es eine sehr angelegentliche Frage, ob es dem Aufneh- men der Manufacturen zuträglicher ist die Waaren, oder die Personen der Unterthanen bey denen Abga- ben zum hauptsächlichsten Gegenstande zu erwählen.
Die Accisen, Licenten, Mauthen und Aufschlä-Die Accisen und Licen- ten vertheu- ren die Le- bensmittel und sind mithin den Manufactu- ren schadlich. ge, oder mit was vor Namen sie sonst beleget wer- den, die nichts anders als eine Contribution auf be- wegliche Güther oder Waaren und zwar insonderheit auf diejenigen sind, die im Lande verbrauchet werden, sind seit einem Jahrhundert eine gar beliebte Art der Abgaben in Europa geworden, die fast in allen Staa- ten eingeführet worden ist; und fast alle Cameralisten sind davor eingenommen. Allein ich kann mich dem ohngeachtet nicht überreden, daß sie eine dem Nah- rungsstande und denen Manufacturen und Fabriken vortheilhaftige Art der Abgabe sind. Es ist wahr, diese Abgaben haben viel reizendes an sich, wenn man weiter auf nichts, als auf die Einkünfte des Staats sieht. Sie heben sich gleichsam von selbst ohne alle Strenge und Execution; und da sie gemeiniglich auf die unentbehrlichsten Dinge zur Nothdurft des Lebens geleget werden; so ist man versichert große Summen ohnfehlbar dadurch zu erheben. Allein wer siehet nicht, daß eben dadurch, daß die Accisen oder Licen- ten auf die unentbehrlichsten Lebensmittel geleget wer- den, nothwendig eine Vertheuerung dieser Dinge dar- aus entstehen muß; und diese Vertheuerung, die nothwendig einen höhern Lohn der Arbeiter und mithin
auch
D 5
mit der Verfaſſ. u. Beſchaff. des Staats.
es eine ſehr angelegentliche Frage, ob es dem Aufneh- men der Manufacturen zutraͤglicher iſt die Waaren, oder die Perſonen der Unterthanen bey denen Abga- ben zum hauptſaͤchlichſten Gegenſtande zu erwaͤhlen.
Die Acciſen, Licenten, Mauthen und Aufſchlaͤ-Die Acciſen und Licen- ten vertheu- ren die Le- bensmittel und ſind mithin den Manufactu- ren ſchadlich. ge, oder mit was vor Namen ſie ſonſt beleget wer- den, die nichts anders als eine Contribution auf be- wegliche Guͤther oder Waaren und zwar inſonderheit auf diejenigen ſind, die im Lande verbrauchet werden, ſind ſeit einem Jahrhundert eine gar beliebte Art der Abgaben in Europa geworden, die faſt in allen Staa- ten eingefuͤhret worden iſt; und faſt alle Cameraliſten ſind davor eingenommen. Allein ich kann mich dem ohngeachtet nicht uͤberreden, daß ſie eine dem Nah- rungsſtande und denen Manufacturen und Fabriken vortheilhaftige Art der Abgabe ſind. Es iſt wahr, dieſe Abgaben haben viel reizendes an ſich, wenn man weiter auf nichts, als auf die Einkuͤnfte des Staats ſieht. Sie heben ſich gleichſam von ſelbſt ohne alle Strenge und Execution; und da ſie gemeiniglich auf die unentbehrlichſten Dinge zur Nothdurft des Lebens geleget werden; ſo iſt man verſichert große Summen ohnfehlbar dadurch zu erheben. Allein wer ſiehet nicht, daß eben dadurch, daß die Acciſen oder Licen- ten auf die unentbehrlichſten Lebensmittel geleget wer- den, nothwendig eine Vertheuerung dieſer Dinge dar- aus entſtehen muß; und dieſe Vertheuerung, die nothwendig einen hoͤhern Lohn der Arbeiter und mithin
auch
D 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0085"n="57"/><fwplace="top"type="header">mit der Verfaſſ. u. Beſchaff. des Staats.</fw><lb/>
es eine ſehr angelegentliche Frage, ob es dem Aufneh-<lb/>
men der Manufacturen zutraͤglicher iſt die Waaren,<lb/>
