Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Absch. von denen Hindernissen
den Preiße annehmen: und eben der Befehl wird ein Be-
wegungsgrund mehr seyn, seinen Vortheil desto grösser
zu machen. Sind aber wirklich keine Landeswaaren
vorhanden, die uns aus Mangel des ausländischen
Debits über dem Halse bleiben; und man kann alle-
mal hundert gegen eines verwetten, daß sie nicht vor-
handen sind; denn eine Nation bezahlet selten oder
niemals die Handlungsbilanz aus Mangel des auslän-
dischen Debits, sondern aus Mangel genugsamer Lan-
desproducte; so ist ein solcher Befehl ohnedem eitel
und unmöglich. Ueberhaupt wird mir ein jeder ver-
nünftiger Kaufmann Recht geben müssen, daß das
Verboth der Ausfuhre des Geldes vor eine Nation,
welche die Handlungsbilanz an andre Nationen zu
bezahlen hat, diesen ohnedem schlechten Zustand der
Handlung noch schädlicher macht. Aus einem solchen
Lande ist der Wechselcours in andre Staaten ohnedem
sehr hoch. Dieser Erfolg ist ganz natürlich und leidet
bey allen, die das Commercienwesen verstehen, keinen
Zweifel. Denn da ein solches Land viel Geld an andre
Nationen zu versenden hat; so bemühet sich ein jeder
Wechselbriefe zu bekommen, um die Kosten der Absen-
dung des Geldes in natura zu vermeiden; und er wird
diese Wechselbriefe so hoch bezahlen, bis er nur noch
einen geringen Vortheil gegen die Kosten der Absen-
dung in natura hat. Allein, wenn die Ausfuhre des
Geldes in seiner Substanz gar nicht erlaubt ist; so
muß der Kaufmann, der Bezahlung leisten und sich
in Credit erhalten muß, die Papiere der Ausländer so
hoch bezahlen, als sie solche setzen und der Wechselcours

muß

IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
den Preiße annehmen: und eben der Befehl wird ein Be-
wegungsgrund mehr ſeyn, ſeinen Vortheil deſto groͤſſer
zu machen. Sind aber wirklich keine Landeswaaren
vorhanden, die uns aus Mangel des auslaͤndiſchen
Debits uͤber dem Halſe bleiben; und man kann alle-
mal hundert gegen eines verwetten, daß ſie nicht vor-
handen ſind; denn eine Nation bezahlet ſelten oder
niemals die Handlungsbilanz aus Mangel des auslaͤn-
diſchen Debits, ſondern aus Mangel genugſamer Lan-
desproducte; ſo iſt ein ſolcher Befehl ohnedem eitel
und unmoͤglich. Ueberhaupt wird mir ein jeder ver-
nuͤnftiger Kaufmann Recht geben muͤſſen, daß das
Verboth der Ausfuhre des Geldes vor eine Nation,
welche die Handlungsbilanz an andre Nationen zu
bezahlen hat, dieſen ohnedem ſchlechten Zuſtand der
Handlung noch ſchaͤdlicher macht. Aus einem ſolchen
Lande iſt der Wechſelcours in andre Staaten ohnedem
ſehr hoch. Dieſer Erfolg iſt ganz natuͤrlich und leidet
bey allen, die das Commercienweſen verſtehen, keinen
Zweifel. Denn da ein ſolches Land viel Geld an andre
Nationen zu verſenden hat; ſo bemuͤhet ſich ein jeder
Wechſelbriefe zu bekommen, um die Koſten der Abſen-
dung des Geldes in natura zu vermeiden; und er wird
dieſe Wechſelbriefe ſo hoch bezahlen, bis er nur noch
einen geringen Vortheil gegen die Koſten der Abſen-
dung in natura hat. Allein, wenn die Ausfuhre des
Geldes in ſeiner Subſtanz gar nicht erlaubt iſt; ſo
muß der Kaufmann, der Bezahlung leiſten und ſich
in Credit erhalten muß, die Papiere der Auslaͤnder ſo
hoch bezahlen, als ſie ſolche ſetzen und der Wechſelcours

