Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Allgemeine
lichen Gange der Natur, welches mir
für dismal genug ist.

§. 89. So wie sich das menschliche Ge-
schlecht vermehrt, so muß sich auch das Be-
friedigungsmittel seines Bedürfnisses vermeh-
ren. Derowegen wird nun der Mensch an-
getrieben, Mittel zu suchen, wie er die Men-
ge des Obstes vergrösern könne, die Erfah-
rung lehrt ihn der Natur nachahmen, er
pflanzt die Obstkerne in die Erde, erzeugt
sich eine grösere Menge Bäume, und mit den-
selben eine hinlängliche Menge Befriedigungs-
mittel. Erfahrung, Zufall, Mutterwiz,
besserer Geschmack, bessere Nahrung und bes-
seres Wohlbefinden leitet ihn, vor und nach
zu Veredlung, Auswahl und geschickterer
Anwendung der Obstfrüchte, womit er na-
türlicher Weise auch besseren Bau der Mut-
ter Erde verbindet.

§. 90. Dieses allererste Zeitalter der
Menschheit enthält das allereinfachste Ge-
werb, die allerersten Grundlinien der Land-
wirthschaft, in welchen der einfältigste Bau
der Erde, die einfachste Gewinnung des Er-

trages,
Allgemeine
lichen Gange der Natur, welches mir
fuͤr dismal genug iſt.

§. 89. So wie ſich das menſchliche Ge-
ſchlecht vermehrt, ſo muß ſich auch das Be-
friedigungsmittel ſeines Beduͤrfniſſes vermeh-
ren. Derowegen wird nun der Menſch an-
getrieben, Mittel zu ſuchen, wie er die Men-
ge des Obſtes vergroͤſern koͤnne, die Erfah-
rung lehrt ihn der Natur nachahmen, er
pflanzt die Obſtkerne in die Erde, erzeugt
ſich eine groͤſere Menge Baͤume, und mit den-
ſelben eine hinlaͤngliche Menge Befriedigungs-
mittel. Erfahrung, Zufall, Mutterwiz,
beſſerer Geſchmack, beſſere Nahrung und beſ-
ſeres Wohlbefinden leitet ihn, vor und nach
zu Veredlung, Auswahl und geſchickterer
Anwendung der Obſtfruͤchte, womit er na-
tuͤrlicher Weiſe auch beſſeren Bau der Mut-
ter Erde verbindet.

§. 90. Dieſes allererſte Zeitalter der
Menſchheit enthaͤlt das allereinfachſte Ge-
werb, die allererſten Grundlinien der Land-
wirthſchaft, in welchen der einfaͤltigſte Bau
der Erde, die einfachſte Gewinnung des Er-

trages,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="*"><pb facs="#f0070" n="50"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine</hi></fw><lb/>
lichen Gange der Natur, welches mir<lb/>
fu&#x0364;r dismal genug i&#x017F;t.</note><lb/>
            <p>§. 89. So wie &#x017F;ich das men&#x017F;chliche Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht vermehrt, &#x017F;o muß &#x017F;ich auch das Be-<lb/>
friedigungsmittel &#x017F;eines Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;es vermeh-<lb/>
ren. Derowegen wird nun der Men&#x017F;ch an-<lb/>
getrieben, Mittel zu &#x017F;uchen, wie er die Men-<lb/>
ge des Ob&#x017F;tes vergro&#x0364;&#x017F;ern ko&#x0364;nne, die Erfah-<lb/>
rung lehrt ihn der Natur nachahmen, er<lb/>
pflanzt die Ob&#x017F;tkerne in die Erde, erzeugt<lb/>
&#x017F;ich eine gro&#x0364;&#x017F;ere Menge Ba&#x0364;ume, und mit den-<lb/>
&#x017F;elben eine hinla&#x0364;ngliche Menge Befriedigungs-<lb/>
mittel. Erfahrung, Zufall, Mutterwiz,<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erer Ge&#x017F;chmack, be&#x017F;&#x017F;ere Nahrung und be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;eres Wohlbefinden leitet ihn, vor und nach<lb/>
zu Veredlung, Auswahl und ge&#x017F;chickterer<lb/>
Anwendung der Ob&#x017F;tfru&#x0364;chte, womit er na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e auch be&#x017F;&#x017F;eren Bau der Mut-<lb/>
ter Erde verbindet.</p><lb/>
            <p>§. 90. Die&#x017F;es allerer&#x017F;te Zeitalter der<lb/>
Men&#x017F;chheit entha&#x0364;lt das allereinfach&#x017F;te Ge-<lb/>
werb, die allerer&#x017F;ten Grundlinien der Land-<lb/>
wirth&#x017F;chaft, in welchen der einfa&#x0364;ltig&#x017F;te Bau<lb/>
der Erde, die einfach&#x017F;te Gewinnung des Er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">trages,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0070] Allgemeine * lichen Gange der Natur, welches mir fuͤr dismal genug iſt. §. 89. So wie ſich das menſchliche Ge- ſchlecht vermehrt, ſo muß ſich auch das Be- friedigungsmittel ſeines Beduͤrfniſſes vermeh- ren. Derowegen wird nun der Menſch an- getrieben, Mittel zu ſuchen, wie er die Men- ge des Obſtes vergroͤſern koͤnne, die Erfah- rung lehrt ihn der Natur nachahmen, er pflanzt die Obſtkerne in die Erde, erzeugt ſich eine groͤſere Menge Baͤume, und mit den- ſelben eine hinlaͤngliche Menge Befriedigungs- mittel. Erfahrung, Zufall, Mutterwiz, beſſerer Geſchmack, beſſere Nahrung und beſ- ſeres Wohlbefinden leitet ihn, vor und nach zu Veredlung, Auswahl und geſchickterer Anwendung der Obſtfruͤchte, womit er na- tuͤrlicher Weiſe auch beſſeren Bau der Mut- ter Erde verbindet. §. 90. Dieſes allererſte Zeitalter der Menſchheit enthaͤlt das allereinfachſte Ge- werb, die allererſten Grundlinien der Land- wirthſchaft, in welchen der einfaͤltigſte Bau der Erde, die einfachſte Gewinnung des Er- trages,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/70
Zitationshilfe: Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/70>, abgerufen am 22.11.2024.