oder die Perſonen der Unterthanen bey denen Abga-<lb/>
ben zum hauptſaͤchlichſten Gegenſtande zu erwaͤhlen.</p><lb/><p>Die Acciſen, Licenten, Mauthen und Aufſchlaͤ-<noteplace="right">Die Acciſen<lb/>
und Licen-<lb/>
ten vertheu-<lb/>
ren die Le-<lb/>
bensmittel<lb/>
und ſind<lb/>
mithin den<lb/>
Manufactu-<lb/>
ren ſchadlich.</note><lb/>
ge, oder mit was vor Namen ſie ſonſt beleget wer-<lb/>
den, die nichts anders als eine Contribution auf be-<lb/>
wegliche Guͤther oder Waaren und zwar inſonderheit<lb/>
auf diejenigen ſind, die im Lande verbrauchet werden,<lb/>ſind ſeit einem Jahrhundert eine gar beliebte Art der<lb/>
Abgaben in Europa geworden, die faſt in allen Staa-<lb/>
ten eingefuͤhret worden iſt; und faſt alle Cameraliſten<lb/>ſind davor eingenommen. Allein ich kann mich dem<lb/>
ohngeachtet nicht uͤberreden, daß ſie eine dem Nah-<lb/>
rungsſtande und denen Manufacturen und Fabriken<lb/>
vortheilhaftige Art der Abgabe ſind. Es iſt wahr,<lb/>
dieſe Abgaben haben viel reizendes an ſich, wenn man<lb/>
weiter auf nichts, als auf die Einkuͤnfte des Staats<lb/>ſieht. Sie heben ſich gleichſam von ſelbſt ohne alle<lb/>
Strenge und Execution; und da ſie gemeiniglich auf<lb/>
die unentbehrlichſten Dinge zur Nothdurft des Lebens<lb/>
geleget werden; ſo iſt man verſichert große Summen<lb/>
ohnfehlbar dadurch zu erheben. Allein wer ſiehet<lb/>
nicht, daß eben dadurch, daß die Acciſen oder Licen-<lb/>
ten auf die unentbehrlichſten Lebensmittel geleget wer-<lb/>
den, nothwendig eine Vertheuerung dieſer Dinge dar-<lb/>
aus entſtehen muß; und dieſe Vertheuerung, die<lb/>
nothwendig einen hoͤhern Lohn der Arbeiter und mithin<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57/0085]
mit der Verfaſſ. u. Beſchaff. des Staats.
es eine ſehr angelegentliche Frage, ob es dem Aufneh-
men der Manufacturen zutraͤglicher iſt die Waaren,
oder die Perſonen der Unterthanen bey denen Abga-
ben zum hauptſaͤchlichſten Gegenſtande zu erwaͤhlen.
Die Acciſen, Licenten, Mauthen und Aufſchlaͤ-
ge, oder mit was vor Namen ſie ſonſt beleget wer-
den, die nichts anders als eine Contribution auf be-
wegliche Guͤther oder Waaren und zwar inſonderheit
auf diejenigen ſind, die im Lande verbrauchet werden,
ſind ſeit einem Jahrhundert eine gar beliebte Art der
Abgaben in Europa geworden, die faſt in allen Staa-
ten eingefuͤhret worden iſt; und faſt alle Cameraliſten
ſind davor eingenommen. Allein ich kann mich dem
ohngeachtet nicht uͤberreden, daß ſie eine dem Nah-
rungsſtande und denen Manufacturen und Fabriken
vortheilhaftige Art der Abgabe ſind. Es iſt wahr,
dieſe Abgaben haben viel reizendes an ſich, wenn man
weiter auf nichts, als auf die Einkuͤnfte des Staats
ſieht. Sie heben ſich gleichſam von ſelbſt ohne alle
Strenge und Execution; und da ſie gemeiniglich auf
die unentbehrlichſten Dinge zur Nothdurft des Lebens
geleget werden; ſo iſt man verſichert große Summen
ohnfehlbar dadurch zu erheben. Allein wer ſiehet
nicht, daß eben dadurch, daß die Acciſen oder Licen-
ten auf die unentbehrlichſten Lebensmittel geleget wer-
den, nothwendig eine Vertheuerung dieſer Dinge dar-
aus entſtehen muß; und dieſe Vertheuerung, die
nothwendig einen hoͤhern Lohn der Arbeiter und mithin
auch
Die Acciſen
und Licen-
ten vertheu-
ren die Le-
bensmittel
und ſind
mithin den
Manufactu-
ren ſchadlich.
D 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/85>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.