Zunfteinschränkungen u. d. gl. können ferner zur Aufnahme inländischer Fabriken und Ma- nufakturen sehr vieles beitragen.
§. 512. Die völlige Freiheit, nach Belie- ben und Willkühr eine Kunst oder ein Hand- werk zu treiben, der Handwerker mag es verstehen oder nicht, richtet nach und nach die Kunstwirthschaft gänzlich zu Grunde, de- rowegen sind Zünfte nöthig. Aber solche Zunftverfassungen, welche die Zahl der Mei- ster bestimmen, das Erlernen der Handwer- ker erschweren, und andere schädliche Ge- bräuche haben, sind schädlich. Derowegen eine Zunft, welche alle Kunstprodukte un- tersucht, und keins verstattet, das nicht in seiner Art vollkommen ist, welche Anstallten trift, daß auch arme Kinder ihr Handwerk lernen können, und daß kranke Gesellen ver- pflegt und arme Meister versorgt werden, und die unter sich die nüzlichsten Polizeianstall- ten verfügt, ist höchst löblich und dem Staa- te nüzlich.
§. 513. Mit den Fabriken, Manufaktu- ren und Kunstgewerben ist die Handlung un-
zer-
Staatshaushaltung
Zunfteinſchraͤnkungen u. d. gl. koͤnnen ferner zur Aufnahme inlaͤndiſcher Fabriken und Ma- nufakturen ſehr vieles beitragen.
§. 512. Die voͤllige Freiheit, nach Belie- ben und Willkuͤhr eine Kunſt oder ein Hand- werk zu treiben, der Handwerker mag es verſtehen oder nicht, richtet nach und nach die Kunſtwirthſchaft gaͤnzlich zu Grunde, de- rowegen ſind Zuͤnfte noͤthig. Aber ſolche Zunftverfaſſungen, welche die Zahl der Mei- ſter beſtimmen, das Erlernen der Handwer- ker erſchweren, und andere ſchaͤdliche Ge- braͤuche haben, ſind ſchaͤdlich. Derowegen eine Zunft, welche alle Kunſtprodukte un- terſucht, und keins verſtattet, das nicht in ſeiner Art vollkommen iſt, welche Anſtallten trift, daß auch arme Kinder ihr Handwerk lernen koͤnnen, und daß kranke Geſellen ver- pflegt und arme Meiſter verſorgt werden, und die unter ſich die nuͤzlichſten Polizeianſtall- ten verfuͤgt, iſt hoͤchſt loͤblich und dem Staa- te nuͤzlich.
§. 513. Mit den Fabriken, Manufaktu- ren und Kunſtgewerben iſt die Handlung un-
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Staatshaushaltung
Zunfteinſchraͤnkungen u. d. gl. koͤnnen ferner
zur Aufnahme inlaͤndiſcher Fabriken und Ma-
nufakturen ſehr vieles beitragen.
§. 512. Die voͤllige Freiheit, nach Belie-
ben und Willkuͤhr eine Kunſt oder ein Hand-
werk zu treiben, der Handwerker mag es
verſtehen oder nicht, richtet nach und nach
die Kunſtwirthſchaft gaͤnzlich zu Grunde, de-
rowegen ſind Zuͤnfte noͤthig. Aber ſolche
Zunftverfaſſungen, welche die Zahl der Mei-
ſter beſtimmen, das Erlernen der Handwer-
ker erſchweren, und andere ſchaͤdliche Ge-
braͤuche haben, ſind ſchaͤdlich. Derowegen
eine Zunft, welche alle Kunſtprodukte un-
terſucht, und keins verſtattet, das nicht in
ſeiner Art vollkommen iſt, welche Anſtallten
trift, daß auch arme Kinder ihr Handwerk
lernen koͤnnen, und daß kranke Geſellen ver-
pflegt und arme Meiſter verſorgt werden,
und die unter ſich die nuͤzlichſten Polizeianſtall-
ten verfuͤgt, iſt hoͤchſt loͤblich und dem Staa-
te nuͤzlich.
§. 513. Mit den Fabriken, Manufaktu-
ren und Kunſtgewerben iſt die Handlung un-
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Jung-Stilling, Johann Heinrich: Versuch einer Grundlehre sämmtlicher Kameralwissenschaften. Lautern, 1779, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jungstilling_versuch_1779/273>, abgerufen am 16.07.2024.
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