Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.IV. Absch. von denen Hindernissen Regierung nichts abhalten in allen Waisenhäusern einesolche Art der Erziehung einzuführen und alle darin- nen befindliche Kinder nicht allein arbeiten, sondern auch ihren Geist dergestalt bilden zu laßen, daß er mit Genie und Trieb zum Fleiß und nützlichen Nahrungs- geschäften erfüllet wird. Was die Waisenhäuser denen Kindern von den frühesten Jahren an einprägen könn- ten, das könnten wohl eingerichtete mechanische Real- schulen bey etwas mehr erwachsenen Kindern gleichfalls ausrichten; und so würde das Genie eines Volkes zu Manufacturen und Fabriken gar bald gebildet werden. dem Auslän- dischen, eine andere Hin- derniß vor die Landes- manufactu- ren. Nächst dem Mangel des Genie des Volkes ist auch fuhre
IV. Abſch. von denen Hinderniſſen Regierung nichts abhalten in allen Waiſenhaͤuſern eineſolche Art der Erziehung einzufuͤhren und alle darin- nen befindliche Kinder nicht allein arbeiten, ſondern auch ihren Geiſt dergeſtalt bilden zu laßen, daß er mit Genie und Trieb zum Fleiß und nuͤtzlichen Nahrungs- geſchaͤften erfuͤllet wird. Was die Waiſenhaͤuſer denen Kindern von den fruͤheſten Jahren an einpraͤgen koͤnn- ten, das koͤnnten wohl eingerichtete mechaniſche Real- ſchulen bey etwas mehr erwachſenen Kindern gleichfalls ausrichten; und ſo wuͤrde das Genie eines Volkes zu Manufacturen und Fabriken gar bald gebildet werden. dem Auslän- diſchen, eine andere Hin- derniß vor die Landes- manufactu- ren. Naͤchſt dem Mangel des Genie des Volkes iſt auch fuhre
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="182"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Abſch. von denen Hinderniſſen</fw><lb/> Regierung nichts abhalten in allen Waiſenhaͤuſern eine<lb/> ſolche Art der Erziehung einzufuͤhren und alle darin-<lb/> nen befindliche Kinder nicht allein arbeiten, ſondern<lb/> auch ihren Geiſt dergeſtalt bilden zu laßen, daß er mit<lb/> Genie und Trieb zum Fleiß und nuͤtzlichen Nahrungs-<lb/> geſchaͤften erfuͤllet wird. Was die Waiſenhaͤuſer denen<lb/> Kindern von den fruͤheſten Jahren an einpraͤgen koͤnn-<lb/> ten, das koͤnnten wohl eingerichtete mechaniſche Real-<lb/> ſchulen bey etwas mehr erwachſenen Kindern gleichfalls<lb/> ausrichten; und ſo wuͤrde das Genie eines Volkes zu<lb/> Manufacturen und Fabriken gar bald gebildet werden.</p><lb/> <note place="left">Die Liebe zu<lb/> dem Auslän-<lb/> diſchen, eine<lb/> andere Hin-<lb/> derniß vor<lb/> die Landes-<lb/> manufactu-<lb/> ren.</note> <p>Naͤchſt dem Mangel des Genie des Volkes iſt auch<lb/> die Liebe zu den auslaͤndiſchen Waaren eine große Hin-<lb/> derniß vor das Aufkommen der Landesmanufacturen.<lb/> Dieſe Liebe des Auslaͤndiſchen iſt faſt ein allgemeiner<lb/> Fehler aller Voͤlker. Man darf nicht glauben, daß<lb/> dieſe Neigung nur allein bey uns teutſchen und andern<lb/> noͤrdlichen Nationen ſtatt findet, weil die Manufactu-<lb/> ren daſelbſt noch keine große Vollkommenheit er-<lb/> langet haben. Die Franzoſen und Engellaͤnder, die<lb/> es in der Vollkommenheit der Manufacturen unſtrei-<lb/> tig viel weiter gebracht haben, werden von dieſer Liebe<lb/> des Auslaͤndiſchen eben ſo ſtark hingeriſſen. Jhre eige-<lb/> nen Schriftſteller machen ihnen daruͤber die bitterſten<lb/> Vorwuͤrfe. Dieſe wunderliche Neigung iſt um ſo mehr<lb/> vor eine Hinderniß in dem guten Fortgange der Ma-<lb/> nufacturen zu achten, wenn man den inlaͤndiſchen Debit<lb/> nicht auf ſtrenges Verboth und Aufſicht gegen die Ein-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fuhre</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0210]
IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
Regierung nichts abhalten in allen Waiſenhaͤuſern eine
ſolche Art der Erziehung einzufuͤhren und alle darin-
nen befindliche Kinder nicht allein arbeiten, ſondern
auch ihren Geiſt dergeſtalt bilden zu laßen, daß er mit
Genie und Trieb zum Fleiß und nuͤtzlichen Nahrungs-
geſchaͤften erfuͤllet wird. Was die Waiſenhaͤuſer denen
Kindern von den fruͤheſten Jahren an einpraͤgen koͤnn-
ten, das koͤnnten wohl eingerichtete mechaniſche Real-
ſchulen bey etwas mehr erwachſenen Kindern gleichfalls
ausrichten; und ſo wuͤrde das Genie eines Volkes zu
Manufacturen und Fabriken gar bald gebildet werden.
Naͤchſt dem Mangel des Genie des Volkes iſt auch
die Liebe zu den auslaͤndiſchen Waaren eine große Hin-
derniß vor das Aufkommen der Landesmanufacturen.
Dieſe Liebe des Auslaͤndiſchen iſt faſt ein allgemeiner
Fehler aller Voͤlker. Man darf nicht glauben, daß
dieſe Neigung nur allein bey uns teutſchen und andern
noͤrdlichen Nationen ſtatt findet, weil die Manufactu-
ren daſelbſt noch keine große Vollkommenheit er-
langet haben. Die Franzoſen und Engellaͤnder, die
es in der Vollkommenheit der Manufacturen unſtrei-
tig viel weiter gebracht haben, werden von dieſer Liebe
des Auslaͤndiſchen eben ſo ſtark hingeriſſen. Jhre eige-
nen Schriftſteller machen ihnen daruͤber die bitterſten
Vorwuͤrfe. Dieſe wunderliche Neigung iſt um ſo mehr
vor eine Hinderniß in dem guten Fortgange der Ma-
nufacturen zu achten, wenn man den inlaͤndiſchen Debit
nicht auf ſtrenges Verboth und Aufſicht gegen die Ein-
fuhre
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/210 |
Zitationshilfe: | Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/210>, abgerufen am 28.07.2024. |