muß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="194"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;ch. von denen Hinderni&#x017F;&#x017F;en</fw><lb/>
den Preiße annehmen: und eben der Befehl wird ein Be-<lb/>
wegungsgrund mehr &#x017F;eyn, &#x017F;einen Vortheil de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zu machen. Sind aber wirklich keine Landeswaaren<lb/>
vorhanden, die uns aus Mangel des ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Debits u&#x0364;ber dem Hal&#x017F;e bleiben; und man kann alle-<lb/>
mal hundert gegen eines verwetten, daß &#x017F;ie nicht vor-<lb/>
handen &#x017F;ind; denn eine Nation bezahlet &#x017F;elten oder<lb/>
niemals die Handlungsbilanz aus Mangel des ausla&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;chen Debits, &#x017F;ondern aus Mangel genug&#x017F;amer Lan-<lb/>
desproducte; &#x017F;o i&#x017F;t ein &#x017F;olcher Befehl ohnedem eitel<lb/>
und unmo&#x0364;glich. Ueberhaupt wird mir ein jeder ver-<lb/>
nu&#x0364;nftiger Kaufmann Recht geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß das<lb/>
Verboth der Ausfuhre des Geldes vor eine Nation,<lb/>
welche die Handlungsbilanz an andre Nationen zu<lb/>
bezahlen hat, die&#x017F;en ohnedem &#x017F;chlechten Zu&#x017F;tand der<lb/>
Handlung noch &#x017F;cha&#x0364;dlicher macht. Aus einem &#x017F;olchen<lb/>
Lande i&#x017F;t der Wech&#x017F;elcours in andre Staaten ohnedem<lb/>
&#x017F;ehr hoch. Die&#x017F;er Erfolg i&#x017F;t ganz natu&#x0364;rlich und leidet<lb/>
bey allen, die das Commercienwe&#x017F;en ver&#x017F;tehen, keinen<lb/>
Zweifel. Denn da ein &#x017F;olches Land viel Geld an andre<lb/>
Nationen zu ver&#x017F;enden hat; &#x017F;o bemu&#x0364;het &#x017F;ich ein jeder<lb/>
Wech&#x017F;elbriefe zu bekommen, um die Ko&#x017F;ten der Ab&#x017F;en-<lb/>
dung des Geldes <hi rendition="#aq">in natura</hi> zu vermeiden; und er wird<lb/>
die&#x017F;e Wech&#x017F;elbriefe &#x017F;o hoch bezahlen, bis er nur noch<lb/>
einen geringen Vortheil gegen die Ko&#x017F;ten der Ab&#x017F;en-<lb/>
dung <hi rendition="#aq">in natura</hi> hat. Allein, wenn die Ausfuhre des<lb/>
Geldes in &#x017F;einer Sub&#x017F;tanz gar nicht erlaubt i&#x017F;t; &#x017F;o<lb/>
muß der Kaufmann, der Bezahlung lei&#x017F;ten und &#x017F;ich<lb/>
in Credit erhalten muß, die Papiere der Ausla&#x0364;nder &#x017F;o<lb/>
hoch bezahlen, als &#x017F;ie &#x017F;olche &#x017F;etzen und der Wech&#x017F;elcours<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0222] IV. Abſch. von denen Hinderniſſen den Preiße annehmen: und eben der Befehl wird ein Be- wegungsgrund mehr ſeyn, ſeinen Vortheil deſto groͤſſer zu machen. Sind aber wirklich keine Landeswaaren vorhanden, die uns aus Mangel des auslaͤndiſchen Debits uͤber dem Halſe bleiben; und man kann alle- mal hundert gegen eines verwetten, daß ſie nicht vor- handen ſind; denn eine Nation bezahlet ſelten oder niemals die Handlungsbilanz aus Mangel des auslaͤn- diſchen Debits, ſondern aus Mangel genugſamer Lan- desproducte; ſo iſt ein ſolcher Befehl ohnedem eitel und unmoͤglich. Ueberhaupt wird mir ein jeder ver- nuͤnftiger Kaufmann Recht geben muͤſſen, daß das Verboth der Ausfuhre des Geldes vor eine Nation, welche die Handlungsbilanz an andre Nationen zu bezahlen hat, dieſen ohnedem ſchlechten Zuſtand der Handlung noch ſchaͤdlicher macht. Aus einem ſolchen Lande iſt der Wechſelcours in andre Staaten ohnedem ſehr hoch. Dieſer Erfolg iſt ganz natuͤrlich und leidet bey allen, die das Commercienweſen verſtehen, keinen Zweifel. Denn da ein ſolches Land viel Geld an andre Nationen zu verſenden hat; ſo bemuͤhet ſich ein jeder Wechſelbriefe zu bekommen, um die Koſten der Abſen- dung des Geldes in natura zu vermeiden; und er wird dieſe Wechſelbriefe ſo hoch bezahlen, bis er nur noch einen geringen Vortheil gegen die Koſten der Abſen- dung in natura hat. Allein, wenn die Ausfuhre des Geldes in ſeiner Subſtanz gar nicht erlaubt iſt; ſo muß der Kaufmann, der Bezahlung leiſten und ſich in Credit erhalten muß, die Papiere der Auslaͤnder ſo hoch bezahlen, als ſie ſolche ſetzen und der Wechſelcours muß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/222
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/222>, abgerufen am 27.11.2024.