nicht anders als nach dem Antriebe und Befehl der Winde forttrei- ben. Kann man ſich wohl vorſtellen, daß der Wind ein ganzes halbes Jahr hindurch immer aus einerley Himmelsſtrich wehen wird? Natuͤrlicher Weiſe wird ſich der Wind binnen einem halben Jahre vielleicht hundertmahl veraͤndern, und ein jeder veraͤnderter Wind wird den auf dem Waſſer ſchwimmenden Coͤr- per des Elephanten nach einer andern Himmelsgegend forttreiben. Wie wird es alſo moͤglich ſeyn koͤnnen, daß der Coͤrper eines Elephanten binnen einem halben Jahre aus den ſuͤdlichen Theilen von Africa, oder gar aus Jndien bis nach Teutſchland wird gelangen koͤnnen.
Wenn man vernuͤnftige Erwaͤgungen Platz grei- fen laͤßt; ſo muß man zugeben, daß die Coͤrper der Elephanten nur ein halbes Jahr Zeit gehabt haben, aus ihren natuͤrlichen Wohnplaͤtzen durch die Waſſer der Suͤndfluth bis nach Teutſchland fortgetrieben zu werden. Die ganze Dauer der Suͤndfluth hat ſich
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V. Abſchn. Von der ehemahligen Veraͤnderung
zu machen, und alle Geſchicklichkeit und Kuͤnſte an-
zuwenden, um ſeinen Weg auf das baldigſte zu
vollenden.
Nun ſtelle man einmahl einen Vergleich an, wenn
der Coͤrper eines Elephanten einen eben ſo entfernten
Weg zuruͤcklegen ſoll. Ein ſolcher Coͤrper hat nichts
weniger als die Beſchaffenheit, mit eben der Leichtig-
keit auf dem Waſſer zu ſchwimmen, als ein wohl be-
ſeegeltes Schiff. Er wird alſo auf einer Reiſe von
zwey bis viertauſend Mellen unzaͤhlbare | Hinterniſſe
vorfinden. Die Wellen werden ihn nicht anders als
nach dem Antriebe und Befehl der Winde forttrei-
ben. Kann man ſich wohl vorſtellen, daß der Wind
ein ganzes halbes Jahr hindurch immer aus einerley
Himmelsſtrich wehen wird? Natuͤrlicher Weiſe wird
ſich der Wind binnen einem halben Jahre vielleicht
hundertmahl veraͤndern, und ein jeder veraͤnderter
Wind wird den auf dem Waſſer ſchwimmenden Coͤr-
per des Elephanten nach einer andern Himmelsgegend
forttreiben. Wie wird es alſo moͤglich ſeyn koͤnnen,
daß der Coͤrper eines Elephanten binnen einem halben
Jahre aus den ſuͤdlichen Theilen von Africa, oder gar
aus Jndien bis nach Teutſchland wird gelangen
koͤnnen.
Wenn man vernuͤnftige Erwaͤgungen Platz grei-
fen laͤßt; ſo muß man zugeben, daß die Coͤrper der
Elephanten nur ein halbes Jahr Zeit gehabt haben,
aus ihren natuͤrlichen Wohnplaͤtzen durch die Waſſer
der Suͤndfluth bis nach Teutſchland fortgetrieben zu
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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/194>, abgerufen am 22.11.2024.
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