Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.IV. Abschn. Erweis, daß in dem Mittelpunct de könnten wohl vorhanden seyn, die es uns unglaub-lich machten, daß diese Materien nicht tiefer in den Erdcörper setzen sollten. Gewiß ist hierzu kein einzi- ger vernünftiger, auf richtige Theorie oder Erfahrung gegründeter Beweis vorhanden. Selbst der Verfas- ser nimmt an, daß unter denen feuerspeyenden Ber- gen, oder wenigstens in dem Grunde derselben, viele brennliche Materien vorhanden sind. Diese feuer- speyenden Berge, bis zu ihrem Grunde, haben ge- wiß fast allemahl eine doppelte bis dreyfache Höhe von dreyhundert Klaftern. Der Verfasser widerspricht sich also selbst, und das ist ihm sehr gewöhnlich; denn ich will demselben in seiner kleinen Schrift mehr als zwanzig offenbare Widersprüche zeigen. Man muß hierbey bemerken, daß die Eingrabungen, wodurch wir zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden eintringen, allemahl auf Gebirgen geschehen, wenig- stens in denen Mittelgebirgen. Und was ist es da- selbst zu verwundern, daß wir hier nichts als Felsen und Wasser antreffen, und wie kann daraus auf die innere Beschaffenheit des Erdcörpers geschlossen wer- den. So bald wir in Ebenen oder in Vorgebirgen eingraben; so finden wir eine ganz andere innere Be- schaffenheit des Erdcörpers. Nichts als abwechselnde Schichten von Stein- und Erdarten zeigen sich da- selbst; und in der großen Teufe, wohin wir noch ge- langen können, haben sich unter denen Steinlagen noch immer wieder Schichten von Erde gefunden, und noch niemahls sind wir daselbst auf ein festes Felsen- gestein gekommen. Würde derjenige, welcher dar- aus schließen wollte, daß der ganze Erdcörper bis in feinen
IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct de koͤnnten wohl vorhanden ſeyn, die es uns unglaub-lich machten, daß dieſe Materien nicht tiefer in den Erdcoͤrper ſetzen ſollten. Gewiß iſt hierzu kein einzi- ger vernuͤnftiger, auf richtige Theorie oder Erfahrung gegruͤndeter Beweis vorhanden. Selbſt der Verfaſ- ſer nimmt an, daß unter denen feuerſpeyenden Ber- gen, oder wenigſtens in dem Grunde derſelben, viele brennliche Materien vorhanden ſind. Dieſe feuer- ſpeyenden Berge, bis zu ihrem Grunde, haben ge- wiß faſt allemahl eine doppelte bis dreyfache Hoͤhe von dreyhundert Klaftern. Der Verfaſſer widerſpricht ſich alſo ſelbſt, und das iſt ihm ſehr gewoͤhnlich; denn ich will demſelben in ſeiner kleinen Schrift mehr als zwanzig offenbare Widerſpruͤche zeigen. Man muß hierbey bemerken, daß die Eingrabungen, wodurch wir zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden eintringen, allemahl auf Gebirgen geſchehen, wenig- ſtens in denen Mittelgebirgen. Und was iſt es da- ſelbſt zu verwundern, daß wir hier nichts als Felſen und Waſſer antreffen, und wie kann daraus auf die innere Beſchaffenheit des Erdcoͤrpers geſchloſſen wer- den. So bald wir in Ebenen oder in Vorgebirgen eingraben; ſo finden wir eine ganz andere innere Be- ſchaffenheit des Erdcoͤrpers. Nichts als abwechſelnde Schichten von Stein- und Erdarten zeigen ſich da- ſelbſt; und in der großen Teufe, wohin wir noch ge- langen koͤnnen, haben ſich unter denen Steinlagen noch immer wieder Schichten von Erde gefunden, und noch niemahls ſind wir daſelbſt auf ein feſtes Felſen- geſtein gekommen. Wuͤrde derjenige, welcher dar- aus ſchließen wollte, daß der ganze Erdcoͤrper bis in feinen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0180" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct</hi></fw><lb/> de koͤnnten wohl vorhanden ſeyn, die es uns