Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.

Gleichwie eine lebhaftige Circulation des GeldesDer Mangel
einer genug-
samen Sum-
me des cir-
culirenden
Geldes ist
eine große
Hinderniß.
Verschiedene
Mittel dar-
wider

die Seele des gesamten Nahrungsstandes ist; so hat
man sich schwehrlich einen blühenden Zustand der Ma-
nufacturen und Fabriken zu versprechen, wenn es dem
Lande an einer genugsamen Menge Geldes in der Cir-
culation ermangelt. Diese Hinderniß ist eine der wich-
tigsten, und sie ereignet sich nicht selten, ohne daß man
sie allemal erkennet. Jedermann ist darinnen einig,
daß diese Hinderniß, die nicht allein dem Aufnehmen
der Manufacturen, sondern auch des gesamten Nah-
rungsstandes höchst schädlich ist, gehoben werden muß.
Allein in dem Hülfsmittel diese Hinderniß zu heben,
trift man eine große Verschiedenheit der Meinungen
an, die wir also insbesondere betrachten müssen.

Einige stehen in den Gedanken, daß diese Hinder-1) Ob
durch An-
lehn aus
fremden
Staaten.

niß am besten durch ein Anlehn aus fremden Staaten
gehoben werden könne und daß diese fremde im Lande
zur Circulation gebrachte Summe Geldes eben die
Dienste leiste, als wenn sie dem Lande eigenthümlich
zugehörte. Allein diese Leute bedenken nicht, daß die
jährlichen Jntereßen das ohnedem schwache Capital
des Landes immer mehr vermindern und daß dennoch
endlich die aufgeborgte Summe wieder erstattet wer-
den muß, wodurch hernach die Circulation des Geldes
desto mehr gehemmet und der Verfall des Nahrungs-
standes desto grösser wird. Unterdessen muß ich geste-
hen, daß dieses Mittel nicht ganz und gar zu verwer-
fen ist. Es muß aber das allerletzte seyn, das man

ergrei-
bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.

Gleichwie eine lebhaftige Circulation des GeldesDer Mangel
einer genug-
ſamen Sum-
me des cir-
culirenden
Geldes iſt
eine große
Hinderniß.
Verſchiedene
Mittel dar-
wider

die Seele des geſamten Nahrungsſtandes iſt; ſo hat
man ſich ſchwehrlich einen bluͤhenden Zuſtand der Ma-
nufacturen und Fabriken zu verſprechen, wenn es dem
Lande an einer genugſamen Menge Geldes in der Cir-
culation ermangelt. Dieſe Hinderniß iſt eine der wich-
tigſten, und ſie ereignet ſich nicht ſelten, ohne daß man
ſie allemal erkennet. Jedermann iſt darinnen einig,
daß dieſe Hinderniß, die nicht allein dem Aufnehmen
der Manufacturen, ſondern auch des geſamten Nah-
rungsſtandes hoͤchſt ſchaͤdlich iſt, gehoben werden muß.
Allein in dem Huͤlfsmittel dieſe Hinderniß zu heben,
trift man eine große Verſchiedenheit der Meinungen
an, die wir alſo insbeſondere betrachten muͤſſen.

Einige ſtehen in den Gedanken, daß dieſe Hinder-1) Ob
durch An-
lehn aus
fremden
Staaten.

niß am beſten durch ein Anlehn aus fremden Staaten
gehoben werden koͤnne und daß dieſe fremde im Lande
zur Circulation gebrachte Summe Geldes eben die
Dienſte leiſte, als wenn ſie dem Lande eigenthuͤmlich
zugehoͤrte. Allein dieſe Leute bedenken nicht, daß die
jaͤhrlichen Jntereßen das ohnedem ſchwache Capital
des Landes immer mehr vermindern und daß dennoch
endlich die aufgeborgte Summe wieder erſtattet wer-
den muß, wodurch hernach die Circulation des Geldes
deſto mehr gehemmet und der Verfall des Nahrungs-
ſtandes deſto groͤſſer wird. Unterdeſſen muß ich geſte-
hen, daß dieſes Mittel nicht ganz und gar zu verwer-
fen iſt. Es muß aber das allerletzte ſeyn, das man

