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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771.

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II. Abschn. Von denen verschiedenen
welche der Fruchtbarkeit und Bewohnung der Erde
nachtheilig sind, müßte man von der unendlichen
Weisheit und Gütigkeit des Schöpfers gedenken, daß
er die ganze Oberfläche der Erde bis in eine zureichen-
de Tiese mit dem fruchtbaresten Erdreich erschaffen
haben würde, wenn dergleichen gröbere Erdarten un-
mittelbare Werke seiner Hand wären. Allein, eine
nur wenig nachdenkende Vernunft erkennet alsobald,
daß dergleichen verschiedene Erdarten und Steine bloß
zufällige Beschaffenheiten des Erdcörpers sind, wel-
che durch eine Menge mit denselben vorgegangenen
Veränderungen gewirket worden.

Ueberdies, wenn diese Erdlagen und Steinschich-
ten also von Gott erschaffen wären, so müßten auch
die Versteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenrei-
che, die wir darinnen finden, also von Gott mit er-
schaffen worden seyn. Sie müßten nie dasjenige na-
türlich gewesen seyn, wovon wir doch alle mögliche
Kennzeichen an ihnen wahrnehmen. Kurz, sie müß-
ten Spielwerke der Natur, oder welches einerley ist,
Spielwerke Gottes seyn. Wer kann aber dieses von
einem unendlich weisen Wesen gedenken. Diese ehe-
mahlige Erklährung der Versteinerungen, davon ich
unten in einem Abschnitte mehr reden werde, ist heut
zu Tage bey vernünftigen Leuten so lächerlich und ab-
geschmackt, daß man sich solche gar nicht einfallen
lassen kann.

Die Meynung, daß man diese verschiedenen Erd- und
Steinlagen der Sündfluth zuschreiben müsse, ist nicht bes-
ser beschaffen. Diejenigen, welche diese Erklährung der

Sache

II. Abſchn. Von denen verſchiedenen
welche der Fruchtbarkeit und Bewohnung der Erde
nachtheilig ſind, muͤßte man von der unendlichen
Weisheit und Guͤtigkeit des Schoͤpfers gedenken, daß
er die ganze Oberflaͤche der Erde bis in eine zureichen-
de Tieſe mit dem fruchtbareſten Erdreich erſchaffen
haben wuͤrde, wenn dergleichen groͤbere Erdarten un-
mittelbare Werke ſeiner Hand waͤren. Allein, eine
nur wenig nachdenkende Vernunft erkennet alſobald,
daß dergleichen verſchiedene Erdarten und Steine bloß
zufaͤllige Beſchaffenheiten des Erdcoͤrpers ſind, wel-
che durch eine Menge mit denſelben vorgegangenen
Veraͤnderungen gewirket worden.

Ueberdies, wenn dieſe Erdlagen und Steinſchich-
ten alſo von Gott erſchaffen waͤren, ſo muͤßten auch
die Verſteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenrei-
che, die wir darinnen finden, alſo von Gott mit er-
ſchaffen worden ſeyn. Sie muͤßten nie dasjenige na-
tuͤrlich geweſen ſeyn, wovon wir doch alle moͤgliche
Kennzeichen an ihnen wahrnehmen. Kurz, ſie muͤß-
ten Spielwerke der Natur, oder welches einerley iſt,
Spielwerke Gottes ſeyn. Wer kann aber dieſes von
einem unendlich weiſen Weſen gedenken. Dieſe ehe-
mahlige Erklaͤhrung der Verſteinerungen, davon ich
unten in einem Abſchnitte mehr reden werde, iſt heut
zu Tage bey vernuͤnftigen Leuten ſo laͤcherlich und ab-
geſchmackt, daß man ſich ſolche gar nicht einfallen
laſſen kann.

Die Meynung, daß man dieſe verſchiedenen Erd- und
Steinlagen der Suͤndfluth zuſchreiben muͤſſe, iſt nicht beſ-
ſer beſchaffen. Diejenigen, welche dieſe Erklaͤhrung der

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[88/0116] II. Abſchn. Von denen verſchiedenen welche der Fruchtbarkeit und Bewohnung der Erde nachtheilig ſind, muͤßte man von der unendlichen Weisheit und Guͤtigkeit des Schoͤpfers gedenken, daß er die ganze Oberflaͤche der Erde bis in eine zureichen- de Tieſe mit dem fruchtbareſten Erdreich erſchaffen haben wuͤrde, wenn dergleichen groͤbere Erdarten un- mittelbare Werke ſeiner Hand waͤren. Allein, eine nur wenig nachdenkende Vernunft erkennet alſobald, daß dergleichen verſchiedene Erdarten und Steine bloß zufaͤllige Beſchaffenheiten des Erdcoͤrpers ſind, wel- che durch eine Menge mit denſelben vorgegangenen Veraͤnderungen gewirket worden. Ueberdies, wenn dieſe Erdlagen und Steinſchich- ten alſo von Gott erſchaffen waͤren, ſo muͤßten auch die Verſteinerungen aus dem Thier- und Pflanzenrei- che, die wir darinnen finden, alſo von Gott mit er- ſchaffen worden ſeyn. Sie muͤßten nie dasjenige na- tuͤrlich geweſen ſeyn, wovon wir doch alle moͤgliche Kennzeichen an ihnen wahrnehmen. Kurz, ſie muͤß- ten Spielwerke der Natur, oder welches einerley iſt, Spielwerke Gottes ſeyn. Wer kann aber dieſes von einem unendlich weiſen Weſen gedenken. Dieſe ehe- mahlige Erklaͤhrung der Verſteinerungen, davon ich unten in einem Abſchnitte mehr reden werde, iſt heut zu Tage bey vernuͤnftigen Leuten ſo laͤcherlich und ab- geſchmackt, daß man ſich ſolche gar nicht einfallen laſſen kann. Die Meynung, daß man dieſe verſchiedenen Erd- und Steinlagen der Suͤndfluth zuſchreiben muͤſſe, iſt nicht beſ- ſer beſchaffen. Diejenigen, welche dieſe Erklaͤhrung der Sache

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Geschichte des Erd-Cörpers. Berlin, 1771, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_geschichte_1771/116>, abgerufen am 24.11.2024.