Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

der Erde ein unterirrdisches Feuer ist.
ich kann mich aber allhier dabey nicht aufhalten. Man
findet dieselben in denen besten und neuesten Lehrbü-
chern über die Naturlehre ausführlich vorgestellet.

Was könnte diese innere Wärme der Erdkugel
wohl anders seyn, als das unterirrdische Feuer. Woll-
te man sagen, daß diese Wärme in dem Jnnern des
Erdcörpers aus der heftigen Bewegung desselben um
seine eigene Axe und der dadurch veruhrsachten Bewe-
gung der innern Materien der Erdkugel entstünde; so
ist das eben so viel, als das unterirrdische Feuer selbst
eingestanden. Denn wenn die innern Materien des
Erdcörpers durch seine heftige Bewegung um seine ei-
gene Axe einer Erwärmung fähig sind; so hat die
Fortsetzung dieser schnellen Bewegung während sehr
vielen Jahrtausenden schon längst eine wirkliche Ent-
zündung und Brand hervorbringen müssen. Noch
mehr aber mußte dieser Erfolg ganz ohnfehlbar gesche-
hen, da es gar keinen Zweifel leidet, daß unser Erd-
cörper genugsame Materien in sich hat, welche der Ent-
zündung fähig sind.

Zu allen diesen theoretischen Gründen muß man
dasjenige hinzusetzen, was wir in dem ersten und drit-
ten Abschnitte als wirkliche Erfahrungen von der Exi-
stenz eines Feuers in dem Mittelpunct der Erde be-
reits angeführet haben. Die augenscheinliche Erhe-
bung des festen Gesteins in den Mittelgebirgen an ho-
hen Felsengebirgen, die Spuhren und Merkzeichen ei-
nes ehedem in dem Erdcörper statt gefundenen Bran-
des, und insonderheit die großen auf viele Länder sich
erstreckende Erdbeben, sind so viele Erfahrungsgründe

von
J 3

der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt.
ich kann mich aber allhier dabey nicht aufhalten. Man
findet dieſelben in denen beſten und neueſten Lehrbuͤ-
chern uͤber die Naturlehre ausfuͤhrlich vorgeſtellet.

Was koͤnnte dieſe innere Waͤrme der Erdkugel
wohl anders ſeyn, als das unterirrdiſche Feuer. Woll-
te man ſagen, daß dieſe Waͤrme in dem Jnnern des
Erdcoͤrpers aus der heftigen Bewegung deſſelben um
ſeine eigene Axe und der dadurch veruhrſachten Bewe-
gung der innern Materien der Erdkugel entſtuͤnde; ſo
iſt das eben ſo viel, als das unterirrdiſche Feuer ſelbſt
eingeſtanden. Denn wenn die innern Materien des
Erdcoͤrpers durch ſeine heftige Bewegung um ſeine ei-
gene Axe einer Erwaͤrmung faͤhig ſind; ſo hat die
Fortſetzung dieſer ſchnellen Bewegung waͤhrend ſehr
vielen Jahrtauſenden ſchon laͤngſt eine wirkliche Ent-
zuͤndung und Brand hervorbringen muͤſſen. Noch
mehr aber mußte dieſer Erfolg ganz ohnfehlbar geſche-
hen, da es gar keinen Zweifel leidet, daß unſer Erd-
coͤrper genugſame Materien in ſich hat, welche der Ent-
zuͤndung faͤhig ſind.

Zu allen dieſen theoretiſchen Gruͤnden muß man
dasjenige hinzuſetzen, was wir in dem erſten und drit-
ten Abſchnitte als wirkliche Erfahrungen von der Exi-
ſtenz eines Feuers in dem Mittelpunct der Erde be-
reits angefuͤhret haben. Die augenſcheinliche Erhe-
bung des feſten Geſteins in den Mittelgebirgen an ho-
hen Felſengebirgen, die Spuhren und Merkzeichen ei-
nes ehedem in dem Erdcoͤrper ſtatt gefundenen Bran-
des, und inſonderheit die großen auf viele Laͤnder ſich
erſtreckende Erdbeben, ſind ſo viele Erfahrungsgruͤnde