ergrei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0217" n="189"/>
          <fw place="top" type="header">bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken.</fw><lb/>
          <p>Gleichwie eine lebhaftige Circulation des Geldes<note place="right">Der Mangel<lb/>
einer genug-<lb/>
&#x017F;amen Sum-<lb/>
me des cir-<lb/>
culirenden<lb/>
Geldes i&#x017F;t<lb/>
eine große<lb/>
Hinderniß.<lb/>
Ver&#x017F;chiedene<lb/>
Mittel dar-<lb/>
wider</note><lb/>
die Seele des ge&#x017F;amten Nahrungs&#x017F;tandes i&#x017F;t; &#x017F;o hat<lb/>
man &#x017F;ich &#x017F;chwehrlich einen blu&#x0364;henden Zu&#x017F;tand der Ma-<lb/>
nufacturen und Fabriken zu ver&#x017F;prechen, wenn es dem<lb/>
Lande an einer genug&#x017F;amen Menge Geldes in der Cir-<lb/>
culation ermangelt. Die&#x017F;e Hinderniß i&#x017F;t eine der wich-<lb/>
tig&#x017F;ten, und &#x017F;ie ereignet &#x017F;ich nicht &#x017F;elten, ohne daß man<lb/>
&#x017F;ie allemal erkennet. Jedermann i&#x017F;t darinnen einig,<lb/>
daß die&#x017F;e Hinderniß, die nicht allein dem Aufnehmen<lb/>
der Manufacturen, &#x017F;ondern auch des ge&#x017F;amten Nah-<lb/>
rungs&#x017F;tandes ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t, gehoben werden muß.<lb/>
Allein in dem Hu&#x0364;lfsmittel die&#x017F;e Hinderniß zu heben,<lb/>
trift man eine große Ver&#x017F;chiedenheit der Meinungen<lb/>
an, die wir al&#x017F;o insbe&#x017F;ondere betrachten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Einige &#x017F;tehen in den Gedanken, daß die&#x017F;e Hinder-<note place="right">1) Ob<lb/>
durch An-<lb/>
lehn aus<lb/>
fremden<lb/>
Staaten.</note><lb/>
niß am be&#x017F;ten durch ein Anlehn aus fremden Staaten<lb/>
gehoben werden ko&#x0364;nne und daß die&#x017F;e fremde im Lande<lb/>
zur Circulation gebrachte Summe Geldes eben die<lb/>
Dien&#x017F;te lei&#x017F;te, als wenn &#x017F;ie dem Lande eigenthu&#x0364;mlich<lb/>
zugeho&#x0364;rte. Allein die&#x017F;e Leute bedenken nicht, daß die<lb/>
ja&#x0364;hrlichen Jntereßen das ohnedem &#x017F;chwache Capital<lb/>
des Landes immer mehr vermindern und daß dennoch<lb/>
endlich die aufgeborgte Summe wieder er&#x017F;tattet wer-<lb/>
den muß, wodurch hernach die Circulation des Geldes<lb/>
de&#x017F;to mehr gehemmet und der Verfall des Nahrungs-<lb/>
&#x017F;tandes de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wird. Unterde&#x017F;&#x017F;en muß ich ge&#x017F;te-<lb/>
hen, daß die&#x017F;es Mittel nicht ganz und gar zu verwer-<lb/>
fen i&#x017F;t. Es muß aber das allerletzte &#x017F;eyn, das man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ergrei-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0217] bey Anlegung der Manuf. u. Fabriken. Gleichwie eine lebhaftige Circulation des Geldes die Seele des geſamten Nahrungsſtandes iſt; ſo hat man ſich ſchwehrlich einen bluͤhenden Zuſtand der Ma- nufacturen und Fabriken zu verſprechen, wenn es dem Lande an einer genugſamen Menge Geldes in der Cir- culation ermangelt. Dieſe Hinderniß iſt eine der wich- tigſten, und ſie ereignet ſich nicht ſelten, ohne daß man ſie allemal erkennet. Jedermann iſt darinnen einig, daß dieſe Hinderniß, die nicht allein dem Aufnehmen der Manufacturen, ſondern auch des geſamten Nah- rungsſtandes hoͤchſt ſchaͤdlich iſt, gehoben werden muß. Allein in dem Huͤlfsmittel dieſe Hinderniß zu heben, trift man eine große Verſchiedenheit der Meinungen an, die wir alſo insbeſondere betrachten muͤſſen. Der Mangel einer genug- ſamen Sum- me des cir- culirenden Geldes iſt eine große Hinderniß. Verſchiedene Mittel dar- wider Einige ſtehen in den Gedanken, daß dieſe Hinder- niß am beſten durch ein Anlehn aus fremden Staaten gehoben werden koͤnne und daß dieſe fremde im Lande zur Circulation gebrachte Summe Geldes eben die Dienſte leiſte, als wenn ſie dem Lande eigenthuͤmlich zugehoͤrte. Allein dieſe Leute bedenken nicht, daß die jaͤhrlichen Jntereßen das ohnedem ſchwache Capital des Landes immer mehr vermindern und daß dennoch endlich die aufgeborgte Summe wieder erſtattet wer- den muß, wodurch hernach die Circulation des Geldes deſto mehr gehemmet und der Verfall des Nahrungs- ſtandes deſto groͤſſer wird. Unterdeſſen muß ich geſte- hen, daß dieſes Mittel nicht ganz und gar zu verwer- fen iſt. Es muß aber das allerletzte ſeyn, das man ergrei- 1) Ob durch An- lehn aus fremden Staaten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/217
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/217>, abgerufen am 24.11.2024.