Die Schönheit der Waaren begreifet zwar in phi-2) Die Schönheit der Waaren. losophischen und weitläuftigen Verstande auch die Güte und Tüchtigkeit derselben in sich. Allein hier verstehen wir unter der Schönheit nur das äußerliche, was das Auge reizet. Dieses, welches allemal den Käufern gefällt, ihr Geschmack und Absicht mag auch noch so verschieden seyn, muß man allen Arten von Waaren zu geben suchen, sie mögen auch der Güte nach beschaf- fen seyn, wie sie wollen. Man findet öfters, daß Waa- ren sehr gesucht werden, die von innrer Güte sehr schlecht sind, die aber durch ihr äußerliches Ansehen das Auge vergnügen. Diese äußerliche Schönheit kommt gemeiniglich auf die Beschaffenheit der Farben, auf den Glanz und auf die Desseins an; und vielleicht ist es hauptsächlich dasjenige, was den französischen Waaren zeither einen so großen Absatz verschaffet hat. Man muß dannenhero bey Anlegung der Manufactu- ren und Fabriken beständig bedacht seyn, denen Waa- ren alle mögliche äußerliche Schönheiten zu geben. Allein je mehr neue Manufacturen und Fabriken dieses Augenmerk nöthig haben, wenn sie vor denen andern bereits in Flohr stehenden Werken aufkommen wollen; so habe ich doch bemerket, daß es gar öfters daran er- mangelt. Waaren, die an sich selbst nicht von gerin- ger Güte gewesen sind, haben durch ihr äußerliches Ansehen ein viel schlechteres Urtheil von sich veran- laßet, als sie in der That verdienet haben.
Die
der Manufacturen und Fabriken.
Die Schoͤnheit der Waaren begreifet zwar in phi-2) Die Schönheit der Waaren. loſophiſchen und weitlaͤuftigen Verſtande auch die Guͤte und Tuͤchtigkeit derſelben in ſich. Allein hier verſtehen wir unter der Schoͤnheit nur das aͤußerliche, was das Auge reizet. Dieſes, welches allemal den Kaͤufern gefaͤllt, ihr Geſchmack und Abſicht mag auch noch ſo verſchieden ſeyn, muß man allen Arten von Waaren zu geben ſuchen, ſie moͤgen auch der Guͤte nach beſchaf- fen ſeyn, wie ſie wollen. Man findet oͤfters, daß Waa- ren ſehr geſucht werden, die von innrer Guͤte ſehr ſchlecht ſind, die aber durch ihr aͤußerliches Anſehen das Auge vergnuͤgen. Dieſe aͤußerliche Schoͤnheit kommt gemeiniglich auf die Beſchaffenheit der Farben, auf den Glanz und auf die Deſſeins an; und vielleicht iſt es hauptſaͤchlich dasjenige, was den franzoͤſiſchen Waaren zeither einen ſo großen Abſatz verſchaffet hat. Man muß dannenhero bey Anlegung der Manufactu- ren und Fabriken beſtaͤndig bedacht ſeyn, denen Waa- ren alle moͤgliche aͤußerliche Schoͤnheiten zu geben. Allein je mehr neue Manufacturen und Fabriken dieſes Augenmerk noͤthig haben, wenn ſie vor denen andern bereits in Flohr ſtehenden Werken aufkommen wollen; ſo habe ich doch bemerket, daß es gar oͤfters daran er- mangelt. Waaren, die an ſich ſelbſt nicht von gerin- ger Guͤte geweſen ſind, haben durch ihr aͤußerliches Anſehen ein viel ſchlechteres Urtheil von ſich veran- laßet, als ſie in der That verdienet haben.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0169"n="141"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Manufacturen und Fabriken.</hi></fw><lb/><p>Die Schoͤnheit der Waaren begreifet zwar in phi-<noteplace="right">2) Die<lb/>
Schönheit<lb/>