unglaub-<lb/> lich machten, daß dieſe Materien nicht tiefer in den<lb/> Erdcoͤrper ſetzen ſollten. Gewiß iſt hierzu kein einzi-<lb/> ger vernuͤnftiger, auf richtige Theorie oder Erfahrung<lb/> gegruͤndeter Beweis vorhanden. Selbſt der Verfaſ-<lb/> ſer nimmt an, daß unter denen feuerſpeyenden Ber-<lb/> gen, oder wenigſtens in dem Grunde derſelben, viele<lb/> brennliche Materien vorhanden ſind. Dieſe feuer-<lb/> ſpeyenden Berge, bis zu ihrem Grunde, haben ge-<lb/> wiß faſt allemahl eine doppelte bis dreyfache Hoͤhe von<lb/> dreyhundert Klaftern. Der Verfaſſer widerſpricht<lb/> ſich alſo ſelbſt, und das iſt ihm ſehr gewoͤhnlich; denn<lb/> ich will demſelben in ſeiner kleinen Schrift mehr als<lb/> zwanzig offenbare Widerſpruͤche zeigen. Man muß<lb/> hierbey bemerken, daß die Eingrabungen, wodurch<lb/> wir zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden<lb/> eintringen, allemahl auf Gebirgen geſchehen, wenig-<lb/> ſtens in denen Mittelgebirgen. Und was iſt es da-<lb/> ſelbſt zu verwundern, daß wir hier nichts als Felſen<lb/> und Waſſer antreffen, und wie kann daraus auf die<lb/><choice><sic>nnere</sic><corr>innere</corr></choice> Beſchaffenheit des Erdcoͤrpers geſchloſſen wer-<lb/> den. So bald wir in Ebenen oder in Vorgebirgen<lb/> eingraben; ſo finden wir eine ganz andere innere Be-<lb/> ſchaffenheit des Erdcoͤrpers. Nichts als abwechſelnde<lb/> Schichten von Stein- und Erdarten zeigen ſich da-<lb/> ſelbſt; und in der großen Teufe, wohin wir noch ge-<lb/> langen koͤnnen, haben ſich unter denen Steinlagen<lb/> noch immer wieder Schichten von Erde gefunden, und<lb/> noch niemahls ſind wir daſelbſt auf ein feſtes Felſen-<lb/> geſtein gekommen. Wuͤrde derjenige, welcher dar-<lb/> aus ſchließen wollte, daß der ganze Erdcoͤrper bis in<lb/> <fw place="bottom" type="catch">feinen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0180]
IV. Abſchn. Erweis, daß in dem Mittelpunct
de koͤnnten wohl vorhanden ſeyn, die es uns unglaub-
lich machten, daß dieſe Materien nicht tiefer in den
Erdcoͤrper ſetzen ſollten. Gewiß iſt hierzu kein einzi-
ger vernuͤnftiger, auf richtige Theorie oder Erfahrung
gegruͤndeter Beweis vorhanden. Selbſt der Verfaſ-
ſer nimmt an, daß unter denen feuerſpeyenden Ber-
gen, oder wenigſtens in dem Grunde derſelben, viele
brennliche Materien vorhanden ſind. Dieſe feuer-
ſpeyenden Berge, bis zu ihrem Grunde, haben ge-
wiß faſt allemahl eine doppelte bis dreyfache Hoͤhe von
dreyhundert Klaftern. Der Verfaſſer widerſpricht
ſich alſo ſelbſt, und das iſt ihm ſehr gewoͤhnlich; denn
ich will demſelben in ſeiner kleinen Schrift mehr als
zwanzig offenbare Widerſpruͤche zeigen. Man muß
hierbey bemerken, daß die Eingrabungen, wodurch
wir zwey bis dreyhundert Lachtern in den Erdboden
eintringen, allemahl auf Gebirgen geſchehen, wenig-
ſtens in denen Mittelgebirgen. Und was iſt es da-
ſelbſt zu verwundern, daß wir hier nichts als Felſen
und Waſſer antreffen, und wie kann daraus auf die
innere Beſchaffenheit des Erdcoͤrpers geſchloſſen wer-
den. So bald wir in Ebenen oder in Vorgebirgen
eingraben; ſo finden wir eine ganz andere innere Be-
ſchaffenheit des Erdcoͤrpers. Nichts als abwechſelnde
Schichten von Stein- und Erdarten zeigen ſich da-
ſelbſt; und in der großen Teufe, wohin wir noch ge-
langen koͤnnen, haben ſich unter denen Steinlagen
noch immer wieder Schichten von Erde gefunden, und
noch niemahls ſind wir daſelbſt auf ein feſtes Felſen-
geſtein gekommen. Wuͤrde derjenige, welcher dar-
aus ſchließen wollte, daß der ganze Erdcoͤrper bis in
feinen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |