Beschaffenheiten seines Staas dabey zurücksiehet. Es kann alsdenn gar nicht fehlen, daß ihm nicht die wichtig- sten Fehler und Gebrechen in die Augen leuchten sollten.
Große Schwierig- keit derglei- chen Gebre- chen zu ver- bessern.
Jch gestehe gern, daß es die allerschwehreste Un- ternehmung ist, dergleichen Fehler und Gebrechen in der Regierung und dem Zusammenhange des Staats- körpers abzuändern. Es giebt allemal eine Menge große und kleine Bediente und andere Einwohner des Staats, die an der Fortdauer solcher Gebrechen ihren offenbaren oder geheimen Vortheil finden, und die dannenhero niemals unterlaßen, die vorhabenden Ver- besserungen verhaßt zu machen und dargegen tausender- ley Schwierigkeiten zu erregen. Je weniger sie die wahre Ursache, nämlich den Verlust ihres Vortheils zu erkennen geben, desto ernstlicher arbeiten sie durch andere Vorstellungen dargegen und laßen tausend ge- heime Minen springen, um die Sache zu verhindern. Ob es zwar ohnedem nicht rathsam und thunlich ist, alle Gebrechen des Staats auf einmal zu verbessern; weil eine jede Verbesserung gründlich und mit Vor- sicht geschehen muß und mithin Arbeit und Zeit erfor- dert; so trägt doch auch die Vorsicht, mit einigen Gebrechen den Anfang zu machen, zu Minderung der Schwierigkeiten nicht viel bey. Alle diejenigen, die von solchen fehlerhaftigen Beschaffenheiten des Staats Vortheil ziehen, ob sie gleich von der vorhabenden Ver- besserung noch nicht getroffen werden, werden dennoch dadurch aufmerksam gemacht; und gleichwie sie klüglich
voraus-
IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
Beſchaffenheiten ſeines Staas dabey zuruͤckſiehet. Es kann alsdenn gar nicht fehlen, daß ihm nicht die wichtig- ſten Fehler und Gebrechen in die Augen leuchten ſollten.
Große Schwierig- keit derglei- chen Gebre- chen zu ver- beſſern.
Jch geſtehe gern, daß es die allerſchwehreſte Un- ternehmung iſt, dergleichen Fehler und Gebrechen in der Regierung und dem Zuſammenhange des Staats- koͤrpers abzuaͤndern. Es giebt allemal eine Menge große und kleine Bediente und andere Einwohner des Staats, die an der Fortdauer ſolcher Gebrechen ihren offenbaren oder geheimen Vortheil finden, und die dannenhero niemals unterlaßen, die vorhabenden Ver- beſſerungen verhaßt zu machen und dargegen tauſender- ley Schwierigkeiten zu erregen. Je weniger ſie die wahre Urſache, naͤmlich den Verluſt ihres Vortheils zu erkennen geben, deſto ernſtlicher arbeiten ſie durch andere Vorſtellungen dargegen und laßen tauſend ge- heime Minen ſpringen, um die Sache zu verhindern. Ob es zwar ohnedem nicht rathſam und thunlich iſt, alle Gebrechen des Staats auf einmal zu verbeſſern; weil eine jede Verbeſſerung gruͤndlich und mit Vor- ſicht geſchehen muß und mithin Arbeit und Zeit erfor- dert; ſo traͤgt doch auch die Vorſicht, mit einigen Gebrechen den Anfang zu machen, zu Minderung der Schwierigkeiten nicht viel bey. Alle diejenigen, die von ſolchen fehlerhaftigen Beſchaffenheiten des Staats Vortheil ziehen, ob ſie gleich von der vorhabenden Ver- beſſerung noch nicht getroffen werden, werden dennoch dadurch aufmerkſam gemacht; und gleichwie ſie kluͤglich
voraus-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0204"n="176"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſch. von denen Hinderniſſen</fw><lb/>
Beſchaffenheiten ſeines Staas dabey zuruͤckſiehet. Es<lb/>
kann alsdenn gar nicht fehlen, daß ihm nicht die wichtig-<lb/>ſten Fehler und Gebrechen in die Augen leuchten ſollten.</p><lb/><noteplace="left">Große<lb/>
Schwierig-<lb/>
keit derglei-<lb/>
chen Gebre-<lb/>
chen zu ver-<lb/>
beſſern.</note><p>Jch geſtehe gern, daß es die allerſchwehreſte Un-<lb/>
ternehmung iſt, dergleichen Fehler und Gebrechen in<lb/>
der Regierung und dem Zuſammenhange des Staats-<lb/>
koͤrpers abzuaͤndern. Es giebt allemal eine Menge<lb/>
große und kleine Bediente und andere Einwohner des<lb/>
Staats, die an der Fortdauer ſolcher Gebrechen ihren<lb/>
offenbaren oder geheimen Vortheil finden, und die<lb/>
dannenhero niemals unterlaßen, die vorhabenden Ver-<lb/>
beſſerungen verhaßt zu machen und dargegen tauſender-<lb/>
ley Schwierigkeiten zu erregen. Je weniger ſie die<lb/>
wahre Urſache, naͤmlich den Verluſt ihres Vortheils<lb/>
zu erkennen geben, deſto ernſtlicher arbeiten ſie durch<lb/>
andere Vorſtellungen dargegen und laßen tauſend ge-<lb/>
heime Minen ſpringen, um die Sache zu verhindern.<lb/>
Ob es zwar ohnedem nicht rathſam und thunlich iſt,<lb/>
alle Gebrechen des Staats auf einmal zu verbeſſern;<lb/>
weil eine jede Verbeſſerung gruͤndlich und mit Vor-<lb/>ſicht geſchehen muß und mithin Arbeit und Zeit erfor-<lb/>
dert; ſo traͤgt doch auch die Vorſicht, mit einigen<lb/>
Gebrechen den Anfang zu machen, zu Minderung der<lb/>
Schwierigkeiten nicht viel bey. Alle diejenigen, die<lb/>
von ſolchen fehlerhaftigen Beſchaffenheiten des Staats<lb/>
Vortheil ziehen, ob ſie gleich von der vorhabenden Ver-<lb/>
beſſerung noch nicht getroffen werden, werden dennoch<lb/>
dadurch aufmerkſam gemacht; und gleichwie ſie kluͤglich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">voraus-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[176/0204]
IV. Abſch. von denen Hinderniſſen
Beſchaffenheiten ſeines Staas dabey zuruͤckſiehet. Es
kann alsdenn gar nicht fehlen, daß ihm nicht die wichtig-
ſten Fehler und Gebrechen in die Augen leuchten ſollten.
Jch geſtehe gern, daß es die allerſchwehreſte Un-
ternehmung iſt, dergleichen Fehler und Gebrechen in
der Regierung und dem Zuſammenhange des Staats-
koͤrpers abzuaͤndern. Es giebt allemal eine Menge
große und kleine Bediente und andere Einwohner des
Staats, die an der Fortdauer ſolcher Gebrechen ihren
offenbaren oder geheimen Vortheil finden, und die
dannenhero niemals unterlaßen, die vorhabenden Ver-
beſſerungen verhaßt zu machen und dargegen tauſender-
ley Schwierigkeiten zu erregen. Je weniger ſie die
wahre Urſache, naͤmlich den Verluſt ihres Vortheils
zu erkennen geben, deſto ernſtlicher arbeiten ſie durch
andere Vorſtellungen dargegen und laßen tauſend ge-
heime Minen ſpringen, um die Sache zu verhindern.
Ob es zwar ohnedem nicht rathſam und thunlich iſt,
alle Gebrechen des Staats auf einmal zu verbeſſern;
weil eine jede Verbeſſerung gruͤndlich und mit Vor-
ſicht geſchehen muß und mithin Arbeit und Zeit erfor-
dert; ſo traͤgt doch auch die Vorſicht, mit einigen
Gebrechen den Anfang zu machen, zu Minderung der
Schwierigkeiten nicht viel bey. Alle diejenigen, die
von ſolchen fehlerhaftigen Beſchaffenheiten des Staats
Vortheil ziehen, ob ſie gleich von der vorhabenden Ver-
beſſerung noch nicht getroffen werden, werden dennoch
dadurch aufmerkſam gemacht; und gleichwie ſie kluͤglich
voraus-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/204>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.