der Waaren.</note><lb/>
loſophiſchen und weitlaͤuftigen Verſtande auch die Guͤte<lb/>
und Tuͤchtigkeit derſelben in ſich. Allein hier verſtehen<lb/>
wir unter der Schoͤnheit nur das aͤußerliche, was das<lb/>
Auge reizet. Dieſes, welches allemal den Kaͤufern<lb/>
gefaͤllt, ihr Geſchmack und Abſicht mag auch noch ſo<lb/>
verſchieden ſeyn, muß man allen Arten von Waaren<lb/>
zu geben ſuchen, ſie moͤgen auch der Guͤte nach beſchaf-<lb/>
fen ſeyn, wie ſie wollen. Man findet oͤfters, daß Waa-<lb/>
ren ſehr geſucht werden, die von innrer Guͤte ſehr<lb/>ſchlecht ſind, die aber durch ihr aͤußerliches Anſehen<lb/>
das Auge vergnuͤgen. Dieſe aͤußerliche Schoͤnheit<lb/>
kommt gemeiniglich auf die Beſchaffenheit der Farben,<lb/>
auf den Glanz und auf die Deſſeins an; und vielleicht<lb/>
iſt es hauptſaͤchlich dasjenige, was den franzoͤſiſchen<lb/>
Waaren zeither einen ſo großen Abſatz verſchaffet hat.<lb/>
Man muß dannenhero bey Anlegung der Manufactu-<lb/>
ren und Fabriken beſtaͤndig bedacht ſeyn, denen Waa-<lb/>
ren alle moͤgliche aͤußerliche Schoͤnheiten zu geben.<lb/>
Allein je mehr neue Manufacturen und Fabriken dieſes<lb/>
Augenmerk noͤthig haben, wenn ſie vor denen andern<lb/>
bereits in Flohr ſtehenden Werken aufkommen wollen;<lb/>ſo habe ich doch bemerket, daß es gar oͤfters daran er-<lb/>
mangelt. Waaren, die an ſich ſelbſt nicht von gerin-<lb/>
ger Guͤte geweſen ſind, haben durch ihr aͤußerliches<lb/>
Anſehen ein viel ſchlechteres Urtheil von ſich veran-<lb/>
laßet, als ſie in der That verdienet haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[141/0169]
der Manufacturen und Fabriken.
Die Schoͤnheit der Waaren begreifet zwar in phi-
loſophiſchen und weitlaͤuftigen Verſtande auch die Guͤte
und Tuͤchtigkeit derſelben in ſich. Allein hier verſtehen
wir unter der Schoͤnheit nur das aͤußerliche, was das
Auge reizet. Dieſes, welches allemal den Kaͤufern
gefaͤllt, ihr Geſchmack und Abſicht mag auch noch ſo
verſchieden ſeyn, muß man allen Arten von Waaren
zu geben ſuchen, ſie moͤgen auch der Guͤte nach beſchaf-
fen ſeyn, wie ſie wollen. Man findet oͤfters, daß Waa-
ren ſehr geſucht werden, die von innrer Guͤte ſehr
ſchlecht ſind, die aber durch ihr aͤußerliches Anſehen
das Auge vergnuͤgen. Dieſe aͤußerliche Schoͤnheit
kommt gemeiniglich auf die Beſchaffenheit der Farben,
auf den Glanz und auf die Deſſeins an; und vielleicht
iſt es hauptſaͤchlich dasjenige, was den franzoͤſiſchen
Waaren zeither einen ſo großen Abſatz verſchaffet hat.
Man muß dannenhero bey Anlegung der Manufactu-
ren und Fabriken beſtaͤndig bedacht ſeyn, denen Waa-
ren alle moͤgliche aͤußerliche Schoͤnheiten zu geben.
Allein je mehr neue Manufacturen und Fabriken dieſes
Augenmerk noͤthig haben, wenn ſie vor denen andern
bereits in Flohr ſtehenden Werken aufkommen wollen;
ſo habe ich doch bemerket, daß es gar oͤfters daran er-
mangelt. Waaren, die an ſich ſelbſt nicht von gerin-
ger Guͤte geweſen ſind, haben durch ihr aͤußerliches
Anſehen ein viel ſchlechteres Urtheil von ſich veran-
laßet, als ſie in der That verdienet haben.
2) Die
Schönheit
der Waaren.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/169>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.