von
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Erde ein unterirrdi&#x017F;ches Feuer i&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
ich kann mich aber allhier dabey nicht aufhalten. Man<lb/>
findet die&#x017F;elben in denen be&#x017F;ten und neue&#x017F;ten Lehrbu&#x0364;-<lb/>
chern u&#x0364;ber die Naturlehre ausfu&#x0364;hrlich vorge&#x017F;tellet.</p><lb/>
          <p>Was ko&#x0364;nnte die&#x017F;e innere Wa&#x0364;rme der Erdkugel<lb/>
wohl anders &#x017F;eyn, als das unterirrdi&#x017F;che Feuer. Woll-<lb/>
te man &#x017F;agen, daß die&#x017F;e Wa&#x0364;rme in dem Jnnern des<lb/>
Erdco&#x0364;rpers aus der heftigen Bewegung de&#x017F;&#x017F;elben um<lb/>
&#x017F;eine eigene Axe und der dadurch veruhr&#x017F;achten Bewe-<lb/>
gung der innern Materien der Erdkugel ent&#x017F;tu&#x0364;nde; &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t das eben &#x017F;o viel, als das unterirrdi&#x017F;che Feuer &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
einge&#x017F;tanden. Denn wenn die innern Materien des<lb/>
Erdco&#x0364;rpers durch &#x017F;eine heftige Bewegung um &#x017F;eine ei-<lb/>
gene Axe einer Erwa&#x0364;rmung fa&#x0364;hig &#x017F;ind; &#x017F;o hat die<lb/>
Fort&#x017F;etzung die&#x017F;er &#x017F;chnellen Bewegung wa&#x0364;hrend &#x017F;ehr<lb/>
vielen Jahrtau&#x017F;enden &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t eine wirkliche Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung und Brand hervorbringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Noch<lb/>
mehr aber mußte die&#x017F;er Erfolg ganz ohnfehlbar ge&#x017F;che-<lb/>
hen, da es gar keinen Zweifel leidet, daß un&#x017F;er Erd-<lb/>
co&#x0364;rper genug&#x017F;ame Materien in &#x017F;ich hat, welche der Ent-<lb/>
zu&#x0364;ndung fa&#x0364;hig &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Zu allen die&#x017F;en theoreti&#x017F;chen Gru&#x0364;nden muß man<lb/>
dasjenige hinzu&#x017F;etzen, was wir in dem er&#x017F;ten und drit-<lb/>
ten Ab&#x017F;chnitte als wirkliche Erfahrungen von der Exi-<lb/>
&#x017F;tenz eines Feuers in dem Mittelpunct der Erde be-<lb/>
reits angefu&#x0364;hret haben. Die augen&#x017F;cheinliche Erhe-<lb/>
bung des fe&#x017F;ten Ge&#x017F;teins in den Mittelgebirgen an ho-<lb/>
hen Fel&#x017F;engebirgen, die Spuhren und Merkzeichen ei-<lb/>
nes ehedem in dem Erdco&#x0364;rper &#x017F;tatt gefundenen Bran-<lb/>
des, und in&#x017F;onderheit die großen auf viele La&#x0364;nder &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;treckende Erdbeben, &#x017F;ind &#x017F;o viele Erfahrungsgru&#x0364;nde<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0161] der Erde ein unterirrdiſches Feuer iſt. ich kann mich aber allhier dabey nicht aufhalten. Man findet dieſelben in denen beſten und neueſten Lehrbuͤ- chern uͤber die Naturlehre ausfuͤhrlich vorgeſtellet. Was koͤnnte dieſe innere Waͤrme der Erdkugel wohl anders ſeyn, als das unterirrdiſche Feuer. Woll- te man ſagen, daß dieſe Waͤrme in dem Jnnern des Erdcoͤrpers aus der heftigen Bewegung deſſelben um ſeine eigene Axe und der dadurch veruhrſachten Bewe- gung der innern Materien der Erdkugel entſtuͤnde; ſo iſt das eben ſo viel, als das unterirrdiſche Feuer ſelbſt eingeſtanden. Denn wenn die innern Materien des Erdcoͤrpers durch ſeine heftige Bewegung um ſeine ei- gene Axe einer Erwaͤrmung faͤhig ſind; ſo hat die Fortſetzung dieſer ſchnellen Bewegung waͤhrend ſehr vielen Jahrtauſenden ſchon laͤngſt eine wirkliche Ent- zuͤndung und Brand hervorbringen muͤſſen. Noch mehr aber mußte dieſer Erfolg ganz ohnfehlbar geſche- hen, da es gar keinen Zweifel leidet, daß unſer Erd- coͤrper genugſame Materien in ſich hat, welche der Ent- zuͤndung faͤhig ſind. Zu allen dieſen theoretiſchen Gruͤnden muß man dasjenige hinzuſetzen, was wir in dem erſten und drit- ten Abſchnitte als wirkliche Erfahrungen von der Exi- ſtenz eines Feuers in dem Mittelpunct der Erde be- reits angefuͤhret haben. Die augenſcheinliche Erhe- bung des feſten Geſteins in den Mittelgebirgen an ho- hen Felſengebirgen, die Spuhren und Merkzeichen ei- nes ehedem in dem Erdcoͤrper ſtatt gefundenen Bran- des, und inſonderheit die großen auf viele Laͤnder ſich erſtreckende Erdbeben, ſind ſo viele Erfahrungsgruͤnde von J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/161
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/161>, abgerufen am 25.11.2024.